Letzte Aktualisierung am 8. Juli 2024 von
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Der Lieferantenkredit zählt im Handwerk zu den bequemsten und folglich beliebtesten Finanzierungsformen. Doch vielen Handwerkern ist nicht bewusst, dass sie diese Bequemlichkeit mit horrend hohen Zinsen bezahlen. Die Skontozahlung ist eine wesentlich günstigere Alternative. Wie Handwerker auch bei knapper Kasse einen Skonto ausnutzen, zeigt der nachfolgende Beitrag.
So teuer sind Lieferantenkredite in der Praxis
Vielen Handwerkern ist nicht bewusst, wie teuer ein Lieferantenkredit in Wirklichkeit ist und wie viel Geld sie sich durch die Zahlung mit Skonto ersparen können. Auf zwei oder drei Prozent Skonto zu verzichten, klingt im ersten Moment eher nach einem Kleckerbetrag. Doch um die Kosten eines Lieferantenkredits richtig zu berechnen, müssen Handwerker sie auf das Gesamtjahr hochrechnen und den Zinssatz des Lieferantenkredits mit anderen Kreditzinsen vergleichen.
Zur Verdeutlichung des Kostenvorteils von Skonto gegenüber einem Lieferantenkredit ein Beispiel aus der Praxis:
Ein Handwerker kauft bei einem Lieferanten Material im Wert von 12.000 Euro netto ein. Der Lieferant gewährt ihm ein Zahlungsziel von 30 Tagen. Alternativ bietet er dem Handwerker einen Skonto in Höhe von drei Prozent bei Zahlung der Rechnung innerhalb von zehn Tagen.
Wenn der Handwerker den Skontovorteil nutzt, muss er nach zehn Tagen lediglich 11.640 Euro für die Rechnung bezahlen. Würde er den Lieferantenkredit ausnutzen, müsste er erst nach dreißig Tagen die vollen 12.000 Euro bezahlen. Der Lieferantenkredit ist somit nichts anderes als ein Kredit vom elften bis zum dreißigsten Tag nach Rechnungsstellung, für den der Lieferant 360 Euro an Zinsen verlangt. Umgerechnet auf 360 Tage ergibt sich damit ein effektiver Jahreszins in Höhe von unglaublichen 54 Prozent.
Zur Berechnung des effektiven Jahreszinses eines Lieferantenkredits lässt sich folgende Formel anwenden:
Effektiver Jahreszins = (Skontosatz x 360) / (Zahlungsziel – Skontofrist)
Mit den Zahlen des oben angeführten Beispiels ergibt die Formel:
Effektiver Jahreszins = (0,03 x 360) / (30 – 10) = 54 Prozent
Diese Finanzierungsalternativen haben Handwerker
Finanzierungsalternative 1: Liquide Mittel
Die einfachste und bequemste Finanzierungsalternative zu einem Lieferantenkredit sind die Barmittel auf dem Bankkonto. Vor allem in Zeiten niedriger Zinsen ist die Ausnutzung eines Skontos aus den liquiden Mitteln eine sinnvolle Maßnahme. Für viele Handwerker ist dies aber leichter gesagt als getan, denn nicht selten sind deren Konten im Minus. Schließlich müssen viele von ihnen die Rechnungen für ihre Betriebsmittel begleichen, bevor sie Geld von ihren Kunden sehen.
Finanzierungsalternative 2: Kontokorrentkredit
Handwerker, die über keine ausreichenden liquiden Mittel auf ihrem Konto verfügen, sollten ihren Kontokorrentkredit für die Skontozahlung ausnutzen. Zwar ist ein Kontokorrentkredit mit einer typischen Verzinsung von zehn bis zwölf Prozent keine besonders günstige Finanzierungsalternative. In Anbetracht der noch deutlich höheren Zinssätze eines Lieferantenkredits ist jedoch sinnvoll, den Kontokorrentkredit für die Ausnutzung eines Skontos „anzuzapfen“. Der große Vorteil des Kontokorrentkredits ist seine Einfachheit. Er ist direkt an ein bestehendes Konto gekoppelt und muss deshalb nicht separat beantragt werden. Zudem können Handwerker mit ihrer Bank eine Ausweitung ihres Kontokorrents verhandeln, um Skontozahlungen zu ermöglichen.
Finanzierungsalternative 3: Leasing
Während Leasing über lange Zeit auf bestimmte Güter wie Fahrzeuge beschränkt war, können Handwerksunternehmen heutzutage fast alles leasen. Das Spektrum der Leasinggüter reicht von IT über Werkzeuge und Maschinen bis zu Büroausstattung. Zwar liegen die Kosten des Leasings meist über den Kosten für einen kreditfinanzierten Kauf des Leasingguts. Der Vorteil des Leasings liegt jedoch darin, dass der Handwerker das Leasinggut über einen bestimmten Zeitraum bequem nutzen und es nach Ablauf der Zeit wieder an den Leasinggeber zurückgeben kann.
Finanzierungsalternative 4: Kredite
Handwerker, die sich nicht mit ihrer Hausbank auf eine Erhöhung ihres Kontokorrentrahmens einigen können, sollten auch Kreditfinanzierungen im Internet in Erwägung ziehen. Generell ist es für Selbständige schwieriger als für Angestellte, einen Online-Kredit zu beantragen. Viele Banken scheuen das Risiko, Kredite an Personen mit schwankenden und unregelmäßigen Einkommen zu vergeben. Es gibt heutzutage aber zahlreiche Kreditinstitute, die bei entsprechend guter Bonität und ausreichenden Sicherheiten des Kreditnehmers auch Kredite an Selbständige vergeben. Handwerker tun gut daran, die Konditionen von Online-Krediten zu vergleichen. Die Kreditkonditionen der verschiedenen Anbieter können sich erheblich voneinander unterscheiden.
Finanzierungsalternative 5: Kredite von Förderbanken
Ein Kredit von einer Förderbank kann eine Alternative zu einem Kredit über ein gewöhnliches Kreditinstitut, wie eine Bank oder eine Sparkasse, darstellen. Die Förderbanken des Bundes und der Länder bieten Unternehmen und Selbständigen zahlreiche Kreditprogramme an. Vor der Beantragung eines Kredits bei einer Förderbank sollten sich Handwerker jedoch im Klaren darüber sein, dass diese Art von Kredit häufig an sehr strenge Voraussetzungen geknüpft ist. Handwerker sollten deshalb im Vorfeld klären, ob sie alle Kreditvoraussetzungen vollumfänglich erfüllen. Zudem müssen bei den meisten Kreditprogrammen von Förderbanken die Geschäftszahlen des Betriebs und ein Businessplan vorgelegt werden. Der Nachteil eines Kredits einer Förderbank ist, dass dieser vor einer Investition beantragt werden muss und nie rückwirkend vergeben wird. Für Handwerker, die bei einer Investitionsentscheidung unter Zeitdruck stehen, ist ein Förderkredit deshalb nicht die richtige Finanzierungsalternative.
Finanzierungsalternative 6: Anzahlungen und Abschläge
Viele Handwerker übersehen die Möglichkeit, sich Liquidität über ihre Kunden zu holen. Statt für einen Auftrag selbst in Vorfinanzierung zu gehen, können Sie von ihren Kunden Anzahlungen bzw. Abschlagszahlungen für abgeschlossene Teilleistungen verlangen. Derartige Anzahlungen und Abschläge werden sich nicht bei allen Aufträgen und Kunden durchsetzen lassen. In Zeiten eines knappen Handwerkerangebots in vielen Gewerken stehen die Chancen aber gar nicht so schlecht.
Finanzierungsalternative 7: Schneller Rechnungen schreiben
Nicht selten lassen Handwerker sich mit dem Stellen von Rechnungen zu lange Zeit. Handwerker sollten sich bewusst machen, dass der Zeitraum zwischen der Erbringung einer Leistung und dem Versand der Rechnung einen kostenlosen Kredit für den Kunden darstellt. Noch dazu lehrt die Erfahrung, dass spät gestellte Rechnungen umso später von Kunden bezahlt werden.
Finanzierungsalternative 8: Selbst Skonto anbieten
Selbstverständlich haben Handwerker auch selbst die Möglichkeit, Zahlungen ihrer Kunden durch das Angebot von Skonto zu beschleunigen. In diesem Fall sollten sie jedoch den Skonto vorab in den Preis ihrer Leistung einkalkulieren, um nicht am Ende unter einer geringeren Rendite zu leiden.
Fazit
Handwerker sollten sich bewusst sein, dass ein Lieferantenkredit zwar bequem, aber mit hohen Kosten verbunden ist. Durch die Ausnutzung eines Skontos lassen sich bei großen Materialeinkäufen erhebliche Summen einsparen. Wer auf seinem Konto keine ausreichenden Barmittel hat, kann auf zahlreiche Finanzierungsalternativen für die Skontozahlung zurückgreifen.