Letzte Aktualisierung am 6. Januar 2023 von Mika Lehmann
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Mit einer gezielten energetischen Sanierung lässt sich in den nächsten Jahrzehnten viel Geld sparen. Damit das klappt, sollte man die Sanierung jedoch gut planen. Hier finden Sie alle wichtigen Infos, um sich für die passenden Sanierungsmaßnahmen entscheiden zu können.
Was ändert sich 2023?
- 15 % Extra-Tilgungszuschuss für serielle Sanierung
- Tilgungszuschuss für Worst-Performing-Buildings steigt von 5 auf 10 Prozent und ist auch für Sanierung zum Effizienzhaus 70 erhältlich
- Auch Materialkosten für Eigenleistung werden gefördert
- Photovoltaik und Windkraft werden nicht mehr gefördert
- Erneuerbare-Energien-Klasse nur ab 65 % Bedarfsdeckung aus erneuerbaren Energien (vorher 55 %)
Vor- und Nachteile der energetischen Sanierung
Vorteile
- Geringere Heizkosten
- Wert der Immobilie steigt
- Hohe Fördermittel
- Vermeidet Schimmel
- Haus bleibt im Sommer kühl
- Betriebskosten von Klimaanlagen sinken
- Klima und Umwelt werden geschont
Nachteile
- Hohe Investitionskosten
- Umsetzung muss gut geplant werden
- Ausführung von Laien kann Bausubstanz schädigen
Mögliche Sanierungsmaßnahmen und ihre Kosten
Es gibt viele Möglichkeiten für die energetische Sanierung eines Gebäudes. Dabei kann man entweder den Wärmeverlust verhindern – mit Fassadendämmung, Dachdämmung und dreifach verglasten Fenstern – oder die Produktion von Wärme mit modernen Heizungen oder einer Solarthermieanlage effizienter machen.
Lohnt sich die energetische Sanierung überhaupt? Und welche Maßnahmen lohnen sich am meisten? Diese Fragen sind berechtigt, denn bei manchen dieser Maßnahmen wirken die Kosten extrem hoch. Tatsache ist aber, dass auch die teuren Maßnahmen sich schon nach 10 bis 20 Jahren rentieren und ab dann Kosten einsparen. Für ein Gebäude ist das keine lange Zeit. Außerdem werden Energiesparmaßnahmen von der Bundesregierung stark gefördert und auch die Kosten für einen Energieberater werden bezuschusst.
Dach und Obergeschoss
- Aufsparrendämmung: 130 bis 250 € pro m²
- Zwischensparrendämmung: 50 bis 100 € pro m²
- Untersparrendämmung: 35 bis 65 € pro m²
- Oberste Geschossdecke
- Begehbare Dämmung: 50 € pro m²
- Nicht begehbar: 15 bis 25 € pro m²
- Einblasdämmung: 5 bis 35 Euro pro m²
Fenster und Fassade
- Neue Fenster: 400 bis 1000 € pro Stück
- Kerndämmung: 60 bis 120 € pro m²
- Wärmedämmverbundsystem (WDVS) 100 bis 200 Euro pro m²
- Wärmedämmziegel: 180 bis 300 pro m²
- Vorgehängte hinterlüftete Fassade: 90 bis 300 € pro m²
- Einblasdämmung: 20 bis 30 Euro pro m²
Heizung, Warmwasser und Keller
- Wärmepumpe: 8.000 – 15.000 €
- Solarthermie für Warmwasser: ca. 5.000 €
- Holzheizung: 7.000 bis 20.000 €
- Kellerdecke dämmen: 15 – 150 €
- Kellerwände dämmen: 30 – 90 € pro m²
Welche Maßnahme lohnt sich am meisten?
Diese Frage kann man leider nicht pauschal beantworten. Bei alten Gebäuden müssen für gute Ergebnisse mehrere Maßnahmen kombiniert werden. Bei neueren Häusern kann es schon ausreichen, nur die Fenster auszutauschen oder das Dach dämmen zu lassen.
Um die staatliche Förderung zu nutzen, brauchen Sie immer eine Energieberatung. Dort erfahren Sie dann auch, welche Maßnahmen den größten Einfluss haben und zuerst erledigt werden sollten. Generell lohnt es sich, Dämmung und andere Sanierungen miteinander zu kombinieren. Zum Beispiel, nachdem Dach, Fassade oder Keller durch Unwetter beschädigt wurden. Die meisten Handwerksmeister aus den oben erwähnten Bereichen dürfen auch Energieberatungen durchführen.
KfW-Kredite für große Sanierungen
Sie möchten so viel wie möglich modernisieren? Dann lohnen sich die Förderungen von der Kreditbank für Kreditbank für Wiederaufbau (KfW). Je effizienter das Haus nach der Sanierung, desto weniger müssen Sie vom Kredit zurückzahlen. Extrazuschüsse erhalten Sie für die serielle Sanierung (15 %) oder wenn das Gebäude sehr schlecht gedämmt ist (10 %). Ist beides der Fall, sinkt der Bonus für serielle Sanierung auf 10 %. Wenn Sie ein Worst Performing Building zu einem Effizienzhaus 40 mit erneuerbaren Energien machen und die serielle Sanierung nutzen steigt der Tilgungszuschuss also von 25 auf 45 %.
Standard nach Sanierung | Tilgungszuschuss pro Wohneinheit | Max. Betrag pro Wohneinheit |
---|---|---|
Effizienzhaus 40 | 20 % von max. 120.000 Euro Kreditbetrag | 24.000 Euro |
Effizienzhaus 40 Erneuerbare-Energien-Klasse | 25 % von max. 150.000 Euro Kreditbetrag | 37.500 Euro |
Effizienzhaus 55 | 15 % von max. 120.000 Euro Kreditbetrag | 18.000 Euro |
Effizienzhaus 55 Erneuerbare-Energien-Klasse | 20 % von max. 150.000 Euro Kreditbetrag | 30.000 Euro |
Effizienzhaus 70 | 10 % von max. 120.000 Euro Kreditbetrag | 12.000 Euro |
Effizienzhaus 70 Erneuerbare-Energien-Klasse | 15 % von max. 150.000 Euro Kreditbetrag | 22.500 Euro |
Effizienzhaus 85 | 5 % von max. 120.000 Euro Kreditbetrag | 6.000 Euro |
Effizienzhaus 85 Erneuerbare-Energien-Klasse | 10 % von max. 150.000 Euro Kreditbetrag | 15.000 Euro |
Effizienzhaus Denkmal | 5 % von max. 120.000 Euro Kreditbetrag | 6.000 Euro |
Effizienzhaus Denkmal Erneuerbare-Energien-Klasse | 10 % von max. 150.000 Euro Kreditbetrag | 15.000 Euro |
Erneuerbare-Energien-Klasse bedeutet, dass das Gebäude nach der Sanierung mindestens 65 Prozent seines Energiebedarfs aus erneuerbaren Energien deckt. Beliebte Kombinationen dafür sind eine Wärmepumpe und Photovoltaik oder eine Holzheizung mit ergänzender Solarthermie. Solarenergie ist für das Erreichen der EE-Klasse optional, aber bei der richtigen Dachneigung und Ausrichtung sehr zu empfehlen.
BAFA-Förderung für Einzelmaßnahmen
Ihr Haus ist modern, aber nicht ganz so effizient wie es sein könnte? Dann nutzen Sie lieber einen Zuschuss des Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA).
Maßnahme | Zuschuss | Austauschbonus | Effiziente Wärmepumpe | Max. Fördersatz |
---|---|---|---|---|
Wärmepumpe | 25 % | 10 % | 5 % | 40 % |
EE-Hybrid | 25 % | 10 % | 5 % | 40 % |
EE-Hybrid mit Biomasseheizung | 20 % | 10 % | 5 % | 35 % |
Innovative Heizungstechnik | 25 % | 10 % | 35 % | |
Wärmenetzanschluss | 25 % | 10 % | 35 % | |
Gebäudenetzaschluss | 25 % | 10 % | 35 % | |
Gebäudenetz Errichtung/Erweiterung | 25 % | 25 % | ||
Biomasse | 10 % | 10 % | 20 % |
EE-Hybrid steht für Hybridheizungen, die zum größten Teil mit erneuerbaren Energien betrieben werden. Das kann zum Beispiel eine Kombination aus Wärmepumpe und Gasheizung sein.
Den Austauschbonus bekommt man, wenn man eine Ölheizung oder eine alte Gasheizung austauscht. Die Gasheizung muss dafür aber älter als 20 Jahre sein.
Effiziente Wärmepumpe bedeutet, dass Wärme aus Erde, Grund- oder Abwasser bezogen wird.
Maßnahme | Zuschuss | iSFP | Max. Fördersatz |
---|---|---|---|
Gebäudehülle | 15 % | 5 % | 20 % |
Anlagentechnik | 15 % | 5 % | 20 % |
Heizungsoptimierung | 15 % | 5 % | 20 % |
Gebäudehülle betrifft Einzelmaßnahmen zur Dämmung. Beispiele: Dachdämmung, Fassadendämmung, Fenstereinbau
Anlagentechnik bezieht sich bei Wohngebäuden auf Einbau oder Optimierung von Lüftungsanlagen oder die Installation eines “Efficiency Smart Home”. Bei Nichtwohngebäuden wird auch der Einbau von Mess-, Steuer- und Regelungstechnik, Raumkühlung und Beleuchtungssystemen gefördert.
Heizungsoptimierung schließt alle Maßnahmen ein, die die Effizienz der Heizung verbessern, zum Beispiel ein hydraulischer Abgleich, ein Austausch der Heizungspumpe oder eine Anpassung der Vorlauftemperatur. Die Anlage muss dafür mindestens zwei Jahre alt sein.
KfW-Effizienzhaus-Varianten
Die Höhe der KfW-Förderung richtet sich danach, welchen KfW-Effizienzhausstandard das Gebäude nach der Sanierung erfüllt. Diese Standards orientieren sich am Referenzgebäude des Gebäudeenergiegesetzes. Je effizienter das Gebäude nach der energetischen Sanierung ist, desto höher ist die KfW-Förderung.
Standard | Primärenergiebedarf | Transmissionswärmeverlust |
---|---|---|
KfW-Effizienzhaus 55 | 55 % | 70 % |
KfW-Effizienzhaus 70 | 70 % | 85 % |
KfW-Effizienzhaus 85 | 85 % | 100 % |
Referenzgebäude | 100 % | 115 % |
Niedrigenergiehäuser über KfW-Standard
KfW-Effizienzhäuser sind nicht die einzigen energieeffizienten Hausvarianten. Möglich sind auch Passivhäuser, Nullenergiehäuser oder Plusenergiehäuser. Alle drei sind gleichzeitig auch Gebäude nach KfW-Effizienzhaus-Standard 40. Die Altbausanierung zu einem Niedrigenergiehaus ist nicht leicht und wird daher eher selten durchgeführt. Vor einem Neubau sollte man diese Möglichkeiten aber auf jeden Fall kennen.
Passivhaus
Bei einem Passivhaus liegt der Jahresprimärenergiebedarf bei maximal 15 kWh/(m²a). Zum Vergleich: Das Passivhaus liegt damit ungefähr bei zehn Prozent des durchschnittlichen Bedarfs von Gebäuden in Deutschland. Damit dieser ambitionierte Wert erreicht werden kann, muss die Wärmedämmung des Hauses sehr gut sein und es braucht eine sehr effiziente Wärmepumpe. Eine aktive Heizung wird nicht eingesetzt, da sie zu viel Energie verbrauchen würde.
Nullenergiehaus
Das Nullenergiehaus funktioniert von der Bauweise und der Heizungsanlage ähnlich wie das Passivhaus. Auch hier kommt die bestmögliche Wärmedämmung zum Einsatz und wird mit einer Wärmepumpe kombiniert. Zusätzlich wird eine Photovoltaik- oder Solarthermie-Anlage eingesetzt, um den Energieverbrauch durch eigene Energieproduktion wieder auszugleichen und zusammengerechnet auf null Energieverbrauch zu kommen. Theoretisch könnte man mit einem Nullenergiehaus also auch autark leben, rechtlich ist das in Deutschland jedoch nicht erlaubt.
Für Nullenergie- und Plusenergiehäuser muss auch darauf geachtet werden, dass das Oberflächen/Volumenverhältnis des Hauses möglichst gering ist. Außerdem lohnen sich großflächige Fenster in Südausrichtung, um durch die Sonneneinstrahlung zusätzliche Wärme aufzunehmen.
Plusenergiehaus
Plusenergiehäuser stellen die höchste Stufe der energetischen Gebäudestandards dar, denn sie erzeugen mehr Energie, als sie verbrauchen. Diese Energie können sie dann in die öffentlichen Versorgungsstrukturen einspeisen. In der Regel handelt es sich dabei um Strom, der durch Photovoltaik oder Windenergie erzeugt wird.