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Dehnungsfuge bei Fliesen: Abstände und DIN Richtlinien

Aktualisiert: 16. Jan 2023, Veröffentlicht: 25. Mai 2022 in Fliesen verlegen
Lesedauer 6 Minuten
© U. J. Alexander / istockphoto.com

Damit die neu verlegten Fliesen keine Risse bilden, sollte unbedingt mit einer Dehnungsfuge gearbeitet werden. Diese sorgt dafür, dass der Untergrund „arbeiten“ kann und Spannungen ausgeglichen werden, ohne dass die Fliesen reißen. Wie Sie dabei vorgehen, was Sie beachten müssen und welche DIN Richtlinien hinsichtlich der Dehnungsfugen zu beachten sind, erfahren Sie in diesem Artikel.

Alles auf einen Blick:

  • Die Dehnungsfuge stellt sicher, dass der Untergrund flexibel bleibt.
  • Hierdurch kann eine Rissbildung in der Fliese verhindert werden.
  • Damit die Dehnfuge dem Standard entspricht, müssen die entsprechenden DIN Richtlinien eingehalten werden.
  • Wenn Sie eine Fußbodenheizung installieren möchten, ist die Dehnungsfuge von besonderer Bedeutung.
  • Dehnungsfugen sind vor allem immer dann wichtig, wenn verschiedene Materialien miteinander kombiniert werden.

Definition

Neben den gängigen Fugen zwischen den einzelnen Fliesen gibt es zusätzlich noch die Dehnungsfugen. Sie gleichen Spannungen und Temperaturschwankungen aus und vermeiden Schäden bei den Fliesen.

Was ist eine Dehnungsfuge?

Bei einer Dehnungsfuge handelt es sich um eine Fuge, die absichtlich „eingebaut“ wurde, um sicherzustellen, dass die Fliesen oder auch anderer Bodenbelag durch Zug- oder Druckspannung keinen Schaden nehmen. 

Dehnungsfugen werden auch wie folgt genannt:

  • Bewegungsfuge
  • Dilatationsfuge oder
  • Dehnfuge

Diese Form der Fugen besteht aus dauerelastischen Dichtstoffen, wie zum Beispiel Silikon. Wobei Sie hier allerdings darauf achten sollten, dass die Silikonfugen richtig aushärten.


Wo brauche ich eine Dehnfuge?

Sie sollten sie immer einplanen, wenn Sie fliesen. Unabhängig davon, ob Sie Feinsteinzeug, Naturstein oder andere keramische Fliesen und welchen Fliesenkleber oder Haftgrund Sie verwenden.

Schon gewusst?
Bei großen Bauvorhaben sind die Bewegungsfugen Sache des Architekten oder Bauingenieurs. Da in der Praxis, gerade bei kleineren Bauvorhaben, der Fliesenleger der Ansprechpartner ist, kann dieser sich nun auf die DIN 18534 berufen. In dieser Norm findet er die wichtigsten Infos zur korrekten Ausführung von Abdichtungsarbeiten.

Dehnfugen brauchen Sie in allen Bereichen, in denen es unter anderem aufgrund von Temperaturschwankungen dazu kommt, dass der Untergrund arbeitet, sich ausbreitet oder zusammenzieht. Denken Sie also vor allem an die Dehnungsfugen bei Fliesen über der Fußbodenheizung. 

Worauf muss ich besonders achten?

Denken Sie immer an die Dehnungsfugen bei

  • Übergängen zu anderen Bodenbelägen
  • Türschwellen
  • einer angrenzenden Wand oder einem Mauerwerk
  • Fußbodenheizungen
  • Armaturen
  • teilgefliesten Bereichen wie einem Fliesenspiegel rund um einen Kamin

Bereits bestehende Dehnungsfugen, zum Beispiel bei der Renovierung von Räumen, sollten Sie unbedingt beibehalten.

Was ist im Zusammenhang mit Estrich wichtig?

Beim Fliesen auf Estrich ist es besonders wichtig, dass der Estrich an exakt denselben Stellen ebenfalls mit einer Bewegungsfuge ausgestattet wird. Das gilt auch für eine Renovierung. Im Zusammenhang mit Estrich kommt immer wieder der Begriff Scheinfuge zur Sprache. Scheinfugen erfüllen einen ähnlichen Zweck, sind aber im Prinzip lediglich bewusst gesetzte Sollbruchstellen. Ein Fachmann kennt den Unterschied und die Anforderungen der jeweiligen Materialien und wendet beide Fugenarten professionell an – sowohl im Innenbereich als auch im Außenbereich, zum Beispiel wenn Sie alte Terrassenfliesen entfernen und neue legen lassen möchten. 

Warum Dehnungsfugen bei Fußbodenheizungen?

Ist eine Fußbodenheizung unter den Fliesen geplant, sollte besondere Aufmerksamkeit beim Verlegen gelten. Denn eine Fußbodenheizung sorgt automatisch für Temperaturschwankungen. Bei Hitze dehnen sich die Fliesen entsprechend aus und bei Kälte ziehen sie sich zusammen. Aber auch beim Verlegen von anderen Materialen wie Parkett oder Laminat sollten Sie daran denken, die Spannung auszugleichen.

Vorsicht – Erklärungsbedarf
Da die Fugen immer schmäler werden und Dichtungsfugen per se breit sein müssen, führt dies aufgrund von Unwissenheit bisweilen zur Unzufriedenheit beim Auftraggeber.


Vorgehensweise

Das Silikon darf keinesfalls auf dem Untergrund haften. Daher sind Dehnungsprofile aus Schaumstoff und Kunststoff oder notfalls auch Papierstreifen sinnvoll.

Wie bringe ich eine Bewegungsfuge an?

Schritt 1: Zunächst befreien Sie Staub, Kleber oder Schmutz gründlich aus der Fuge.

Schritt 2: Drücken Sie dann die Dehnungsprofile in die Fuge und fixieren Sie sie am Rand mit Klebeband.

Schritt 3: Die Fugenmasse sollte so tief reichen, wie die Fuge breit ist. Das gelingt am besten mit einer Silikonspritze, wobei Sie die Spitze der Kartusche am besten auf Fugenbreite zurechtschneiden. 

Schritt 4: Ziehen Sie die Fugenmasse mit einer Glättkelle gleichmäßig ab.

Schritt 5: Entfernen Sie das Klebeband.

Schritt 6: Überschüssige Fugenmasse mit einem feuchten Schwamm abwischen.

Was brauche ich für Dehnfugen?

  • Dauerelastische Fugenmasse (zum Beispiel Silikon)
  • Schwamm
  • Wasser
  • Dehnungsprofil
  • Klebeband
  • Glättkelle
  • Presskartusche

Was passiert, wenn ich ohne Dehnfugen arbeite?

Dann erhält das Steingut nicht genug Freiraum, um gleichmäßig zu „arbeiten“. Das bedeutet, dass es zum Beispiel durch  permanente Temperaturschwankungen zeitweise einem hohen Druck ausgesetzt sein kann, dem es jedoch nicht dauerhaft standhalten kann. In der Folge kann es passieren, dass die Fliesen am Boden reißen und entsprechend erneuert werden müssen. Eine solche Fuge ist also notwendig, um die Bodenfliesen in Ihrem Haus vor Schaden zu schützen.

TIPP:
Reißt eine Fliese am Fußboden, bedeutet dies nicht, dass exakt dort beim Verlegen keine Dehnungsfuge gesetzt wurde. Der Druck überträgt sich nämlich auf die anderen Fliesen am Boden, sodass es passieren kann, dass eine Fliese in einer ganz anderen Ecke des Raumes reißt. Angrenzende Bodenbeläge oder auch der Estrich können dadurch beschädigt werden.


DIN-Norm

Um eine einheitliche Verarbeitung zu garantieren, gibt es DIN-Normen für die Bewegungsfugen. Diese schreiben unter anderem vor, wie breit und wie tief Dehnungsfugen sein und an welchen Stellen diese sich befinden müssen. Hier greifen unter anderem die DIN 18157 und die DIN 18195. 

Wann greifen die DIN-Normen?

Bei Räumen ab 40 Quadratmetern sind sogenannte Feldbegrenzungsfugen vorgeschrieben. Die Feldbreite und Länge sollte dabei höchstens zwischen 5 und 8 Meter betragen.

Wichtig hierbei:

  • Fliesenformat
  • zu erwartende Beanspruchung des Belags
  • Raumbeschaffenheit (Raumgeometrie)
  • bei Fußbodenheizung: Anordnung des Heizkreises

Bei großen Flächen oder auch im Außenbereich sollen alle 4 Meter Fugen eingeplant werden. Aber auch sonst gilt ein Abstand von höchstens 6 Metern.


Gibt es DIN-Normen für die Breite und Tiefe?

Auch für die Fugenbreite gelten Grenzwerte nach DIN-Norm. Vor allem dort, wo Bodenfliesen und andere an starre Bauteile oder die Wand angrenzen, sollte die Dehnfuge mindestens 5 Millimeter, besser noch 8 Millimeter betragen und eine Tiefe erreichen, die bei etwa 25 Prozent der Dicke des Estrichs liegt. Am besten lassen Sie die Fugenmaße und Abstände von einem Profi fachgerecht und nach Norm für die Ausführung berechnen. 

Schon gewusst?
Es gibt inzwischen Systeme, mit deren Hilfe Sie über Fugen im Estrich fliesen können. Das ist vor allem bei großformatigen Fliesen wichtig. In diesem Fall wird eine sogenannte dauerelastische Fuge verwendet, die versetzt eingebaut wird. Und zwar in der Nähe zur Dehnungsfugen. Hierfür nehmen Handwerker ein spezielles Silikon.


Fazit

Dehnungsfugen bei Fliesen sind wichtig, damit die Fliesen nicht reißen, wenn sie „arbeiten“. Sie garantieren, dass sich das Material jederzeit ausdehnen und zusammenziehen kann, je nach Temperaturlage. Damit dieser gewünschte Effekt erzielt wird, sind entsprechende DIN-Norm einzuhalten.

Über unsere*n Autor*in
Simone Blaß
Simone studierte Germanistik, Psychologie und Soziologie und absolvierte danach ein Volontariat bei einem lokalen Fernsehsender. Nach Zwischenstationen beim Radio und in einer PR-Agentur arbeitete sie viele Jahre als freiberufliche Redakteurin für Online-Portale und Agenturen.
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