Letzte Aktualisierung am 8. Juli 2024 von
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Wer sich mit dem Thema Fensterglas auseinandersetzt, stößt rasch auf eine verblüffende Vielfalt unterschiedlicher Varianten dieses eigentlich einfachen Einrichtungsobjektes. Dies ist leicht erklärbar, denn Fensterglas erfüllt eine Vielzahl unterschiedlicher Aufgaben. Es erlaubt Lichteinfall in die Wohnung, soll gleichzeitig die Wärme drinnen und Lärm, unerwünschte Eindringlinge und Blicke draußen halten. Daneben soll es bei einem Unfall ungefährlich sein und einfach zu pflegen sein. Je nachdem, auf welchen dieser Aspekte besonderen Wert gelegt wird, kann das Glas durch unterschiedliche Zusätze, eingebaute Folien oder mehrere Glasplatten diese Ziele erreichen. Hier erhalten Sie einen Überblick über die unterschiedlichen Fensterglasarten, ihre Einsatzmöglichkeiten und ihre Kosten. Dazu gehört ein Überblick, wie Sie die Glasarten erkennen und wann ein Austausch sinnvoll sein kann.
Verschiedene einfache Fensterglasvarianten
Einfachverglasung
Fenster mit Einfachverglasung haben eine einzige Glasplatte aus gewöhnlichem Fensterglas. Fenster dieser Art haben eine schlechte Leistung, was die Wärmedämmung und Schalldämmung angeht. Seit den 70er Jahren ist ihr Einbau in Neubauten nicht mehr erlaubt. Man findet sie in alten Doppelfenstern, historischen Gebäuden, Scheunen und Dachböden. Sie erkennen diese Fenstersorte sofort optisch durch die einfache Glasscheibe ohne erkennbaren Zwischenraum. Es erreicht einen U-Wert von 5 bis 6 W/m²K. Fenster dieser Art sollten Sie in jedem Fall austauschen, wenn sie beheizte Räume umschließen. Höchstens in Gartenlauben, Tierställen oder denkmalgeschützten Gebäuden können diese Fensterscheiben erhalten bleiben.
Zweifachverglasung
Isolierglas besteht aus mehreren Glasschichten, die in einer einzigen Scheibe verbaut sind. Je nach Glasart können zwei, drei oder sogar vier Glasscheiben nebeneinander verbaut werden. Der Raum zwischen den Glasflächen ist mit Luft gefüllt und die Scheiben so verbaut, dass kein Luftaustausch stattfinden kann. So agieren die beiden Glasschichten und die dazwischen eingeschlossene Luft als Isolation und verhindern das Austreten von Wärme. Auch Isolierglas erkennen sie optisch anhand der sichtbaren Glasschichten. Isolierglas erreicht bei Doppelverglasung einen U-Wert von etwa 2,8 W/m²K.
Wärmeschutzglas
Wärmeschutzglas ist wie Isolierglas aufgebaut, jedoch zusätzlich mit einer Wärmeschutzbeschichtung überzogen. Diese Beschichtung ist an den Scheibenoberflächen im Inneren des Fensters angebracht, um eine Beschädigung bei der Fensterreinigung zu verhindern. Zusätzlich kann die im Inneren befindliche Luft durch ein Edelgas wie Xenon oder Argon ausgetauscht sein. Es erreicht bei Doppelverglasung einen U-Wert von 1,0-1,2 W/m²K, bei Dreifachverglasung 0,5-0,7 W/m²K.
Optisch ähneln diese Fenster Isolierglas, können jedoch durch einen einfachen Test unterschieden werden. Halten Sie dazu eine Kerzen- oder Feuerzeugflamme neben das Fensterglas und schauen Sie schräg auf die Fensterscheibe. Sie sehen mehrere Reflexionen der Flamme. Ist eines dieser Abbilder verfärbt, so ist das ein eindeutiger Hinweis auf ein Wärmeschutzglas.
Fensterglasvarianten mit Sicherheitsfunktion
Verbundsicherheitsglas
Dieses auch als Panzerglas bezeichnete Glas wurde entwickelt, um stärksten mechanischen Belastungen und sogar Schusswaffen standzuhalten. Es kann etwa bei ebenerdigen, schlecht einsehbaren Fenstern oder Türen mit Glasfenstern sinnvoll sein. Es handelt sich dabei um zwei dicke Glasscheiben, zwischen denen eine Polymerfolie eingezogen ist. Wird auf das Glas geschlagen, so verhindert die Polymerfolie ein Zerbrechen der Scheibe als Ganzes. Neben dem Einbruchschutz verhindern sie auch ein Herausfallen aus dem Fenster bei Stürzen. An bodentiefen Fenstern ist diese Art von Fensterglas deshalb vorgeschrieben. Glasscheiben dieser Art sind meistens in einer Ecke mit dem Kürzel „VSG“ markiert. Sollte das Kürzel fehlen oder verdeckt sein, können Sie beidseitig an die Fensterscheibe klopfen. Die Scheibe mit der Sicherheitsfolie klingt dumpfer.
Alarmglas
Alarmglas enthält entweder dünne Drähte oder eine Folie, durch die Strom fließt. Bei Zerbrechen des Glases wird der Stromfluss unterbrochen und die Alarmanlage des Hauses ausgelöst. Fensterglas dieser Art ist immer sofort als solches erkennbar, auch um potenzielle Einbrecher abzuschrecken.
Fensterglas mit Komfortfunktion
Schallschutzglas
Wenn Ihr Haus an einer stark befahrenen Schnellstraße oder neben Bahngleisen liegt, so bietet Schallschutzglas ein deutliches Plus an Wohnkomfort. Hier werden, analog zum Verbundglas, zwei Glasscheiben mit einer Mittelschicht verbunden. Im Fall von Schallschutzglas ist dies ein Kunstharz, das die Vibrationen des Schalls nur schlecht überträgt und bei geschlossenen Fenstern für eine ruhige Wohnung sorgt. Sie erkennen dieses Glas vor allem durch seine hörbar schalldämmende Wirkung. Bei Unsicherheiten hilft ein Blick auf den Produktcode, den Fenster dieser Art haben sollten.
Sichtschutzglas
Mit Fensterglas dieser Art schützen Sie sich vor unerwünschten Blicken. Dies kann beispielsweise in Bädern oder Schlafzimmern sein, besonders wenn diese baubedingt durch Fußgänger oder Nachbarn einsehbar sind. Fenster dieser Art können durch Anätzung milchig gemacht oder mit einer Struktur versehen sowie durch Einschlüsse im Glas eingefärbt werden. Bei Verdunklung des Fensterglases schützen diese Scheiben auch vor grellem Sonnenlicht. Daneben können diese Scheiben auch eine Rolle in der Dekoration Ihres Hauses spielen.
Vogelschutzglas
Wenn Sie mit Vogelschlag zu kämpfen haben und auch Aufkleber nicht weiterhelfen oder unerwünscht sind, so kann Vogelschutzglas das Leben der Tiere und Ihre Scheibe retten. Dieses Fensterglas wird mit einer UV-Folie überzogen, die dieses Licht reflektiert. Während UV-Strahlung für Menschen unsichtbar ist, sehen Vögel diese und erkennen damit die Fensterscheibe.
Intelligentes Glas
Glas dieser Art wird in Smart Homes eingesetzt, um je nach Jahreszeit und Wetter unterschiedliche Funktionen zu erfüllen. Es kann bei starkem Sonnenlicht eingedunkelt werden, im Winter oder trübem Wetter das Sonnenlicht aber voll durchlassen. So sorgt es für eine optimale Ausnutzung der Wärmewirkung und einen perfekten Durchblick in allen Lagen.
Selbstreinigendes Glas
Glas dieser Art ist mit einer speziellen Beschichtung versehen, die Schmutz einfach beim nächsten Regenguss abperlen lässt. Eine notwendige Reinigung entfällt. Diesen sogenannten Lotuseffekt erkennen Sie, wenn Sie Wasser auf die Scheibe spritzen. Die Wassertropfen perlen restlos ab.
Kosten der Fensterglasvarianten
Wenn Sie Ihr Fensterglas austauschen lassen, können Sie für die verschiedenen Glasvarianten mit den folgenden Kosten rechnen. Dabei beziehen sich die Kosten auf rechteckige Fenster. Für Fenster mit Sonderformen wie Dreiecksfenster oder Trapezfenster kostet das Fensterglas mehr, da hier das Glas individuell gefertigt werden muss. Die Sicherheits- und Komfortgläser sind mit Kosten in Bezug auf Isolierglas ausgewiesen. Wärmeschutzglas, Dreifachverglasung oder Vierfachverglasung erhöht den Preis nochmals. Auch lassen sich verschiedene Glasarten wie etwa Vogelschutzglas, selbstreinigendes Glas und Verbundsicherheitsglas kombinieren. Dies sind meistens Spezialprodukte mit individueller Preisbildung.
Fensterglas | Ungefähre Kosten |
---|---|
Einfachglas | 30 Euro/m² |
Isolierglas | 55 Euro/m² |
Wärmeschutzglas | 62 Euro/m² |
Verbundsicherheitsglas | 102 Euro/m² |
Alarmglas | 212 Euro/m² |
Schallschutzglas | 120 Euro/m² |
Sichtschutzglas | 80 – 200 Euro/m² |
Vogelschutzglas | 85 Euro/m² |
Intelligentes Glas | 900 – 1500 Euro/m² |
Selbstreinigendes Glas | 95 Euro/m² |
Wann lohnt sich der Austausch des Fensterglases?
Was erwarten Sie von der Fensterscheibe? Sollte es Ihnen vorrangig um den Wärmeschutz gehen, so leistet Zweifachverglasung akzeptable Ergebnisse, kann jedoch nicht mit Wärmeschutzglas mithalten. Hier sollten Sie eventuell einen Energieberater beauftragen, der Ihr Haus auf Schwachstellen in der Wärmedämmung überprüft. Eventuell können Sie durch eine andere Investition wie den Austausch von Fensterdämmungen oder eine andere Fensterreparatur bereits beachtliche Ergebnisse erzielen. Wenn Ihnen Ihr Energieberater einen Austausch der Fensterverglasung empfiehlt, dann ist das ein mehr als guter Grund. Beim Wechsel von Einfachverglasung zu Isolierglas oder Wärmeschutzglas müssen Sie häufig auch den Fensterrahmen austauschen oder umarbeiten lassen, da dieser für das dickere Isolierglas nicht geeignet ist.
Sollte es Ihnen um Sicherheit vor Einbrechern oder um Sichtschutz gehen, so sollten Sie das Fensterglas austauschen, wenn es diesen Ansprüchen nicht genügt. Dies kann etwa bei einem Wechsel des Eigentümers, Änderungen in der Nachbarschaft oder Ihres Sicherheitsbedürfnisses notwendig sein. Auch der Austausch von Fensterglas an bodentiefen Fenstern ist sinnvoll, denn auch wenn alte Fensterscheiben Bestandsschutz haben, leistet Sicherheitsglas hier einen wertvollen Beitrag zur Sicherheit der Bewohner. Maßnahmen zum Einbruchschutz werden ähnlich wie das Nachrüsten einer Pilzkopfverriegelung auch mit KfW-Krediten gefördert.