Letzte Aktualisierung am 8. Juli 2024 von Mika Lehmann
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Photovoltaikanlagen werden von ihren Herstellern gerne als wartungsfrei beziehungsweise wartungsarm angepriesen. Dies ist auf den ersten Blick richtig, denn in ihnen findet sich weder ein Generator wie in einer Windkraftanlage, noch werden Dinge wie Biogas verbrannt oder andere Prozesse finden statt. Es müssen somit im Idealfall keine Teile geschmiert, kein Ruß entfernt oder andere regelmäßige Arbeiten durchgeführt werden. Dennoch empfehlen Handwerker und Versicherungsverbände eine regelmäßige Wartung aller Anlagenteile, um einen einwandfreien Betrieb zu ermöglichen.
Hier erfahren Sie, wieso diese sinnvoll ist, in welchen Abständen diese durchgeführt werden sollte und was bei einer Wartung stattfindet. Außerdem erfahren Sie mehr zu den Kosten und zu Reinigungsarbeiten, die gerne zusammen mit Wartungen angeboten werden. Auf blauarbeit.de finden Sie zahlreiche Fachbetriebe, die Reparaturarbeiten und die Wartung von Photovoltaikanlagen gerne durchführen.
Fünf gute Gründe für eine Wartung der Photovoltaikanlage
Falls Sie sich fragen, wieso Sie Geld für die Wartung Ihrer angeblich wartungsfreien Solaranlage ausgeben sollten, finden Sie hier einige Gründe, weshalb dies sinnvoll ist.
1. Bewahrung des Versicherungsschutzes
Viele Versicherungen schreiben für Photovoltaikanlagen eine regelmäßige Wartung vor, damit der Versicherungsschutz in voller Höhe erhalten bleibt. Bei Nichteinhaltung dieser Bedingung droht ein Wegfall des Versicherungsschutzes oder zumindest eine erhöhte Zuzahlung im Schadensfall. Auch wenn Versicherungen dies nicht ausdrücklich in ihren Versicherungsvertrag schreiben, können sie die Wartung im Zweifelsfall als Obliegenheit bezeichnen. Eine regelmäßige Wartung schafft hier Sicherheit.
2. Schutz von Haus und Personen
Als Hausbesitzer sind Sie dazu verpflichtet, Ihr Heim, vorbeigehende Passanten und abgestellte Autos vor Gefahren durch Ihr Eigentum zu schützen. Sollte sich die Befestigung und die PV-Anlage lösen und diese herabfallen, so sind Sie für alle entstehenden Schäden verantwortlich. Anders ist dies, wenn Sie mit dem Nachweis der Wartungsarbeiten zeigen können, dass Sie Ihrer Sorgfaltspflicht nachgekommen sind.
3. Verlängerung der Lebensdauer
Eine Solaranlage arbeitet unter guten Bedingungen für 20 bis 30 Jahre. Bei Schäden verringert sich die Lebensdauer der Anlage deutlich, da andere Teile einen erhöhten Verschleiß aufweisen können. Wenn Sie Ihre Anlage regelmäßig warten lassen, beugen Sie dem vor und holen das Maximum an Ertrag aus der Anlage.
4. Stromerzeugung ertragreich halten
Bei Schäden durch Tierfraß, Blitzschlag oder Wetter können Solarmodule ausfallen oder ihre Spannung umkehren, also gegen die restliche Photovoltaikanlage arbeiten. Dies verringert den Ertrag durch die Solaranlage. Auch kleine Schäden, die über Jahre hinweg unbemerkt bleiben, können so potenziellen Strom im vielfachen Wert der Wartungsarbeiten kosten.
5. Schnelle Beseitigung von Mängeln
Wenn kleine Mängel während der Wartung entdeckt werden, können diese häufig bereits dann durch den Wartungstechniker beseitigt werden. So sparen Sie zusätzliche Anfahrten und Terminanfragen sowie lange Wartezeiten, wenn Sie selber Probleme feststellen.
Das können Sie selbst prüfen
Nicht alle Wartungsarbeiten müssen durch einen Fachbetrieb durchgeführt werden. So können Sie täglich oder wöchentlich die Stromerzeugung an Ihrem Zähler überprüfen. Sie sollten die Zählerstände sowie die aktuelle Wetterlage dokumentieren. So können Sie in darauffolgenden Jahren Vergleiche anstellen und bei verdächtigen Spannungsabfällen oder einem kompletten Ausfall eine Fachfirma beauftragen. Wenn Sie diese Arbeit automatisieren wollen, gibt es Handel Autologger, die automatisch Buch führen. Diese kann Ihnen Ihr Fachbetrieb installieren. Sie kosten zwischen 300 und 1.000 Euro.
Daneben können Sie Ihre Solaranlage monatlich einer Sichtprüfung unterziehen. Achten Sie auf schief sitzende oder herunterhängende Module, abgefallene Klammern, lose Kabel oder starke Verschmutzung. Hierzu bietet sich, falls Sie die Module nicht über ein Dachfenster oder auf einem Flachdach aus der Nähe begutachten können, ein Fernglas oder eine handelsübliche Drohne mit Kamera an. Alternativ können Sie mit manchen Fachbetrieben auch eine Fernwartung vereinbaren. Hier werden die Messdaten mehrfach wöchentlich durch einen Techniker überprüft und bei ungewöhnlichen Werten in Absprache mit Ihnen eine Wartung veranlasst.
Wann sind welche Wartungsarbeiten sinnvoll?
Der Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung e. V. (DGUV e. V.) empfiehlt, zwei Wartungszyklen durch einen Fachbetrieb durchführen zu lassen. Eine jährliche Prüfung durch einen Fachbetrieb unterzieht alle wichtigen Bauteile einer Kontrolle, während bei der vierjährigen Prüfung die gesamte Anlage aufs Genaueste geprüft wird. Beide Wartungstermine sollten Sie in die Zeit von Anfang März bis Ende April legen, denn so startet Ihre Photovoltaikanlage fit in die sonnenreichen Tage.
Jährliche Prüfung
Bei der jährlichen Prüfung der Solaranlage führt der Fachmann folgende Arbeiten durch.
- Oberflächen der Solarmodule auf dem Dach werden auf Verschmutzungen kontrolliert.
- Das Montagesystem wird auf sicheren Sitz und korrekte Ausrichtung kontrolliert.
- Die Kabel und Leitungen werden geprüft, um sicheren Sitz und Freiheit von Tierfraß abzusichern.
- Der Anschlusskasten wird auf seine Wasserdichte und sicheren Sitz kontrolliert.
- Bei dem Photovoltaikspeicher und dem FI-Schutzschalter wird die automatische Funktionsprüfung durchgeführt.
Diese Arbeiten und ihre Ergebnisse werden genau protokolliert und dienen als Vergleichswerte. Sollten in den ersten vier Jahren keine Mängel auftreten, so empfehlen manche Fachbetriebe, den Wartungsturnus auf zwei Jahre auszudehnen.
Vierjahresprüfung
Um die korrekte Funktionsweise aller Bauteile sicherzustellen, wird bei der vierjährlichen Prüfung eine Überprüfung aller Bauteile nach DIN EN 62446-1 VDE 0126-23-1:2019-04 durchgeführt. Hierbei werden alle Bauteile so geprüft, wie dies nach dem ursprünglichen Einbau der PV-Anlage geschehen ist. Sie können sich nach dieser Prüfung auf Herz und Nieren sicher sein, dass Ihre Anlage perfekt funktioniert und jedes Problem gefunden wurde.
Kosten der Wartungsarbeiten
Die Kosten einer Wartung von Photovoltaikanlagen unterscheiden sich nur leicht, je nach Größe der Anlage, baulichen Umständen und Fahrkosten. Alles in allem können Sie mit Kosten zwischen 200 und 300 Euro rechnen. Diese können Sie senken, indem Sie sich mit Nachbarn absprechen und alle Wartungsarbeiten an einem Tag durchführen lassen. So teilen Sie die Anfahrtskosten untereinander auf. Auch Wartungsverträge können sinnvoll sein, denn so müssen Sie nicht nur im Frühjahr mit anderen Anlagenbesitzern um die Zeit der Fachbetriebe wetteifern, Sie können oft auch ein paar Euro Rabatt herausschlagen. Zudem werden Sie so rechtzeitig an die Wartung der PV-Anlage erinnert, sodass alle Arbeiten durchgeführt werden, wenn es sinnvoll ist.
Reinigung der Photovoltaikanlage
Auch wenn die Reinigung von Solarpanels nicht zur Wartung von Photovoltaikanlagen im eigentlichen Sinne gehört, vereinen viele Besitzer solcher Anlagen beide Maßnahmen miteinander. Auf Solarpanels können sich Staub, Schmutz und Vogelkot sowie Moos und andere Pflanzenteile absetzen. Dies verringert den Ertrag der Solaranlage erheblich. Die Reinigung von Solarpanels sollte alle zwei Jahre erfolgen, wenn die Verschmutzung nicht durch einen niedrigen Neigungswinkel (unter 30 Grad) oder erhöhtes Schmutzaufkommen (Nähe zu Industriestandorten oder Landwirtschaftsbetrieben) begünstigt ist.
Bei der Reinigung werden die Solarpanels mit Wasser und Allzweckreiniger abgewischt. Durch die selbstreinigende Beschichtung muss nur selten bei hartnäckigem Schmutz nachgeputzt werden. Diese Arbeiten können auf Flachdächern oder mit Teleskopstangen an niedrigen Dächern auch von Ihnen durchgeführt werden. Sollten Sie eine Leiter oder eine Hebebühne benötigen oder diese Arbeiten nicht durchführen wollen, so übernehmen die meisten Fachbetriebe diese Arbeiten gerne während der Wartung zu günstigen Kosten.