Letzte Aktualisierung am 8. Juli 2024 von
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Im Laufe der letzten Jahrzehnte entscheiden sich immer weniger junge Menschen für einen Handwerksberuf. Dadurch gibt es nun einen verstärkten Mangel an Fachkräften in den Handwerksbetrieben. Umso wichtiger ist es, dass die älteren Handwerker ein angenehmes Arbeitsumfeld haben. Das altersgerechte und alternsgerechte Arbeiten soll dabei helfen, Problemen vorzubeugen und die Gesundheit zu schützen.
Immer mehr Arbeitgeber machen sich bewusst, wie wichtig die Arbeitsfähigkeit ihres Personals ist. Überlastete oder erkrankte Mitarbeiter würden die Schwierigkeiten noch verschlimmern. Alternsgerechte Arbeitsplätze stellen eine gute Lösung dar, um die Motivation zu verbessern und Erkrankungen und Kündigungen vorzubeugen.
Mit dem Älterwerden sinkt die Belastbarkeit
Ob es um den äußeren Druck geht oder um die anstrengenden Handwerksarbeiten: Jeder Mitarbeiter ist nur bis zu einem bestimmten Punkt belastbar. Die älteren Handwerker können nicht alle Arbeiten erledigen, die durch den fehlenden Nachwuchs liegen bleiben.
Mit dem Alter reduziert sich die Leistungsfähigkeit, und dies lässt sich nicht durch die vielen Erfahrungen wettmachen. Je nach persönlicher Veranlagung und Lebensstil wirken sich die täglichen Belastungen mehr oder weniger stark auf die körperliche Konstitution und die Motivation aus.
Unabhängig vom biologischen und gefühlten Alter sinkt allmählich die Produktivität. Gerade in Handwerksbranchen wie der Dachdeckerei erhöht sich dadurch die Gefahr von Unfällen und Verletzungen. Umso wichtiger ist die alters- und alternsgerechte Arbeitsumgebung.
Altersgerecht oder alternsgerecht: eine kurze Erklärung
Die altersgerechte Arbeitsgestaltung dient dazu, den Mitarbeitern zum aktuellen Zeitpunkt eine sichere und angenehme Umgebung zu schaffen. Das bedeutet, dass sich die Arbeitsanforderungen an die jetzigen Bedürfnisse, Leistungsfähigkeit und Lebenssituation der Mitarbeiter anpassen.
Im Gegensatz dazu geht es bei der alternsgerechten Arbeitsgestaltung um die Prävention. Es handelt sich also um vorausschauende Maßnahmen, mit deren Hilfe die Mitarbeiter bis zum Ende ihrer Erwerbstätigkeit gesund und motiviert bleiben sollen. Das beginnt mit der Gesundheitsförderung durch eine entsprechende Arbeitsumgebung und reicht bis zur Planung von geeigneten Verhaltensweisen. Als frühzeitige und zukunftsweisende Maßnahmen kommen Schulungen oder eine Entwicklung zu einem anderen Arbeitsbereich für das Personal infrage.
Alternsgerechtes Arbeiten richtig kommunizieren
In kleinen und mittelständischen Handwerksfirmen herrscht oft eine familiäre Atmosphäre. Dennoch verschweigen die älteren Mitarbeiter oft ihre gesundheitlichen Probleme. Dabei würde es helfen, über eventuelle Beschwerden oder neue Ideen zu Weiterbildungsmaßnahmen oder Arbeitsverteilung zu sprechen. Niemand möchte gerne über seine altersbedingten Einschränkungen reden. Doch im Handwerk können diese Probleme zu gefährlichen Situationen führen. Wer bei bestimmten Bewegungen Schmerzen verspürt oder sich übermäßig anstrengen muss, verursacht womöglich einen Unfall. Oft hängt diese Zurückhaltung mit der Angst vor dem Jobverlust zusammen, und natürlich mit dem Gefühl, nicht mehr mit den jüngeren Kollegen mithalten zu können. Ein regelmäßiges Mitarbeitergespräch hilft dem Arbeitgeber sowie den Arbeitnehmern. Auch im Team lassen sich Umverteilungen besprechen. Oft gibt es recht einfach umsetzbare Lösungen, beispielsweise eine Umverteilung der anstrengenden Arbeiten.
Ergonomie als Entlastung
Ein ergonomischer Arbeitsplatz ist für Büroarbeiter selbstverständlich. Auch im Handwerk spielt Ergonomie eine Rolle. Hier geht es um moderne und ergonomische Werkzeuge, die ein effizientes und weniger anstrengendes Arbeiten unterstützen. Vor allem bei Tätigkeiten, die sich ständig wiederholen, besteht das Risiko einer Überlastung. Bis zu einem bestimmten Alter fällt es den Handwerkern leicht, sich an die Anforderungen anzupassen. Doch irgendwann häufen sich die Beschwerden und womöglich auch die Krankmeldungen. Damit steigt die Gefahr einer Erwerbsunfähigkeit. Mit ergonomischen Geräten und einer modernen Technik lassen sich die körperlichen Belastungen reduzieren. So lässt sich die Tätigkeit mit weniger Muskelkraft durchführen, was sich positiv auf die Leistung und Motivation der Mitarbeiter auswirkt. Gleichzeitig dienen die effizienten Werkzeuge dem Gesundheitsschutz.
Arbeitsumgebung anpassen
Die Leistungsfähigkeit der Handwerker verändert sich mit den Jahren. Wenn die Belastbarkeit nachlässt, ist eine Anpassung im Arbeitsumfeld nötig. Alternsgerechtes Arbeiten hilft schon im Vorfeld, die Mitarbeiter auf die Veränderung einzustellen. Davon profitiert die körperliche und psychische Gesundheit. Empfehlenswerte Lösungen für die Entlastung der Mitarbeiter:
• ergonomische Arbeitsplätze einrichten (höhenverstellbare Arbeitsflächen, modernes Werkzeug, praktische Hilfsmittel),
• bessere Ausleuchtung des Arbeitsbereiches,
• mit akustischen Signalen die Sicherheit erhöhen,
• Rückzugsbereiche schaffen,
• Wechsel der Arbeitsbereiche,
• Veränderung der Arbeitszeiten.
Das Miteinander der Generationen
In vielen Handwerksbetrieben arbeiten ältere und jüngere Kollegen Seite an Seite. In einem altersgemischten Team lernen die jungen Leute von den erfahrenen Mitarbeitern. Die Älteren profitieren hingegen von dem Engagement und den schnelleren Reaktionen der Jüngeren. Oft kommt es ohne Zutun zu einer leichten Umschichtung der einzelnen Aufgaben, beispielsweise übernehmen es die jungen Mitarbeiter, schwere Teile zu tragen. Doch diese zunächst kaum spürbare Umverteilung führt eventuell dazu, dass die jüngeren Arbeitskräfte „verschlissen“ werden. Darum ist es besser, sich bei den schweren Aufgaben abzuwechseln. So lassen sich Beschwerden durch monotone Tätigkeiten vermeiden.
Für die Gesundheit aller Mitarbeiter ist es sinnvoll, das gesamte Arbeitsumfeld zu berücksichtigen. Neben den körperlichen Belastungen beeinflussen psychische Probleme die Stimmung am Arbeitsplatz. Im Vordergrund stehen vor allem diese Punkte:
• Arbeitsumgebung,
• Organisation der Arbeit,
• einzelne Aufgaben,
• soziale Beziehungen.
Das faire Miteinander zwischen den älteren und jungen Mitarbeitern funktioniert im besten Fall mit gegenseitigem Verständnis und einer gewissen Rücksichtnahme. Ein pauschales Konzept gibt es nicht, denn kleine Handwerksbetriebe funktionieren anders als mittelständische Unternehmen. Kurze Entscheidungswege ermöglichen einen schnellen Austausch zwischen Chef und Mitarbeiter; während eine stärkere Hierarchie mehr Vorlauf erfordert. Auch die finanziellen und personellen Möglichkeiten unterscheiden sich. Entsprechend individuell sehen die Lösungen für eine alters- und alternsgerechte Arbeitsverteilung im Handwerk aus.