Letzte Aktualisierung am 25. Oktober 2021 von
Die Geschichte des Kürbisanbaus in Europa ist noch jung. Wie die Kartoffel und die Tomate kommt auch der Kürbis ursprünglich aus Amerika. Es war Christoph Kolumbus, der den heutigen Gartenkürbis (Curcubita pepo) auf Kuba entdeckte und mit nach Europa brachte.
Schon die Römer kannten den Flaschenkürbis
Doch das war nicht der Beginn des Kürbisanbaus in Europa, wie heute vielfach vermutet wird. Vielmehr hat der heute bekannte, orange Gartenkürbis den Flaschenkürbis zeitweise verdrängt. Der Flaschenkürbis (Lagenaria siceraria) ist eine der ältesten Kulturpflanzen der Welt und war schon sehr früh auf allen Kontinenten verbreitet. Sein Ursprung liegt vermutlich in Afrika, genauer gesagt wahrscheinlich in Simbabwe. Man weiß, dass diese Kürbisart spätestens ab 2500 v. Chr. In Ägypten angebaut wurde. Von dort aus verbreitete sich der Flaschenkürbis als Kulturpflanze im gesamten Mittelmeerraum und gelangte nach Europa. Die Römer, so berichtet es zumindest Plinius der Ältere, nutzten den Flaschenkürbis überwiegend als Gefäß. Die Legionäre sollen die getrockneten und ausgehöhlten Früchte als Trinkgefäße für unterwegs genutzt haben Die Römer waren es auch, die der Pflanze den Namen „Cucurbita“ gaben, woraus sich nicht nur die Bezeichnung für die gesamte Gattung ergab, sondern sich auch das deutsche Wort Kürbis entwickelte. Irgendwann fiel im deutschsprachigen Raum die erste Silbe weg, im mittelhochdeutschen Sprachraum sagte man dazu „Churbez“ oder „Kürbiz“, heute eben „Kürbis“.
Karl der Große sorgt für die europaweite Verbreitung
Spätestens seit dem Mittelalter sind auch in Europa der Anbau und die Nutzung als Lebensmittel bekannt. Schon Karl der Große kannte die medizinische Wirkung des Kürbisses und veranlasste den Anbau. Dies galt nicht nur für seine Pfalz in Aachen, sondern für sämtliche seiner Landgüter, wodurch der Flaschenkürbis in Mitteleuropa recht schnell Verbreitung fand. Walahfrid Strabo, Abt des Klosters Reichenau, beschrieb in seinem berühmten „Liber de cultura hortorum“ den Flaschenkürbis als Nutz- und Heilpflanze. Der Flaschenkürbis war im Mittelalter nicht unbedingt das Lebensmittel der Wahl von fürstlichen Höfen, aber in weiten Teilen der Bevölkerung fand er breiteren Anklang. So war der Flaschenkürbis beliebt bei Bauern und Handwerkern, aber auch in der Klosterküche und wurde vor allem in Gemüsesuppen und Eintöpfen verwendet. Der Adel hingegen bevorzugte in dieser Zeit eher Fleisch und Brot, von manchem Gemüse befürchtete man bei Hofe gar, dass es der Verdauung „echter“ Lebensmittel im Wege stände.
Kolumbus bringt neue Sorten aus Amerika mit
Mit dem Beginn der Frühen Neuzeit und der bereits erwähnten Entdeckung Amerikas und des Gartenkürbisses durch Kolumbus, verlor der Flaschenkürbis in Europa an Bedeutung. Denn die neue, importierte Art wurde nicht nur von den ersten Siedlern Nordamerikas bevorzugt, sondern verdrängte auch die „alte“ Art in den Gärten und auf den Feldern Europas. Jahrhundertelang war der Kürbis in Deutschland weit verbreitet.
Der Kürbis gerät in Vergessenheit
Dies änderte sich nach dem Zweiten Weltkrieg schlagartig. Während des Krieges war der Kürbis eines der wenigen Gemüse, welches man ohne Lebensmittelkarten bekam. Deshalb galt der Kürbis zu Zeiten des Wirtschaftswunders als Armenspeise, ja, geradezu als verpönt. Der Kürbis wurde nun nicht mehr gebraucht, kaum noch angebaut und geriet zunehmend in Vergessenheit. Viele Jahre bekam man den Kürbis nicht mehr in den Obst- und Gemüseabteilungen der Supermärkte.
Revival: Heute gilt der Kürbis als Superfood
Ende der 80er Jahre setzte so langsam ein Revival des Kürbisses ein. Zum einen, weil man entdeckte, wie gesund und nahrhaft die großen Beerenfrüchte sind, zum anderen, weil Halloween in unseren Breitengeraden immer weiter an Beliebtheit gewann. Ein geschnitzter Gruselkürbis gehört auch hierzulande zu den beliebtesten Herbstdekorationen, sei es im Vorgarten oder auf der Fensterbank.
Heute ist gilt der Kürbis als Superfood. Reich an Vitaminen und Mineralstoffen, nahrhaft und dabei kalorienarm. Es gibt viele verschiedene Sorten wie Hokkaido, Butternut oder den Spaghettikürbis, der in diesem Jahr sehr angesagt ist. Auch andere Produkte, wie zum Beispiel das Kürbiskernöl, erfreuen sich großer Beliebtheit. Dies macht sich auch statistisch bemerkbar: Während 2008 die Anbaufläche in Deutschland 1640 Hektar betrug, waren es im Jahr 2018 4.150 Hektar, auf denen man Kürbisse angebaut hat.