Letzte Aktualisierung am 8. Juli 2024 von Alex Mroos
Bild: kpn1968 / stock.adobe.com
Angesichts steigender Energiekosten sorgen sich derzeit viele Unternehmen – darunter auch zahlreiche Handwerksbetriebe – um ihre Existenz. So stellt sich die Frage, wie man als Handwerksunternehmen die eigenen Energiekosten senken kann. Wir erklären dir in diesem Beitrag, wie man mit kleineren und größeren Maßnahmen effektiv Energie sparen kann.
Wo wird im Betrieb die meiste Energie verbraucht?
Wer ein eigenes Unternehmen führt, muss bei den Betriebskosten auch die Energiekosten im Blick behalten. Je nach Branche fallen diese in bestimmten Bereichen höher oder niedriger aus. Gerade im Handwerk kann sich der Verbrauch je nach Gewerk ganz unterschiedlich gestalten. Im Allgemeinen lassen sich aber in jedem Betrieb einige Bereiche identifizieren, in denen der Energieverbrauch in der Regel besonders hoch ist, sodass sich Einsparpotenzial ausmachen lässt. In den meisten Betriebsstätten sorgen gerade Heizung und Klimatechnik für einen großen Teil des Verbrauchs, aber auch Geräte, die dauerhaft betrieben werden, wie zum Beispiel Lüftungen, Pumpen- oder Kühlungssysteme, erzeugen einen nicht unerheblichen Verbrauch.
Weniger Energie als häufig vermutet, entfällt auf Beleuchtung oder elektrische Geräte wie beispielsweise Computer. Allerdings besteht auch hier meist Einsparpotenzial, das sich mit relativ einfachen und schnellen Maßnahmen umsetzen lässt.
Grundsätzlich ist es sinnvoll sich zunächst ein Bild davon zu machen, wo der Energieverbrauch im eigenen Unternehmen besonders hoch ist, um auch die richtigen, individuellen Maßnahmen zum Energiesparen auszuwählen. Um den eigenen Verbrauch und Bedarf zu ermitteln, kann ein Energieaudit durch einen professionellen Energieberater durchgeführt werden. Die Prüfung durch den Experten legt offen, wofür die meiste Energie benötigt wird, wo Potential für höhere Energieeffizienz besteht und sich die Energiekosten gegebenenfalls senken lassen.
Einfache Tipps zum Energiesparen
Um den Energieverbrauch im eigenen Handwerksbetrieb zu senken, stehen dir kleinere und größere Maßnahmen zur Verfügung. Einige Tipps lassen sich dabei meist ohne großen Aufwand umsetzen. Zwar ist das Einsparpotenzial hier oft etwas geringer als bei aufwendigen Maßnahmen, dafür kannst du mit der Umsetzung jedoch in der Regel sofort beginnen.
Tipp 1: Unnötigen Energieverbrauch begrenzen
Nicht selten wird in Unternehmen Energie verbraucht, die eigentlich gar nicht wirklich benötigt wird. So beispielsweise bei der Beleuchtung oder elektronischen Geräten wie Rechnern, Druckern oder Bildschirmen, die zwar eingeschaltet, aber nicht genutzt werden. Grundsätzlich machen diese zwar in den meisten Fällen nicht den Großteil des Energieverbrauchs aus, doch es nützt auch niemandem Energie dort zu verbrauchen, wo sie aktuell nicht genutzt wird.
Sorge also dafür, dass alles, was nicht genutzt oder benötigt wird, auch ausgeschaltet bleibt. So ist es sinnvoll beim Verlassen des Betriebs darauf zu achten, dass auch alle Lichter und Geräte ausgeschaltet werden. Dabei sollten elektronische Geräte nicht die ganze Nacht im Stand-By-Modus verbleiben, denn auch das kann Energie verbrauchen. Um das leichter umzusetzen, können Geräte über eine gemeinsame Steckdosenleiste mit Strom versorgt werden, sodass sich mit nur einem Knopfdruck gewährleisten lässt, dass auch alle Geräte aus sind.
Tipp 2: Beleuchtung optimieren
Gerade, was die Beleuchtung angeht, kann mit kleineren Maßnahmen eine große Wirkung erzielt werden. Wichtig ist jedoch im Blick zu behalten, dass für Arbeitsplätze gesetzliche Bestimmungen und DIN-Normen bezüglich der Helligkeit gelten. Darüber hinaus besteht jedoch gerade bei der Beleuchtung großes Einsparpotential.
Um Beleuchtung gezielter einzusetzen, bietet es sich mitunter an Bewegungssensoren einzusetzen. Das ist zum Beispiel bei Fluren, Lagerhallen oder in Badezimmern sinnvoll, wo keine dauerhafte Beleuchtung nötig ist. Auch programmierbare Zeitschaltuhren können dabei helfen, den Stromverbrauch bei der Beleuchtung auf das benötigte Maß zu begrenzen. Generell kann auch darüber nachgedacht werden, die Anzahl der Leuchten insgesamt zu reduzieren.
Eine weitere Maßnahme, kann der Austausch von Glühlampen sein. Setzt man stattdessen LED-Leuchten, Eco-Halogenlampen oder Kompaktleuchtstoff-Lampen ein, reduziert das bereits den auf die Beleuchtung entfallenden Energieverbrauch. Der Austausch hat zusätzlich auch den Vorteil, dass man bei energieeffizienten Lampen von einer höheren Lebensdauer ausgehen kann, sodass sich nicht nur der Verbrauch reduziert, sondern die Lampen auch länger halten.
Tipp 3: Wärmebrücken minimieren
Über Wärmebrücken im Gebäude kann viel Wärme nach außen verloren gehen. Das hat zur Folge, dass die Heizung stärker gegen diesen Wärmeverlust arbeiten muss, wodurch eine schlechtere Energieeffizienz vorliegt und auch die Heizkosten steigen. Dementsprechend sinnvoll ist es, Wärmebrücken zu identifizieren und Maßnahmen gegen diese zu ergreifen.
In der Regel entstehen Wärmebrücken an der Gebäudehülle. Gerade in älteren Gebäuden kann das an einer unzureichenden Dämmung liegen. Um dem entgegenzuwirken hilft meist nur eine Fassadendämmung, was mit baulichen Veränderungen und einem gewissen Aufwand verbunden ist. Aber auch an Fenstern lassen sich häufig Wärmebrücken finden, die sich bereits mit einfachen Maßnahmen minimieren lassen. Mithilfe von Schaumstoffbändern oder Zugluftdichtungen kann man Fenster isolieren und Wärmebrücken vermeiden.
Tipp 4: Natürliches Licht nutzen
Wer sich das natürliche Tageslicht zunutze macht, kann den Bedarf an künstlichem Licht reduzieren und so ebenfalls Energie einsparen. Es ist also sinnvoll, an sonnigen Tagen Jalousien und Rollläden hochzuziehen, um die Betriebsräume auf diese Weise zu beleuchten. Sind die Temperaturen zwar bereits kühler, aber noch halbwegs mild, hat das auch den Vorteil, dass die Heizung aus bleiben kann, da die Wärme der Sonnenstrahlen die Räume ebenfalls ein wenig aufwärmen kann.
Aber Achtung, im Sommer gilt hier natürlich der gegenteilige Effekt: Statt die Klimaanlage dauerhaft einzuschalten, ist es sinnvoll der Aufheizung von Innenräumen entgegenzuwirken. Hier sollte man auf einen effektiven Sonnenschutz setzen. Dabei stehen verschiedene Maßnahmen zur Verfügung. Von Fensterblenden über Markisen im Außenbereich bis hin zu speziellen Fensterfolien kann man den passenden Sonnenschutz ganz dem eigenen Geschmack nach auswählen.
Tipp 5: Programmierbare Thermostate installieren
Ähnlich wie mit dem Licht sollte man auch bei der Heizung nur die Energie verbrauchen, die man wirklich benötigt. Das heißt Räume, die nicht genutzt werden, müssen auch nicht beheizt werden. Gerade in der Nacht oder am Wochenende nützt es niemandem Betriebsräume zu beheizen. Eine weitere leicht umzusetzende Maßnahme zum Energiesparen ist daher die Installation programmierbarer Thermostate. Diese können beispielsweise so eingestellt werden, dass die Heizung sich morgens erst etwa 30 Minuten vor Eintreffen der ersten Mitarbeiter einschaltet, sodass die Heizung nachts aus ist, es aber morgens dennoch nicht zu kalt im Betrieb ist. Gleiches gilt für den Abend, hier kann man die Thermostate so einstellen, dass sich die Heizung kurz vor Feierabend abschaltet.
Tipp 6: Richtiges Lüftverhalten
Richtiges Lüften ist nicht nur gut und wichtig für ein optimales Raumklima, es kann sich auch auf den Energieverbrauch auswirken. Das klingt zwar simpel, wird aber gerade in Büroräumen oft vergessen. So kann durch ein dauerhaft gekipptes Fenster viel Wärme und damit Energie verloren gehen. Besser ist es hier auf Stoßlüften zu setzen und das Fenster etwa alle zwei Stunden für fünf bis zehn Minuten vollständig zu öffnen.
Am Ende des Tages sollte vor dem Verlassen des Betriebs kontrolliert werden, ob auch alle Fenster und Türen geschlossen sind, sodass die Räume über Nacht nicht zu sehr auskühlen.
Tipp 7: Regelmäßige Wartung
Um zu gewährleisten, dass die Heizanlage im Betrieb auch richtig funktioniert, sollte diese regelmäßig durch einen Profi gewartet werden. Einmal jährlich, bestenfalls vor Beginn der Heizperiode, ist daher die Heizungswartung durchzuführen. Der Heizungsexperte kontrolliert dabei nicht nur, ob die Heizung reibungslos funktioniert, sondern stellt diese auch so ein, dass sie effizient arbeitet. Wird zusätzlich ein hydraulischer Heizungsabgleich durchgeführt, lässt sich auch gewährleisten, dass alle Heizkörper gleichmäßig mit Wärme versorgt werden.
Auch andere Anlagen wie beispielsweise zur Lüftung oder Kühlung sollten regelmäßig gewartet werden, damit sie einwandfrei funktionieren und so energieeffizient wie möglich arbeiten.
Langfristige Maßnahmen zum Energiesparen
Um die Energieeffizienz im Betrieb dauerhaft zu verbessern, sind manchmal auch größere Maßnahmen nötig. Jedoch ist zu beachten, dass diese meist mit größeren Investitionen zusammenhängen. Das kostet zwar zunächst, bietet aber auf lange Sicht das größte Einsparpotenzial. So sollte zunächst der aktuelle Stand der Energieeffizienz geprüft werden – bestenfalls mithilfe eines Profis. Anhand dessen lässt sich dann ableiten, welche Maßnahmen sinnvoll sind.
Tipp 8: Dämmung erneuern
Im Bestand und besonders in Altbauten kann es immer wieder vorkommen, dass eine unzureichende Dämmung vorliegt. Etwa an Fenstern, der Fassade oder dem Dach. Ist die Dämmung schlecht oder veraltet, beeinträchtigt das die Energieeffizienz eines Gebäudes enorm. Hier sollte darüber nachgedacht werden, eine nachträgliche Dämmung vorzunehmen oder die Bestehende zu verbessern. Das ist zwar mit vergleichsweise hohen Kosten und einem gewissen Aufwand verbunden, schlägt sich aber langfristig stark in den Energiekosten nieder, sodass sich die nachträgliche Dämmung bereits einige Jahre später rentiert. Wo und wie gedämmt werden muss, ist je nach Gebäude und Bedarf verschieden – bereits zur Planung sollte daher definitiv ein Fachbetrieb hinzugezogen werden.
Tipp 9: Klimatechnik & Heizungsanlage austauschen
Eine veraltete Heizungsanlage kann ein echter Energiefresser sein. In der Regel weisen alte Heizungen gegenüber neuen, modernen Modellen einen deutlich höheren Verbrauch auf. Gerade hier kann sich die Investition in eine neue Anlage besonders lohnen, denn diese rentiert sich bereits nach einigen Jahren und sorgt für dauerhaft geringere Heizkosten.
Gerade aktuell erscheint es besonders sinnvoll, sich von Gas unabhängig zu machen und auf erneuerbare Energien zu setzen. Bei der Planung solltest du also auch den Einbau einer Wärmepumpe, eine Anlage für Biogas oder Photovoltaik mit einbeziehen. Beachte allerdings, dass die Lieferzeiten beispielsweise bei Wärmepumpen derzeit sehr lang sein können. Dementsprechend sinnvoll ist es, die Modernisierung der Heizungsanlage frühzeitig zu planen.
Ähnlich wie für die Heizung kannst du auch bei der Klimaanlage über einen Austausch nachdenken. Ist diese veraltet, verbraucht sie häufig auch mehr Energie als moderne Klimageräte. Auch hier kann sich die Kombination mit Solarthermie lohnen.
Tipp 10: IT-Landschaft & Maschinen modernisieren
Nicht nur veraltete Klima- und Heizungsanlagen verursachen hohe Kosten, auch bei anderen Geräten und Maschinen sorgt alte Technik für einen höheren Verbrauch.
Solltest du noch Röhrenmonitore oder Tintenstrahldrucker verwenden, ist es möglicherweise Zeit für einen Austausch der Büroausstattung. Von Computern über Monitore bis hin zu Druckern und Kopierern, eine Investition in LED-Bildschirme, moderne Laptops oder PCs kann den Energieverbrauch deutlich senken.
Je nach Gewerk sind zusätzlich spezielle Maschinen und Anlagen im Betrieb unerlässlich. Hier ist es ebenfalls ratsam, die Leistung zu überprüfen und gegebenenfalls in neuere Modelle zu investieren.
Fördermittel nutzen
Für die energetische Sanierung stehen Privatpersonen und Unternehmen verschiedene öffentliche Fördermittel zur Verfügung. Besonders für größere Maßnahmen lohnt es sich, diese Fördergelder in Betracht zu ziehen. In der Regel müssen Förderungen nämlich vor Beginn der Maßnahmen beantragt werden. Aufgrund zum Teil langer Bearbeitungszeiten, die mitunter mehrere Monate in Anspruch nehmen können, solltest du dich also frühzeitig informieren und genügend Zeit für den Antrag mit einplanen.
Als Handwerker wirst du vor allem bei der KfW-Bank fündig, wenn du Fördermittel für deine Maßnahmen zum Energiesparen nutzen möchtest. Aber auch der Bund stellt mitunter Fördermittel zur Verfügung. Folgende aktuelle Förderprogramme könnten dabei interessant für dich sein:
Bundesförderung für Energieberatung für Nichtwohngebäude, Anlagen und Systeme (EBN)
Das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMKW) unterstützt unter anderem kleine- und mittelständische Unternehmen mit einem Zuschuss von bis zu 80 Prozent, wenn diese eine Energieberatung in Anspruch nehmen möchten. Das Förderprogramm kann mitunter für die Energieberatung eines Firmengebäudes und die Erstellung eines Sanierungskonzepts oder für einen Energieaudit genutzt werden.
ERP-Digitalisierungs- und Innovationskredit
Für kleine- und mittelständische Unternehmen, aber auch für Solo-Selbstständige kann der ERP-Digitalisierungs- und Innovationskredit genutzt werden, um Produkte und Prozesse zu digitalisieren oder neu zu entwickeln. Handwerksunternehmen können mit dem Kredit Energie sparen, indem sie Prozesse und Produkte optimieren und in moderne, energieeffiziente Technik und Geräte investieren.
Die Förderung besteht aus einem Darlehen mit günstigem Zinssatz ab 1,94 Prozent Jahreszins und kann für Vorhaben von bis zu 25 Millionen Euro genutzt werden.
Bundesförderung für Energie- und Ressourceneffizienz in der Wirtschaft
Noch interessanter für Handwerksbetriebe, die ihren Energieverbrauch senken möchten, ist die Bundesförderung für Energie- und Ressourceneffizienz in der Wirtschaft der KfW. Das Förderprogramm kann für Maßnahmen genutzt werden, die der Verbesserung der Energieeffizienz dienen. Für folgende Bereiche stehen Fördergelder unter Vorbehalt verfügbarer Haushaltsmittel zur Verfügung:
- Erneuerbare Energien
- Optimierung von Anlagen
- Verbesserte Mess- und Regelungstechnik
- Querschnittstechnologien
Gefördert werden können Maßnahmen mit einem Kreditvolumen von bis zu 25 Millionen Euro mit einem Zinssatz ab 1,69 Prozent. Mitunter kann auch ein Tilgungszuschuss von bis zu 55 Prozent genutzt werden, um insgesamt eine geringere Rückzahlung leisten zu müssen. Bei der Laufzeit gibt es verschiedene Modelle von bis zu 5, 10 oder 20 Jahren.