Letzte Aktualisierung am 18. Februar 2021 von Mika Lehmann
Man sieht Blähton in Topfpflanzen in Büros, als Drainagematerial im Gartenbau oder als Wärmedämmung und Schalldämmung in Gebäuden. Die kleinen, porösen Tonkügelchen sind ein echter Alleskönner unter den Materialien. Doch wie wird dieses interessante Material hergestellt? Welche Eigenschaften und Vorteile hat es in verschiedenen Ausformungen? Und wofür kann es im Gartenbau und Hausbau eingesetzt werden? Dieser Leitfaden ist Ihr Einstieg in den Einsatz dieses vielseitigen Materials.
Herstellung von Blähton
Blähton wird aus Ton hergestellt, in dem sich winzige Einschlüsse organischer Materie befinden. Diese Einschlüsse finden sich in vielen Tonvorkommen und müssen bei der Herstellung von Keramik entfernt werden. Hier macht man sie sich jedoch zunutze. Der Ton wird in kleine Kugeln geformt und in einem sogenannten Drehrohrofen erhitzt. Beim Brennen bei 1200 Grad Celsius wandeln sich die organischen Einschlüsse in Gase um, die den Ton um das Fünffache seines Volumens anwachsen lassen. Diese Form bleibt auch im kalten Zustand erhalten. Je nach Größe der ursprünglichen Tonkugeln und dem Massenanteil der organischen Einschlüsse ergeben sich Blähtonkugeln mit einem Durchmesser von zwei bis 16 Millimetern. Die Kugeln werden in mehrere Größenklassen aufgetrennt und für unterschiedliche Anwendungszwecke genutzt.
Blähton kann je nach Korngröße für unterschiedliche Einsatzzwecke genutzt werden. Der fertig gebrannte Ton wird deshalb über verschiedene Siebe mit unterschiedlicher Spaltbreite geleitet, um ihn so aufzutrennen. Unterschieden wird feiner Blähton mit zwei bis vier Millimetern Durchmesser, mittlerer Blähton mit vier bis acht Millimetern Durchmesser und grober Blähton mit bis zu 16 Millimetern Durchmesser. Daneben werden Teile der Blähtonausbeute gezielt in Mahlwerken aufgebrochen. Dieser gebrochene Blähton hat eine erhöhte Fähigkeit, Wasser zu speichern, und eignet sich deshalb für andere Einsatzzwecke als der schlechter Wasser speichernde, normale Blähton.
Eigenschaften
Bei Blähton handelt es sich um kleine Kugeln aus gebranntem Ton, die eine feinkörnige, raue Oberfläche besitzen. Blähton besitzt einen geschlossenporigen Kern mit poröser Oberfläche. Dies bedeutet, dass die inneren Hohlräume keine Verbindung zur Oberfläche haben. Praktisch bedeutet dies, dass Blähton Wasser sehr gut leitet, aber nicht in sich speichert. Wasser dringt nicht in die Körner ein, sondern fließt an der Oberfläche entlang. Er ist leicht, aber gleichzeitig solide, besonders gegenüber Druck. Wie jeder Baustoff aus Ton ist er resistent gegenüber verschiedenen pH-Werten im Wasser, verrottet nicht, schimmelt nicht und bietet auch Keimen keinen guten Untersatz für ihr Wachstum. Daneben ist Blähton feuerfest und verfügt über hervorragende Dämmeigenschaften in Bezug auf Wärme und Schall. Als reine Tonkugel ist Blähton ungiftig für Tiere und Pflanzenwelt.
Blähton ist kein sonderlich teures Material. Ob im Vergleich zu Dämmmaterialien oder Blumenerde bietet es häufig eine günstige Alternative. 50 Liter Blähton kosten je nach Korngröße knapp 20 Euro. Gebrochener Blähton und Blähton für den Hausbau ist mit der Hälfte dieses Preises deutlich günstiger zu veranschlagen.
Hier nochmal für Sie auf einen Blick:
- leicht
- druckfest
- beständig
- isolierend
- ohne Chemie
- ungiftig
- feuerfest
- günstig
In Abgrenzung zu Blähton muss man Seramis betrachten, auch wenn beide Stoffe sich optisch stark ähneln. Bei Seramis handelt es sich um ein Markenprodukt, das mit einer patentierten Herstellungsmethode von der Westland Deutschland GmbH hergestellt wird. Seramis ist offenporig, speichert, anders als Blähton, Wasser in sich und gibt dieses kontrolliert und langsam ab. Es eignet sich deshalb als alleiniges Substrat für diverse Pflanzen mit einem festen Wasserbedarf, beispielsweise Orchideen. Dafür ist es für den Einsatz in der Drainage oder in Hydrokulturen ungeeignet.
Anwendungsmöglichkeiten
Blähton ist ein vielseitiges Material, das seine Anwendung vor allem als Drainagematerial im Haus, im Landschaftsbau und als Dämmmaterial zur Wärme- und Schallisolierung von Gebäuden findet. Außerdem wird es bei der Dachbegrünung eingesetzt, um auf Flachdächern schöne, vorteilsreiche und gleichzeitig leichte Biotope zu schaffen.
Blähton bei Topfpflanzen und Kübelpflanzen
Bei Topfpflanzen kommt Blähton vor allem wegen seiner Wasser leitenden Eigenschaften zum Einsatz. Blähton nimmt Wasser nicht auf, sondern gibt es schnell weiter. In Topfpflanzen, Blumenkästen und ähnlichen Pflanzengefäßen wird deswegen häufig eine Schicht Blähton als Drainageschicht unter die Blumenerde gestreut. Beim Gießen wird Wasser, das nicht von der Blumenerde gespeichert werden kann, durch den Blähton aufgenommen und aus den Löchern auf der Unterseite des Topfes abgeleitet. So wird verhindert, dass zu viel Wasser im Topf den Wurzeln der Pflanze schadet. Daneben gibt Blähton den Wurzeln der Pflanze halt, spart Blumenerde durch sein hohes Volumen und verringert bei großen Blumentöpfen das Gesamtgewicht des Topfinhaltes. Die Drainage bedingt jedoch eventuell häufigeres Gießen als bei einem Topf mit reiner Blumenerde. Mittlere Korngrößen sind hier von Vorteil.
Daneben kann Blähton auch als Mulch eingesetzt werden. Als Oberschicht in Topfpflanzen bedeckt er die Erde und verhindert so das Wachstum von Unkraut, Moosen und anderen unerwünschten Pflanzen. Die Struktur von Blähton bietet zudem einen eigenen, optischen Reiz. Zudem gibt der Blähton Feuchtigkeit nicht nur an das Erdreich, sondern auch an die Umgebungsluft ab. Die poröse Oberfläche sorgt so dafür, dass die Zimmerpflanzen in trockenen Räumen für ein angenehmes Raumklima sorgen. In einer Hydrokultur kann Blähton sogar als alleiniges Substrat genutzt werden, um den Pflanzen Halt zu bieten. Für diese Einsatzzwecke eignet sich besonders Blähton grober Korngrößen.
Blähton im Gartenbau
Neben der flächigen Auflockerung des Bodens kann auch eine Drainage mit Blähton gelegt werden. Dabei wird die wasserundurchlässige Schicht ausgehoben und ein Kanal aus Blähton eingebracht, der mit Erde und Mutterboden bedeckt wird. Durch diese Drainage kann gestautes Wasser abfließen und an geeigneter Stelle vom Grundstück geführt werden. Auf diese Weise kann Wasserdruck von Hauswänden genommen werden, wasserempfindliche Pflanzen werden vor Staunässe geschützt und die Bildung von Matsch und Pfützen verhindert. Hierfür wird, wie in Blumentöpfen, Blähton mittlerer Korngrößen verwendet.
Einsatz als Baumaterial
In Gebäuden wird Blähton vor allem als Dämmschicht in Verbindung mit anderen Dämmmaterialien angewendet. Gegenüber anderen Dämmstoffen hat Blähton relativ schlechte Dämmeigenschaften, punktet dafür allerdings bei der Ableitung von Feuchtigkeit und der Feuerfestigkeit. Während die Blähtonschicht in der Isolierung vor allem für die Trockenheit sorgt, die Feuerfestigkeit des Hauses verbessert und einen Beitrag zur Wärmedämmung leistet, sorgen Mineralfaserplatten oder andere Dämmstoffe für die Erreichung des gewünschten U-Wertes. Daneben wird feiner Blähton auch als Ausgleichsschüttung für Trockenestrich oder Zuschlag für Beton oder Mörtel verwendet.
Dachbegrünung mit Blähton
Besonders in skandinavischen Ländern ist eine Dachbegrünung eine gerne genutzte Möglichkeit, nicht nur ein paar grüne Farbtupfer in die Stadt zu bringen, sondern auch viele Vorteile für den Wohnkomfort zu erzielen. Dachbegrünung verbessert die Luft, bildet einen Lebensraum für zahlreiche Tiere und sorgt für eine natürliche Verbesserung der Dämmeigenschaften des Daches. Viele Gemeinden fördern Dachbegrünungen und Dachgärten, da sie eine Bereicherung für die gesamte Nachbarschaft darstellen.
Blähton wird gerne als Bestandteil des Substrats für Dachbegrünung genutzt, da er leicht ist und die statischen Anforderungen an das Gebäude deutlich reduziert. Gleichzeitig sorgt er wie bei Topfpflanzen für ein hervorragendes, trockenes Substrat, in dem Pflanzen bei ausreichender Feuchtigkeitszufuhr gerne Wurzeln schlagen.
Eine alleinige Nutzung von Blähton eignet sich vor allem für eine extensive Dachbegrünung, bei der anspruchslose, an karge Böden gewöhnte Gräser, Moose und Sukkulenten gepflanzt werden. Dachbegrünungen dieser Art eignen sich für Flachdächer, Garagendächer, leicht geneigte Dächer und kleine Vordächer.
Richtige Dachgärten können nur mit einer Substratdicke von 40 cm und einer Mischung aus Blähton und Mutterboden realisiert werden. Für Dachbegrünungen dieser Art muss eine ausreichende statische Reserve vorhanden sein. Dafür lassen sich bis auf große Bäume fast alle Pflanzen in solchen Dachgärten pflanzen, und von Blumenrabatten über kleine Wohlfühloasen bis zum Beeren- und Gemüsegarten sind der Fantasie keine Grenzen gesetzt. Wie im echten Garten dient auch hier der Blähton vor allem als Drainageschicht, wobei das abfließende Wasser in die Regenrinne des Daches geleitet wird.
Ob extensive Dachbegrünung oder intensiver Dachgarten, mit Expertise und Blick auf das Wesentliche werden die Experten von Blauarbeit.de Ihre baulichen Gegebenheiten analysieren und Ihre Vorstellungen realisieren. Gerne beraten sie Sie auch über mögliche Förderungen und die notwendigen Behördengänge.