Studenten im Vorlesungssaal hören zu und schreiben mit

Studieren mit Meistertitel: Auch ohne Abitur an die Hochschule

Letzte Aktualisierung am 28. März 2022 von

Bild: Gorodenkoff / stock.adobe.com

Bekanntlich führen ja viele Wege nach Rom – oder eben an die Hochschule. Inzwischen ist es in Deutschland auch ohne Abitur möglich ein Studium aufzunehmen. Eine bestandene Meisterprüfung oder eine abgeschlossene Berufsausbildung mit ausreichender Berufserfahrung gewähren mitunter ebenfalls den Zugang zu einem Hochschul-Studium. Doch das ist an einige Bedingungen geknüpft und mitunter von Bundesland zu Bundesland unterschiedlich.

Welche Qualifikation benötigt man für ein Studium?

Die allgemeine Hochschul- und Fachhochschulreife bilden die Grundlage für ein Studium an einer deutschen Hochschule. Im Jahr 2008 wurde dann erstmals über neue Möglichkeiten zu studieren gesprochen, bei denen nicht der Schulabschluss, sondern die Kompetenzen entscheidend sind, ein Jahr später folgte dann ein Beschluss der Kultusministerkonferenz. Seitdem gibt es im Grunde drei verschiedene Wege Studierender ohne (Fach-)Abitur zu werden:

  • Abgeschlossene Meisterprüfung: Mit einem Meisterabschluss kann unter anderem direkt in ein Studium nach Wahl eingestiegen werden
  • Abgeschlossene Berufsausbildung mit Berufserfahrung: Mit einer Berufsausbildung und anschließender beruflicher Praxiserfahrung – von meist etwa drei Jahren – kann in ein fachbezogenes Studium eingestiegen werden. Mitunter ist mit Aufnahmeprüfungen zu rechnen
  • Ohne (Fach-)Abitur und abgeschlossene Berufsausbildung: Unter Umständen kann die Zugangsberechtigung für eine Hochschule über eine Prüfung oder ein Probestudium erlangt werden

Bildung ist Ländersache, dementsprechend sind die Zugangsberechtigungen zur Hochschule ohne die (Fach-)Hochschulreife im Detail von jedem Bundesland anders geregelt und weichen zum Teil voneinander ab.

Lohnt sich ein Studium nach dem Meister?

Eine abgeschlossene Ausbildung im Handwerk mit anschließender Meisterprüfung ist ohnehin schon lohnenswert und bietet gute Berufschancen, doch ein Studium bringt eine weitere Qualifikation mit sich und eröffnet neue Karrieremöglichkeiten. Dank der freien Wahl des Studienfachs mit einem hochqualifizierten Abschluss wie dem Meistergrad, stehen Handwerksmeister*in an der Hochschule quasi alle Wege offen.

Im besten Fall, passt das Studienfach dann noch zu der zuvor abgelegten Meisterprüfung, erweitert die Kompetenzen und schafft zusätzliche Qualifikationen. So könnte ein/e Elektriker*in mit Meistertitel beispielsweise ein Studium der Elektrotechnik anstreben. Aber auch Studiengänge im Bereich der Betriebswirtschaft oder in den Ingenieurwissenschaften können sinnvoll mit der bisherigen Berufserfahrung als Handwerker*in verbunden werden, um interdisziplinär aufgestellt zu sein. Das erhöht natürlich nicht nur das Vertrauen eines Kunden in die eigene Arbeit, sondern kann mitunter auch bessere Gehaltsmöglichkeiten mit sich bringen.

Allerdings sollte man sich bei einer weitreichenden Entscheidung wie der Aufnahme eines Studiums auch über die Folgen bewusst sein. Zum einen ist studieren natürlich mit einem hohen Zeitfaktor verbunden. Zum anderen muss man sich logischerweise in Sachen Kosten deutlich umstellen. Bei einem regulären Vollzeitstudium ist es meist kaum bis gar nicht möglich auch Vollzeit zu arbeiten. Dementsprechend entfällt das reguläre Gehalt, an das man sich in den letzten Jahren gewöhnt hatte. Natürlich besteht auch die Möglichkeit per Fernstudium zu studieren, doch eine Fernuni wird meist privat betrieben. Bei dem Studium an einer privaten Hochschule, fallen dementsprechend höhere Gebühren als an einer staatliche Hochschule an.

Ebenfalls nicht ganz unerheblich ist, dass ein Meistertitel zwar als gleichwertig mit einem Bachelor gilt, jedoch trotzdem nicht direkt in einen Masterstudiengang eingestiegen werden kann. Auch der/die Meister*in startet die Hochschulkarriere mit dem Bachelor. Jedoch lassen sich einige Leistungen, die im Zuge der Meisterausbildung erworben wurden, vorab anerkennen.

Förderung durch Aufstiegs-BAföG

Für berufliche Bildung steht das sogenannte Aufstiegs-BAföG nach dem Aufstiegsfortbildungsförderungsgesetz (AFBG) als Förderungsmöglichkeit zur Verfügung. Es kann für verschiedene, berufliche Fortbildungen, wie beispielsweise die Meisterausbildung selbst, aber auch für Weiterbildungen zum/r Techniker*in oder zum/zur Betriebswirt*in, bezogen werden. Im August 2020 kam es zur Ausweitung der Förderansprüche auf jede der im Berufsbildungsgesetz (BBiG) und der Handwerksordnung (HwO) verankerten Fortbildungsstufen sowie für Fortbildungsabschlüsse, die gleichwertig sind. Dementsprechend lässt sich auch ein Bachelor-Studium fördern.

Individuelle Entscheidung

Letztendlich kommt es wie so oft im Leben auf die individuelle Situation der Person an. Wer sich gerne Herausforderungen stellt, könnte an der Hochschule gut aufgehoben sein. Entscheidend dafür ist vor allem die Motivation, aus der man an das Studium herangeht: Denn man sollte mit Überzeugung ins Studium starten und sich nicht lediglich des Geldes wegen in den Hörsaal zwingen. Neben einem Studium gibt es selbstverständlich auch noch andere Weiterbildungen im Handwerk – Diese sind zum Großteil auch ohne einen Meistertitel zugänglich.

Nicht selten gehört im Handwerk inzwischen auch eine Menge Planung dazu. Eine Kombination von praktischem und theoretischem Wissen kann also durchaus sinnvoll sein. Diesem Ideal könnte man mit einem Meistertitel und einem danach angeschlossenem Studium bereits ein ganzes Stück näher kommen.

Artikel teilen:

Aufträge gesucht? Jetzt Mitglied werden

1 Kommentar zu „Studieren mit Meistertitel: Auch ohne Abitur an die Hochschule“

  1. Das ist mal eine tolle Information die ich nicht wusste, ich werde meinen Meisterbrief im Friseurhandwerk machen. Das man danach studieren kann ohne Abitur ist mir neu. Danke für die Infos.

    Lg Lisa

Kommentar verfassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Nach oben scrollen