Letzte Aktualisierung am 8. Juli 2024 von Mika Lehmann
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Damit sich eine Photovoltaikanlage für Sie lohnt, sollten Sie möglichst viel des erzeugten Solarstroms selbst nutzen können. Hierbei sollten jedoch einige wichtige Dinge beachtet werden. Welche Möglichkeiten es diesbezüglich gibt und wie Sie den Eigenverbrauch sinnvoll steigern können, darauf gehen wir in diesem Ratgeber ein.
Photovoltaik-Eigenverbrauch – das Wichtigste auf einen Blick:
- Eine Photovoltaikanlage ist am wirtschaftlichsten, wenn der erzeugte Strom größtenteils selbst genutzt wird
- Eine Speicherung des Stroms, sodass dieser später verbraucht werden kann, ist möglich
- Um einen möglichst sinnvollen Eigenverbrauch zu erzeugen, sollte schon vor dem Kauf der Anlage der Eigenbedarf ermittelt werden
- Strom, der nicht selbst verbraucht wird, kann in das öffentliche Stromnetz eingespeist werden
- Die Vergütung, die Sie für das Einspeisen erhalten, fällt recht gering aus, sodass es sich lohnt, möglichst viel Strom selbst zu verbrauchen
Was versteht man unter Eigenverbrauch bei PV-Anlagen?
Haben Sie beispielsweise auf dem Hausdach eine Photovoltaikanlage installiert, produziert diese Strom. Sie haben nun die Möglichkeit, diesen erzeugten Strom in das öffentliche Netz einzuspeisen, sodass Sie die sogenannte Einspeisevergütung erhalten. Da diese jedoch nur bei wenigen Cent liegt, erweist sich die Variante als wenig lukrativ. Es besteht allerdings auch die Möglichkeit, den erzeugten Strom selbst zu nutzen, und zwar für alle elektrischen Geräte im Haushalt. In diesem Fall spricht man vom Eigenverbrauch.
Warum lohnt sich der Eigenverbrauch bei Photovoltaikanlagen?
Im Vergleich zum Einspeisen des Stromes in das öffentliche Netz lohnt sich der Eigenverbrauch gleich in vielerlei Hinsicht.
Strompreis
Der Strompreis, den Sie bei einem Energieversorger bezahlen, ist derzeit so hoch wie nie. Er kann durchaus bei über 40 Cent pro kWh liegen. Je mehr Strom Sie also von Ihrem Energieversorger beziehen, desto mehr müssen Sie bezahlen.
Ausgehend von einem Stromverbrauch von ca. 3.000 kWh pro Jahr, was in etwa dem Verbrauch eines 3-Personen-Haushalts entspricht, bedeutet dies Stromkosten in Höhe von 1.200 Euro.
Können Sie nun jedoch beispielsweise 80 Prozent des erzeugten Stromes selbst verbrauchen, reduzieren sich die Stromkosten für einen externen Versorger auf nur noch ca. 240 Euro.
Einspeisevergütung
Speisen Sie den von Ihrer Anlage erzeugten Strom in das öffentliche Netz ein, erhalten Sie hierfür die sogenannte Einspeisevergütung. Diese ist in den letzten Jahren jedoch erheblich gesunken und hat sich inzwischen auf ca. 6 bis 9 Cent pro kWh eingependelt.
Im oben genannten Beispiel verbrauchen Sie 80 Prozent der 3.000 kWh selbst. Dies macht 2.400 kWh aus und ergibt einen Wert in Höhe von 960 Euro. Speisen Sie diese 80 Prozent hingegen ein und verbrauchen sie nicht selber, erhalten Sie hierfür lediglich zwischen 144 Euro und 216 Euro.
Gleichzeitig müssen Sie den Anteil von 80 Prozent zusätzlich kaufen, sodass Sie wieder bei Stromkosten in Höhe von ca. 1.200 Euro landen. Ziehen wir nun maximal 216 Euro für die Einspeisung ab, bezahlen Sie immer noch 984 Euro.
Es lohnt sich also deutlich mehr, den selbst produzierten Strom auch selbst zu verbrauchen und nur das einzuspeisen, was wirklich übrig ist.
Stromgestehungskosten
Um zu ermitteln, ob sich eine PV-Anlage wirklich lohnt, sollten alle Kosten betrachtet werden und nicht nur der Eigenverbrauch und die Einspeisevergütung. Hierbei ist zu bedenken, dass auch die Kosten für den Kauf und den Einbau der Anlage sowie die Wartungskosten berücksichtigt werden müssen.
Photovoltaik-Eigenverbrauch erhöhen
Ihr Ziel sollte es sein, den Eigenverbrauch des durch die PV-Anlage produzierten Stromes zu erhöhen, um hierdurch unabhängiger vom Stromanbieter zu werden. Doch diese Erhöhung muss sinnvoll erfolgen und gut geplant sein. Diesbezüglich sind folgende Dinge wichtig:
Elektrogeräte sinnvoll nutzen
Um möglichst viel Strom selbst nutzen zu können, sollte die Nutzung der im Haushalt befindlichen Elektrogeräte sinnvoll gestaltet werden.
Die PV-Anlage produziert in der Regel während der Mittagszeit am meisten Energie, da in dieser Zeit ideale Produktionsbedingungen herrschen. Strom den Sie in dieser Zeit nicht verbrauchen, wird automatisch in das öffentliche Stromnetz eingespeist. Während der Nachtstunden wird hingegen wenig Strom erzeugt, sodass die hauptsächliche Nutzung verbrauchsstarker Elektrogeräte während dieser Zeit ebenfalls nicht sinnvoll ist, da ansonsten Strom dazugekauft werden müsste.
Es lohnt sich daher, verbrauchsstarke Elektrogeräte zu den Zeiten laufen zu lassen, in denen am meisten Strom erzeugt wird. Die beste Zeit, um Waschmaschine, Backofen und Co. einzuschalten, ist daher die Mittagszeit. Während der Nachtstunden sollte diese Geräte allerdings nicht betrieben werden.
Natürlich ist es gerade Berufstätigen oft nicht möglich, dieses Management effektiv zu betreiben. Jedoch lässt sich heute mit einer Hausautomatisierung sehr viel realisieren. Einige Geräte können sogar praktisch per App von unterwegs aus eingeschaltet oder direkt am Gerät programmiert werden.
Wann lohnt sich ein Stromspeicher?
Ein Stromspeicher kann sich lohnen, um das eben geschilderte Problem besser zu managen. So lassen sich beispielsweise bis zu 80 Prozent des in den Mittagsstunden produzierten Solarstroms durch einen Stromspeicher „für später aufbewahren“, sodass Sie die Elektrogeräte bedenkenlos beispielsweise während der Nachtstunden laufen lassen können. Der Stromspeicher lohnt sich jedoch nur, wenn der zu Hochzeiten erzeugte Strom auch regelmäßig zu anderen Zeiten wieder aufgebraucht wird.
Wie autark kann ich mit einer PV-Anlage leben?
Vielleicht haben Sie schon einmal vom sogenannten Autarkiegrad gehört. Dieser gibt an, wie autark Sie mit der jeweiligen Anlage wirklich leben können.
Zu bedenken ist jedoch, dass nur die wenigsten wirklich zu 100 Prozent autark leben werden. Dies hängt vor allem damit zusammen, dass die meisten in privaten Haushalten genutzten Anlagen schlichtweg zu klein sind. So können mit Mühe und Not meist bis zu 80 Prozent Autarkie erreicht werden, mehr jedoch meistens nicht.
Es gibt nur eine Möglichkeit, volle 100 Prozent zu erreichen. Dafür ist es notwendig, eine sehr große – und somit auch sehr teure – Anlage zu nutzen. Dies jedoch ist wirtschaftlich nicht sinnvoll, da eine solche Anlage permanent deutlich mehr Strom erzeugen wird, als Sie wirklich benötigen.
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Steuern auf den Photovoltaik-Eigenverbrauch
Zu bedenken ist außerdem, dass Sie auf den PV Anlage Eigenverbrauch entsprechende Steuern zahlen müssen, auch wenn dies aktuell nicht der Fall ist. Auch aus diesen Gründen ist es wichtig, den Stromzähler bzw. den Eigenverbrauch ständig im Blick zu haben.
Welche Steuern fallen für den PV Eigenverbrauch an?
Zum 01.01.2023 haben sich in Bezug auf die Steuern für die Photovoltaikanlage einige Dinge verändert. Dies bedeutet für Betreiber einer solchen Anlage erhebliche Erleichterungen, vor allem in finanzieller Hinsicht. Früher musste beim Kauf der Solaranlage die Mehrwertsteuer in Höhe von 19 Prozent gezahlt werden. Diese wurde inzwischen auf 0 Prozent gesenkt, sodass beim Kauf keinerlei Steuern mehr anfallen, die den Kaufpreis künstlich erhöhen. Damit die oben genannte Regel greift, müssen bestimmte gesetzliche Anforderungen erfüllt sein. So darf die Anlage beispielsweise nicht zu groß sein.
Zu beachten ist zudem, dass Umsatzsteuer bezahlt werden muss, wenn Sie den Strom in das öffentliche Netz einspeisen. Diese Regelung können Sie jedoch umgehen, indem Sie von der klassischen Steuerregelung auf die sogenannte Kleinunternehmerregelung wechseln.
Ebenfalls geändert hat sich aufgrund der Änderung der Umsatzsteuerhöhe auch die Zahlung der Steuer auf den Eigenverbrauch. Diese liegt somit ebenfalls bei 0 Prozent.
Da der Verkauf des Stromes inzwischen auch von der Einkommensteuer befreit ist, fallen auch hierfür keine Steuern mehr an.
Wichtig: Für ältere Anlagen und für Anlagen, die nicht den gesetzlichen Anforderungen entsprechen, können andere Regelungen gelten.
Fazit
Seit dem 01.01.2023 hat sich in Sachen Photovoltaik-Eigenverbrauch einiges verändert. So lohnt es sich inzwischen, einen Speicher zu nutzen und beispielsweise eine eigene Wallbox für das Elektroauto zu betreiben. Denn abgesehen davon, dass sich der Eigenverbrauch erheblich auf die Stromkosten auswirkt, sparen Sie sich bei einer neuen Anlage auch noch verschiedene Steuern wie beispielsweise die Zahlung der Umsatzsteuer und der Einkommensteuer.