Letzte Aktualisierung am 26. Juni 2023 von Mika Lehmann
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Egal ob selbstständig oder angestellt – als Handwerker kann der Job sehr belastend für den Körper sein und eine Berufsunfähigkeitsversicherung klingt nach einer guten Vorsorge. Leider macht jedes mit der Arbeit verbundene Risiko auch die Berufsunfähigkeitsversicherungen teurer. Lohnt sich eine Berufsunfähigkeitsversicherung überhaupt?
Welche Vorteile bietet eine Berufsunfähigkeitsversicherung?
Viele Menschen unterschätzen, wie drastisch sich die verminderte Erwerbsfähigkeit auf die Finanzen und die Lebensqualität auswirkt. Es gibt zwar auch die Erwerbsminderungsrente in Deutschland, diese ist jedoch nicht besonders hoch. In der Regel kann man den Lebensstandard nicht halten, den man sich vor der Berufsunfähigkeit erarbeitet hat. Das ist besonders wahrscheinlich, wenn man nur halb erwerbsgemindert ist, also noch drei bis sechs Stunden am Tag arbeiten kann. Auch wenn man trotz anstrengendem Job körperlich lange fit bleibt, lassen sich psychische Erkrankungen nie komplett ausschließen. Auch dann schützt eine Berufsunfähigkeitsversicherung.
Probleme und Kosten bei Handwerkern
Die Berufsunfähigkeitsversicherung ist bei Handwerkern sehr nützlich, aber auch besonders teuer. Für die Versicherungsunternehmen gehören Handwerker nämlich zu einer Gruppe mit erhöhtem Risiko. Für Dachdecker sind Prämien über 200 Euro pro Monat keine Seltenheit. Auch beim versicherbaren Alter wollen die Versicherungen Risiken minimieren, indem sie es auf 62 oder sogar 55 Jahre senken. Die Berufsunfähigkeitsversicherung wird dann nur bis zu diesem Alter ausgezahlt und die übrige Zeit bis zur Rente muss anders überbrückt werden.
Diese Probleme haben auch die Versicherer erkannt und einige bieten mittlerweile alternative Berufsunfähigkeitsversicherungen für Handwerker an. Diese Versicherungen sind zwar günstiger, decken aber nur sehr eingeschränkte Leistungen ab. Die Berufsunfähigkeit durch Arbeitsunfälle oder berufsbedingte physische Erkrankungen ist dann vielleicht versichert, aber eben nicht alle Krankheiten. Bei anderen Erkrankungen, zum Beispiel Krebs, einem Schlaganfall, Herzerkrankungen oder psychischen Erkrankungen werden dann bspw. nur 50 Prozent der eigentlichen Leistung ausgezahlt.
Wusstest du schon? Die Berufsunfähigkeitsversicherung der Allianz hat eine sehr hohe Leistungsquote von 84,95 Prozent und die Bewertung “Sehr gut (1,0)” der Stiftung Warentest.
So klappt die Berufsunfähigkeitsversicherung auch bei Handwerkern
Für Handwerker ist die Berufsunfähigkeitsversicherung besonders wichtig, aber auch besonders teuer. Es gibt jedoch Wege, möglichst viele Türen offen zu halten und sich auch als Handwerker gut abzusichern. Auch für andere, risikoärmere Berufsgruppen sind diese Tipps wertvoll.
Keine eigenen Anfragen stellen!
Wenn man eine Anfrage nach Risiko und Preis persönlich bei einem Versicherer stellt, gibt man viele Informationen über sich preis. Diese Infos können nicht nur von diesem Versicherer benutzt werden, sondern über das Hinweis- und Informationssystem der deutschen Versicherer auch von allen anderen Versicherern! Eine persönliche Anfrage kann also die Kosten bei allen Versicherern erhöhen oder sogar zu Ablehnungen führen. Sicherer ist es, einen unabhängigen Versicherungsberater oder Versicherungsmakler damit zu beauftragen, eine anonyme Risikovoranfrage zu stellen. So erhältst du die gleichen Informationen, gibst aber keine Infos über dich selbst preis und kannst besser vergleichen.
Tipp: Berufsunfähigkeitsversicherung schon in der Schulzeit abschließen
Dieser Tipp ist wahrscheinlich der wichtigste, denn er kann den größten Nachteil von Berufsunfähigkeitsversicherungen komplett beseitigen – die hohen Beiträge oder sogar komplette Ablehnung bei risikoreichen Berufen. Dafür muss man aber darauf achten, dass der Tarif eine Nachversicherungsgarantie ohne erneute Gesundheitsprüfung und ohne erneute Prüfung des ausgeübten Berufs enthält. Damit wird der gute Gesundheitszustand und das niedrige berufliche Risiko aus der Jugend quasi “eingefroren” und gilt sogar, wenn man anschließend eine Ausbildung zum Dachdecker macht – ein sehr risikoreicher und damit in Bezug auf die Berufsunfähigkeitsversicherung teurer Beruf. Diesen Schritt kann man natürlich nicht nachholen, aber du kannst daran denken, wenn dein Kind eine Ausbildung im Handwerk anstrebt.
Möglichst früh abschließen
Auch wenn du die Berufsunfähigkeitsversicherung nicht vor der Ausbildung abgeschlossen hast, stehen noch genug Türen offen. In Kombination mit dem ersten Tipp kannst du auch noch später eine BU-Versicherung abschließen. Besonders als Handwerker sollte man das aber möglichst früh machen. Je älter man wird, desto mehr steigt das Risiko für den Versicherer und desto teurer werden die monatlichen Beiträge.
Bewertungen vergleichen und Tarife überprüfen
Auch wenn man eine Berufsunfähigkeitsversicherung früh abschließen sollte, darf man nichts überstürzen. Immerhin will man die Versicherung lange behalten und sie muss gut absichern. Darum sollte man sich genug Zeit lassen, um verschiedene Tarife miteinander zu vergleichen und sich Bewertungen von angesehenen Ratingagenturen anzuschauen. Diese Bewertungen berücksichtigen auch die hier genannten folgenden Kriterien, also geben sie einen guten Anhaltspunkt. Trotzdem sollte man die einzelnen Vertragsbedingungen vor einem Abschluss genau prüfen und besonders auf diese Kriterien achten:
Keine abstrakte Verweisung
Eine Berufsunfähigkeitsversicherung mit dem Recht auf abstrakte Verweisung solltest du komplett ausschließen. Damit könnte die Versicherung die Leistungen verweigern, wenn der Versicherte noch in der Lage ist, in irgendeinem anderen Beruf Geld zu verdienen. Auch eine konkrete Verweisung sollte man nach Möglichkeit ausschließen, sie ist aber weniger belastend. Hier kann die Versicherung auf einen anderen Beruf verweisen, sofern der Versicherte eine entsprechende Umschulung gemacht hat und trotz Krankheit in diesem anderen Beruf arbeiten kann.
Keine Pflicht zur Umorganisation
Die Pflicht zur Umorganisation ist besonders für selbständige Handwerker problematisch. Die Versicherung könnte dann verlangen, dass ein selbstständiger Versicherungsnehmer seinen Betrieb umstrukturiert, zum Beispiel um eigene Aufgaben an Mitarbeiter abzugeben. Die Umorganisation sollte nur dann möglich sein, wenn sie keinen hohen Kapitaleinsatz erfordert und angesichts der Umstände zumutbar ist. Was für deinen Betrieb und dich selbst zumutbar ist, musst du selbst entscheiden.
Nachversicherungsgarantie ohne erneute Gesundheitsprüfung
Eine Versicherung ohne Nachversicherungsgarantie ist nicht sinnvoll, besonders wenn du die Versicherung früh abschließt. Mit dieser Garantie ist es möglich, die Rentenhöhe anzupassen, wenn sich die Lebensumstände ändern. Die Nachversicherung sollte ohne erneute Gesundheitsprüfung nötig sein und folgende Änderungen sollten von der Nachversicherungsgarantie eingeschlossen sein:
- Aufnahme einer selbstständigen Tätigkeit
- Eheschließung
- Geburt eines Kindes
- Immobilienkauf
- Wegfall der Versicherungspflicht in der gesetzlichen Rentenversicherung
Absicherung bei langer Krankheitsdauer
Eine gute Berufsunfähigkeitsversicherung hilft auch dann, wenn noch keine Berufsunfähigkeit feststeht. Es kann passieren, dass man länger krank wird, aber trotzdem besteht die Aussicht auf Besserung. Auch dann zahlt eine gute Berufsunfähigkeitsversicherung die vereinbarte Rente für die Dauer der Krankschreibung aus, egal ob darauf eine Berufsunfähigkeit folgt oder nicht.
Rückwirkende Zahlung
Eine Berufsunfähigkeitsversicherung sollte rückwirkend ausgezahlt werden, wenn die Berufsunfähigkeit verspätet gemeldet wird. Nicht immer ist bei einer Erkrankung sofort klar, dass eine Berufsunfähigkeit vorliegt. Trotzdem sollte die Berufsunfähigkeitsversicherung bei verspäteter Meldung auch rückwirkend bis zum Zeitpunkt der Ursache ausgezahlt werden.
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Bis zur Rente absichern
Eine gute Berufsunfähigkeitsversicherung sollte das Nettoeinkommen vor der Berufsunfähigkeit übernehmen und den Lebensstandard bis zum gesetzlichen Renteneintrittsalter sichern, also bis zum 67. Lebensjahr. Kurz vor der Rente ist das Berufsunfähigkeitsrisiko besonders hoch. Auch die Zahlungen für die gesetzliche oder private (sofern vorhanden) Rentenversicherung sollte man weiterhin bezahlen können.
Richtige Höhe wählen
Die BU-Versicherung sollte dir mindestens 80 Prozent deines aktuellen Nettoeinkommens garantieren und sich an die Inflation anpassen. Eine Höhe von unter 1.000 Euro ist nicht sinnvoll, weil staatliche Leistungen mit ihr verrechnet werden. Folgende Dinge solltest du unbedingt berücksichtigen:
- Du musst auch mit den BU-Zahlungen weiter in die gesetzliche Rentenversicherung einzahlen.
- Welche Kredite wirst du noch aufnehmen, zum Beispiel für ein Haus? Auch die müssen weiter abbezahlt werden.
- Welche weiteren monatlichen Kosten musst du bezahlen oder kommen noch dazu?
Bei einer Absicherung über 2.500 Euro verlangen Versicherer eine zusätzliche ärztliche Untersuchung und es kommen mehr Gesundheitsfragen auf dich zu. Bei der ärztlichen Untersuchung könnten auch neue Erkrankungen auftauchen.
Wann ist man berufsunfähig?
Laut Versicherungsvertragsgesetz ist man berufsunfähig, wenn man “seinen zuletzt ausgeübten Beruf, so wie er ohne gesundheitliche Beeinträchtigung ausgestaltet war, infolge Krankheit, Körperverletzung oder mehr als altersentsprechendem Kräfteverfall ganz oder teilweise voraussichtlich auf Dauer nicht mehr ausüben kann.” (§ 172 Abs. 2)
Die meisten Berufsunfähigkeitsversicherungen zahlen die Rente schon, wenn die Berufsunfähigkeit voraussichtlich länger als sechs Monate dauern wird. Es kann auch reichen, dass du 50 Prozent deiner vorherigen Arbeit nicht mehr ausführen kannst.
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