Finanzierungsmöglichkeiten für Unternehmen

Letzte Aktualisierung am 28. Oktober 2021 von

Wer etwas erreichen und erfolgreich umsetzen möchte, kommt um eines nicht herum: Kapital! Doch Finanzierungsmöglichkeiten gibt es einige und man sollte genau abwägen, welche für einen selbst am ehesten geeignet sind.

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Selbstfinanzierung

Unter Selbstfinanzierung versteht man die Finanzierung aus den Gewinnen, die ein Unternehmen selbst erwirtschaftet. Bei der Selbstfinanzierung treten keine zusätzlichen Kreditgeber oder Eigentümer auf, die im Unternehmen ein Mitspracherecht haben wollen. Die Unabhängigkeit des Unternehmens bleibt erhalten. Zudem entsteht keine Zins- und Tilgungsbelastung. Ein weiterer positiver Effekt der Selbstfinanzierung ist die Stärkung der Eigenkapitalbasis, die sich bei einer eventuell ergänzenden Kreditfinanzierung positiv auf das Rating und die Kreditkonditionen auswirkt.

Kredite

Banken sind wahrscheinlich die bekannteste Finanzierungsart. Auch die beliebten Gründerkredite der Kreditbank für Wiederaufbau kann man über jede Bank beantragen. Die Konditionen dieser Kredite sind günstiger und die KfW übernimmt einen großen Teil des Kreditrisikos. Das erhöht die Chance, dass die Bank den Kredit zu guten Konditionen gewährt. Voraussetzung ist Fall jedoch ein professioneller Businessplan und eine gute Bonität. Auch eine Bürgschaftsbank kann beim Kredit-Antrag helfen. Reicht die Bonität nicht für einen großen Unternehmenskredit aus, können auch Mikrokredite bis 25.000 Euro und Privatkredite für die Gründung genutzt werden.

Gründungszuschuss vom Arbeitsamt

Auch aus der Arbeitslosigkeit heraus kann man gründen und es wird staatlich gefördert. Sechs Monate lang kann man zusätzlich zum ALG 1 einen Zuschuss von 300 Euro monatlich erhalten. Anschließend muss man einen weiteren Antrag stellen, um die 300 Euro pro Monat für weitere neun Monate zu erhalten. Voraussetzung für den Gründungszuschuss ist ein schlüssiger Businessplan. Es handelt sich nicht um einen Kredit, er muss also nicht zurückgezahlt werden.

Gründerwettbewerbe

Nicht immer benötigt man neues Geld für eine große Anschaffung. Manchmal reicht auch schon ein kleines Preisgeld und die zusätzliche Aufmerksamkeit, die man durch einen Wettbewerb erhalten kann. Mit der richtigen Strategie kann man diese Aufmerksamkeit nämlich in Aufträge, mehr Geld und begeisterte Stammkunden umwandeln.

Beteiligungsfinanzierung

Einzelunternehmen, Personengesellschaften, aber auch GmbHs haben keine Möglichkeit, sich Eigenkapital über die Börse zu besorgen. Sie sind daher gezwungen, ihr Beteiligungskapital aus anderen Quellen zu schöpfen. Bei Einzelunternehmen bereitet die Beschaffung von Eigenkapital oft die größten Schwierigkeiten. Häufig kommt nur das Privatvermögen des Unternehmers als Geldquelle in Frage. Allerdings wird durch seine Einlagen auch die Eigenkapitalbasis gestärkt, was sonst nur noch über die Einbehaltung von Gewinnen möglich ist. Als weitere Möglichkeit der Beteiligungsfinanzierung bietet sich die Aufnahme eines stillen Gesellschafters an, denn bei einer stillen Teilhaberschaft muss die Rechtsform des Unternehmens nicht geändert werden. Die Einlage des stillen Gesellschafters geht direkt in das Vermögen des Einzelunternehmens ein. Als Gegenleistung erhält er eine angemessene Beteiligung am Gewinn. Am Verlust nimmt er nur bis zur Höhe seiner Einlage teil. Bei einer Gesellschaft mit beschränkter Haftung (GmbH) kann die Eigenkapitalbasis durch zusätzliche Einlagen der bestehenden oder die Aufnahme neuer Gesellschafter gestärkt werden.

Kapitalbeteiligungsgesellschaften stellen Erfolg versprechenden Unternehmen Eigenkapital gegen entsprechende Anteile und Mitsprachemöglichkeiten zur Verfügung. Venture-Capital-Gesellschaften, abgekürzt VCs, finanzieren vor allem das Wachstum kleinerer und mittelständischer Unternehmen. Vor einem Engagement in den einzelnen Unternehmen prüfen die Kapitalbeteiligungsgesellschaften vor allem folgende Punkte:

  • Ist das Unternehmen zukunftsorientiert und entwicklungsfähig?
  • Zeichnet sich das Management durch Zuverlässigkeit aus?
  • Sind das Finanz- und Rechnungswesen aussagefähig?
  • Sind die geplanten Investitionen sinnvoll und stärken sie die Marktstellung sowie die Ertragskraft?
  • Werden relativ sichere, stabile und vor allem hohe Erträge in der Zukunft generiert?

Neben der reinen Finanzierung übernimmt die Beteiligungsgesellschaft oft auch eine Beraterfunktion in den Unternehmen. Das Engagement der Gesellschaft ist zumeist in der Höhe und in der Zeit begrenzt. Als Gegenleistung erwarten die Beteiligungs- und Venture-Capital-Gesellschaften einen Anteil aus dem laufenden Gewinn, in anderen Worten ausgedrückt: eine hohe Rendite für ihr eingesetztes Kapital.

Crowdfunding

Beim Crowdfunding stellt man die Geschäftsidee oder das Produkt öffentlich vor und sammelt Geld von vielen und oft kleineren Investor*innen ein. Es ist im Handwerk unüblich und wird vor allem für Produkte genutzt, die noch nicht produziert worden sind. Oft handelt es sich um eine Vorbestellung des jeweiligen Produkt, das anschließend bei erfolgreichem Crowdfunding produziert und geliefert wird. Für Handwerksbetriebe eignet sich diese Finanzierung eher nicht, aber andere Unternehmen können sie nutzen.

Sonstige Finanzierungsmöglichkeiten

Anzahlung (Kundenkredit)

Bei dieser Art der Finanzierung tritt der Abnehmer als Kreditgeber auf: Bereits im Voraus, das heißt vor Lieferung der Ware, zahlt er einen Teil- oder sogar den Gesamtbetrag. Kundenanzahlungen sind vor allem in der Auftragsfertigung, wie sie im Handwerk vorkommen, üblich. Die Anzahlungen stellen für das produzierende Unternehmen eine Finanzierungshilfe dar. Mit diesem Geld kann es die für die Produktion benötigte Waren und Dienstleistungen bezahlen. Außerdem besteht hier der Vorteil, dass eine Nichtabnahme der bestellten Ware praktisch nicht vorkommt. Darüber hinaus stellt der Auftraggeber dem Unternehmen das Geld meist zinslos zur Verfügung.

Lieferantenkredit

Ein Lieferantenkredit im engeren Sinn ist ein Kredit, der dem Käufer einer Ware vom Verkäufer im Zusammenhang mit dem Warenabsatz gewährt wird. Man spricht dabei auch von Buch- oder Wechselkredit. Daneben existieren auch so genannte Einrichtungs- und Ausstattungskredite, die der Lieferant seinem Abnehmer gewährt. In der Praxis findet man solche Einrichtungs- und Ausstattungskredite beispielsweise in der Gastronomie.

Da für Lieferantenkredite zumeist keine zusätzlichen Sicherheiten benötigt werden, besitzen sie vor allem in kleinen und mittleren Betrieben große Bedeutung. Die wesentliche Eigenschaft des Lieferantenkredits ist die enge Verbundenheit mit dem Warengeschäft: In der Regel wird durch ihn der Zeitraum zwischen der Beschaffung der Ware und der Einnahme des Umsatzes aus ihrem Wiederverkauf überbrückt. Der Nachteil des Lieferantenkredits liegt darin, dass er meist sehr teuer ist. Aufgrund einer schnellen Finanzierung wird er dennoch oft genutzt, da auf Kreditwürdigkeitsprüfungen meist verzichtet wird.

Factoring

Beim Factoring handelt es sich um den vertraglich geregelten Ankauf von Kundenforderungen durch ein Finanzierungs- oder Kreditinstitut, Factor genannt. Der Factor übernimmt mit dem Ankauf der Forderungen bestimmte Servicefunktionen und zugleich das Ausfallrisiko der Forderungen. In bestimmten Fällen kann der Verkäufer der Forderungen dem Factor sogar die gesamte Debitorenbuchhaltung, das Inkasso- und Mahnwesen übertragen. Für die Übernahme dieser Dienstleistungs- und Finanzierungsfunktion, das heißt für die Kreditierung der Forderungen, berechnet der Factor neben den banküblichen Sollzinsen auch Dienstleistungsgebühren (zirka 1 bis 2,5 Prozent der Rechnungsbeträge). Trägt der Factor vertragsgemäß auch das Risiko des Ausfalls, so werden zusätzliche Gebühren von 0,2 bis 0,5 Prozent erhoben.

In der Praxis werden die einzelnen Positionen zu einer Gesamtgebühr zusammengefasst. Die Höhe der Gebühr ist unter anderem abhängig von der Bonität der Schuldner, der Beurteilung des Kunden und dessen gesamten Geschäftsumfang. Mit Factoring gewinnt Ihr Unternehmen außerdem an Liquidität. Für kleine Unternehmen kann das Factoring auch unter Kostengesichtspunkten – insbesondere mit Blick auf die kostenintensive Debitorenbuchhaltung – zweckmäßig sein. Für Unternehmen, die weitgehend bar und mit sehr kurzen Zahlungszielen verkaufen, eignet sich Factoring allerdings kaum.

Leasing

Unter Leasing versteht man die Vermietung von Anlagegegenständen. In der Praxis werden darunter alle möglichen Arten der Vertragsgestaltung subsumiert, die vom normalen Miet- bis hin zum verdeckten Ratenkaufvertrag reichen. Im Gegensatz zum normalen Mietvertrag zeichnet sich Leasing dadurch aus, dass zwischen dem Hersteller und dem Nutzer einer Ware eine Leasinggesellschaft als Käufer und Vermieter zwischengeschaltet ist. Als Leasingobjekte kommen alle Formen mobiler Gegenstände und Maschinen sowie Immobilien in Betracht, die für den längeren Verbleib im Unternehmen vorgesehen sind. Wirtschaftsgüter die zum kurzfristigen Verbrauch oder Verkauf bestimmt sind, eignen sich hingegen nicht als Leasinggüter. Die Beschaffung von Wirtschaftsgütern hat unmittelbare Bedeutung für die Liquiditätssituation eines Unternehmens: Bei einem Kauf verschlechtert sich die Liquidität. Erfolgt die Investition hingegen durch Leasing, bleiben Liquiditätsstatus und Kreditrahmen der Banken unverändert. Leasing stellt damit oftmals eine interessante objektbezogene Finanzierungsalternative dar.

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