Letzte Aktualisierung am 25. April 2023 von Mika Lehmann
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Das Walmdach ist ein klassisches und beliebtes Dachdesign in der Architektur. Anders als das klassische Satteldach hat es auch an den Giebelseiten eine Dachneigung. Diese geneigte Dachfläche über dem Giebel ist der Walm. Diese Dachform kennt man besonders aus dem süddeutschen Raum. Das Walmdach bietet einen guten Wind- und Wetterschutz und hat einen traditionellen, herrschaftlichen Charakter und eignet sich dabei auch für alle Haustypen.
Bei dem vollständigen Walm entfällt der Giebel. Hier schließen die rechteckig angelegten Hauswände auf der gleichen Höhe ab. Die Oberkante ist der Dachfirst. Wenn sich die vier geneigten Dachflächen in einer einzigen Spitze treffen, handelt es sich um ein Zeltdach.
Walmdach – Vorteile und Nachteile:
Vorteile
- Besondere Stabilität im Dachtragwerk
- Walmdach ist äußerst wetterbeständig
- Walmdachhaus sieht sehr hochwertig aus
- Mehr Dachfläche für Photovoltaik und Solarthermie
- Überstehendes Dach schützt Balkone und Terrassen
Nachteile
- Walmdachkonstruktion ist durch höheren Materialverbrauch relativ teuer
- Bau dauert länger als bei einfacheren Dachformen
- Eingeschränkte Nutzung des Dachgeschosses durch Dachschrägen an jeder Hauswand
Häufige Walmdach-Varianten
Ein Walmdach mit einem nicht vollständigen Walm wird als Schopfwalm- oder Krüppelwalmdach bezeichnet. Es zeichnet sich durch einen Restgiebel in Trapezform aus, der deutlich erkennbar ist und Platz für Fenster bietet. Die giebelseitige Dachschräge bestimmt nur den oberen Bereich. Im Gegensatz zum normalen Walmdach hat das Krüppelwalmdach einen entscheidenden Vorteil: Es steht mehr Raum unter dem Dach des Hauses zur Verfügung.
Bei einem tiefer angebrachten Walmelement handelt es sich um einen Fußwalm. Hier liegt die Unterkante meistens auf einer Höhe mit der Traufe vom Hauptdach. Im oberen Bereich bildet sich bei dieser Konstruktion ein Giebel. Das Fußwalmdach ist eine Mischung auf Satteldach und Walmdach und bietet Vorteile beider Dacharten.
Der Niedersachsengiebel ist durch seinen hohen Konstruktionsaufwand eher selten und bietet eher Nachteile als Vorteile. Er ähnelt dem Fußwalm, endet jedoch wie der Schopfwalm oberhalb der normalen Traufe. Er kann ästhetisch ansprechend sein, die Konstruktion ist aber sehr aufwändig.
Typische Eigenschaften des Walmdaches
Durch die geneigten Flächen an der Giebelseite bietet das Walmdach nur eine geringe Angriffsfläche für die Windlast. Das wirkt sich positiv auf die Beständigkeit der Dachkonstruktion aus. Diese besteht aus Sparren, Gratsparren, Schiftern sowie Pfetten, die für die Steifigkeit des Dachtragwerks Dreiecke bilden.
Im Vergleich zum Satteldach kommt dem Walmdach eine größere Bedeutung zu, denn es hat eine beherrschende Wirkung im Verhältnis zur Wandfläche. Allerdings kann der Wohnraum durch das weit heruntergezogene Walmdach eingeschränkt werden. Die Entscheidung für ein Krüppelwalmdach wirkt dem Wohnraumverlust jedoch entgegen. Das zeigt sich auch beim Ausbau des Dachbodens.
Charakteristische Walmdachkonstruktionen
Diese Dachform kennt man unter anderem von Fachwerkbauten und Holzhäusern. Teilweise werden Gauben eingesetzt, um die historische Optik zu betonen. Dachdecker kennen sich mit den typischen Walmdachhäusern aus und wissen, welche Materialien sich dafür eignen. Abgesehen von den herkömmlichen Dachziegeln können auch Schindeln oder andere Eindeckungen gewählt werden. Die besondere Steifigkeit des Daches und die kleinere Angriffsfläche sind gute Gründe dafür, diese Bauform für ein Schilfdach zu verwenden. Außerdem sorgt die Stabilität für eine höhere Tragfähigkeit.
Durch den konstruktiven Bautenschutz bietet ein vollständiges Walmdach einen guten Witterungs- und Feuchtigkeitsschutz. Daher kommt er für Fachwerkhäuser infrage. Bei einem Satteldach wären hingegen noch zusätzliche Maßnahmen für den Holzschutz nötig. Eine Walmkonstruktion kann außerdem für den Schutz eines sonnen- und regensicheren Sitzplatzes genutzt werden. In ländlichen Regionen bietet sich der zusätzliche Schutz für die Unterbringung von Kaminholz oder für die Gartengeräte an.
Materialien beim Walmdach
Walmdächer können aus verschiedenen Materialien gebaut werden, darunter zum Beispiel Ziegel, Beton, Schiefer, Metall oder Holz. Die Wahl des Materials hängt von den individuellen Bedürfnissen, dem Baustil und dem regionalen Klima ab. Gleichzeitig spielen bei der Wahl des Materials natürlich auch die jeweiligen Materialkosten eine Rolle für die letztliche Entscheidung.
Dachneigung
Die Dachneigung ist ein entscheidender Faktor für die Funktion und Ästhetik eines Walmdachs und sollte ebenfalls den jeweiligen vorherrschenden Gegebenheiten und Bedürfnissen nach geplant werden. Die Dachneigung beeinflusst nämlich nicht nur das Erscheinungsbild des Gebäudes, sondern auch die Entwässerung und die Schneelast. Typische Neigungen für Walmdächer liegen in der Regel zwischen 25 und 45 Grad.
Dachdämmung
Auch bei einem Walmdach ist eine gute Dachdämmung wichtig für den Wohnkomfort und die Energieeffizienz des Gebäudes. Für gewöhnlich kann hier zwischen Untersparrendämmung und Zwischensparrendämmung gewählt werden. Beide Arten der Dachdämmung bieten dabei verschiedene Vor- und Nachteile.
Walmdach – Kosten und Aufwand
Die Kosten sind beim Walmdach leider höher als bei anderen Dächern, denn durch die entfallenden Giebel ist die Dachfläche größer. Andererseits entfallen die Kosten für die Giebelwände.
Bei der Konstruktion des Dachstuhls muss man bei einem Walmdach mit bis zu 100 Euro pro Quadratmeter rechnen. Weitere Kosten fallen für Dämmung und Dacheindeckung an. Dort können ganz verschiedene Materialien zum Einsatz kommen, also ist eine pauschale Kostenschätzung schlecht möglich. Während Tondachziegel schon bei 14 Euro pro m² erhältlich sind, fangen die Kosten für ein Kupferdach erst bei 90 Euro pro m² an.