Letzte Aktualisierung am 8. Juli 2024 von Mika Lehmann
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Molche finden in Deutschland immer weniger Gewรคsser, in denen sie sich wohlfรผhlen. Das liegt unter anderem daran, dass mehr Flรคchen landwirtschaftlich genutzt werden und Fische in bestehende Weiher eingebracht wurden. Mit einem naturnahen Garten und etwas Platz kann man ihnen und anderen Amphibien aber ein schรถnes Zuhause bieten. Hier zeigen wir, wie man den Gartenteich passend gestaltet und was die Tiere in Gรคrten mรถgen.
Molchteich anlegen
Molche bevorzugen Gewรคsser mit einer flachen Uferzone. Aus diesem Grund eignen sich fertige Teichwannen aus dem Baumarkt nicht, weil sie oft sehr steile Wรคnde haben. Stattdessen sollte man lieber professionell einen Folienteich anlegen lassen. Es reicht eine Tiefe von 60 bis 80 Zentimetern aus, da Molche nicht im Wasser รผberwintern. Zum Vergleich: Fischteiche sollten mindestens einen Meter tief sein. Auf Fische solltest du jedoch unbedingt verzichten, da sie den Laich der Molche einfach fressen wรผrden. Wichtig sind auch ausreichend Versteckmรถglichkeiten im Uferbereich, zum Beispiel Steine, Totholz, Strรคucher oder Hecken. Chlor und รคhnliche Reinigungsmittel sollte man nicht verwenden. Auch Teichpumpen solltest du mรถglichst wenig einsetzen und wenn, dann sollten die รffnungen mit Gittern gesichert sein.
Wichtig: Du solltest auch auf die Position des Teiches achten. Befinden sich rund um das Grundstรผck vielbefahrene Straรen oder ist es eher ruhig und lรคndlich? Stark bebaute Stรคdte eignen sich eher nicht.
Geeignete Teichpflanzen
Versteckmรถglichkeiten heiรt unter anderem: Pflanzen. Diese solltest du erst im Spรคtsommer oder Herbst zurรผckschneiden.
Uferzone
- Bachnelkenwurz
- Gauklerblume
- Sumpfdotter
Eine dichte Bepflanzung ist hier erwรผnscht, besonders mit feinblรคttrigen Pflanzen. Auch รste, Steine oder Baumstรผmpfe kann man um den Teich legen.
Sumpf- und Flachwasserzone
- Hechtkraut
- Hornblatt (Ceratophyllum)
- Pfeilblatt
- Schwanenblume
- Schwimmendes Laichkraut
- Sumpfsimse
- Tannenwedel
- Tausendblatt
- Wasserdickblatt
- Wasserfeder
- Wasserpest
- Wasserstern
- Zwergrohrkolben
Tiefwasserzone
Hier eignen sich Schwimmblattpflanzen wie Seerosen. Sie beschatten den Teich und schรผtzen die Tiere vor Fressfeinden wie Reihern.
Gefahren vermeiden
Mit so einem Teich werden sich Molche und andere Tiere in deinem Garten sehr wohlfรผhlen. Trotzdem gibt es an unseren Gebรคuden und Gรคrten einige Gefahren fรผr die Tiere. Auf diese Dinge solltest du achten:
- Regentonnen sollten einen Deckel oder eine Ausstiegsmรถglichkeit haben, zum Beispiel mit einem Gitter oder Brett. Auch an der Auรenseite sollten die Tiere eine Abstiegsmรถglichkeit haben.
- Regenrinnen kann man mit einem engmaschigen Gitter abdecken. Das schรผtzt nicht nur Tiere, sondern hรคlt auch Laub drauรen und und man muss die Rinne weniger oft reinigen.
- Kellertreppen kann man mit einem langen Brett sicherer machen, das man รผber die Stufen legt oder mit Beton eine Rampe gieรen.
- Kellertรผren sollten nicht lange offen stehen, weil Molche oder Krรถten sich dort gerne verstecken und dort vertrocknen. Auch eine etwas hรถhere Tรผrschwelle kann die Tiere abschrecken.
- Schneckenkorn und andere Pestizide solltest du vermeiden. Amphibien kรถnnen die Stoffe รผber die Haut oder ihre Nahrung (zum Beispiel Nacktschnecken) aufnehmen.
- Die Flรคchen in der Nรคhe des Teiches sollten mรถglichst selten gemรคht werden und nur am Tag bei gutem Licht. Beim Mรคhen solltest du die Schnitthรถhe auf mindestens neun Zentimeter einstellen oder eine Sense verwenden. Mรคhroboter eignen sich nicht, weil sie kleine Tiere noch zu schlecht erkennen.
- Gullideckel und Wasserschรคchte sollten einen Lochdurchmesser oder einen Stababstand von maximal 1,6 Zentimetern haben.
- Katzen oder Hunde mit Jagdtrieb fangen auch gerne Amphibien und Eidechsen. Komplett verhindern lรคsst sich das leider nur, indem man die Tiere gar nicht in den Garten lรคsst oder sie beim Gang in den Garten beobachtet.
- In Vogelnetzen kรถnnen sich auch andere am Boden kriechende Tiere verheddern. Bei der Nutzung sollte man sie regelmรครig kontrollieren.
Ein amphibienfreundlicher Garten ist leider nicht automatisch ein pflegeleichter Garten. Man wird jedoch schnell damit belohnt, dass sich viele verschiedene Tiere dort wohl fรผhlen.
Nahrung
In der Regel musst du dir bei einem naturnahen Teich keine Sorgen machen, dass die Tiere Nahrung finden. Mรผcken und andere Insekten werden den Gartenteich schnell finden und ihre Eier dort ablegen. Auch kleine Krebschen und Asseln im Wasser werden von jungen Molchen verspeist. Die erwachsenen Tiere fressen auch grรถรeres wie Wรผrmer oder Nacktschnecken und kรถnnen sehr nรผtzlich fรผr Gemรผsebeete sein. Besonders interessant: Wรคhrend kleine Molche sich auch vor Libellenlarven verstecken mรผssen, kehrt sich das ganze schnell um.
Bei Bedarf kann man auch mit Mehlwรผrmern fรผttern, das ist aber eher ein netter Zeitvertreib und nicht zwingend nรถtig. Wichtig ist dabei, dass man es nicht รผbertreibt. Wenn zu viel Futter รผbrig bleibt, kann das zu mehr Ammoniak und Nitrit fรผhren, die den Bewohnern schaden.
Wie kommen die Molche in den Teich?
Wenn du bei der Gestaltung alles richtig gemacht hast und die Lage des Teiches passt, sollten die Molche oder andere Amphibien ihn irgendwann von alleine finden. Molche stehen unter Naturschutz, du solltest also nicht einfach zu irgendeinem Gewรคsser gehen und dort welche einfangen. Auch ein Kauf ist nicht nรถtig.
Eiablage und Entwicklung
Je nachdem, wann der Teich angelegt wurde, kann es mit dem ersten Besuch noch ein wenig dauern. Den Winter verbringen die Tiere in einer Winterstarre auรerhalb des Wassers, zum Beispiel unter Steinen und Pflanzen oder verlassenen Tierbauten. Steigt die Wassertemperatur รผber 8 Grad, fangen sie mit dem Laichen an. Das kann je nach Region schon im Februar sein, passiert aber vor allem im Mรคrz und April. Nach der Befruchtung kleben die Weibchen die Eier einzeln an die Blรคtter von Wasserpflanzen. Aus diesem Grund empfehlen wir Pflanzen mit vielen kleineren Blรคttern. Nach dem Laichen verlassen sie das Wasser jedoch schnell wieder und halten sich eher im Garten und der Umgebung auf. Die frisch geschlรผpften Molche brauchen ungefรคhr drei Monate, um das Wasser zu verlassen. Bis sie geschlechtsreif sind und selber laichen, kann es je nach Art zwei bis drei Jahre dauern.
In der Wildnis haben Molche durch Fressfeinde keine hohe Lebenserwartung und werden oft nur wenige Jahre alt. Vรถgel und grรถรere Fische kรถnnen auch erwachsene Molche fressen. Theoretisch kรถnnen Molche in Gefangenschaft bis zu 20 Jahre alt werden.
Molcharten

Teichmolche (Lissotriton vulgaris) kommen am hรคufigsten vor und werden bis zu elf Zentimeter lang. Ihre Haut ist glatt und gelbbraun bis schwarzgrau. Am Kopf haben sie helle und dunkle Streifen. Nach dem Eintreffen im Laichgewรคsser entwickeln die Mรคnnchen einen auffรคlligen Rรผckenkamm und groรe schwarze Punkte.

(Nรถrdliche) Kammmolche (Triturus cristatus) sind mit 10 bis 20 Zentimetern etwas grรถรer. Ihre Haut ist dunkel und sieht besonders auรerhalb des Wassers รคhnlich wie Asphalt aus. Auch die Mรคnnchen dieser Art fallen wรคhrend der Paarungszeit mit ihrem Rรผckenkamm auf. Der Bauch der Tiere ist gelb oder orange mit dunklen Flecken.

Den Bergmolch (Ichtyosaura alpestris) findet man vor allem in Bergregionen, also besonders in Mittel- und Sรผddeutschland. Die Weibchen werden mit ungefรคhr zwรถlf Zentimetern Lรคnge etwas grรถรer als die Mรคnnchen mit neun Zentimetern. Man erkennt die Tiere gut daran, dass der Bauch zwar auch orange ist, aber keine schwarzen Flecken hat. An den Seiten haben sie weiรe Stellen mit schwarzen Flecken.

Fadenmolche (Lissotriton helveticus) sind mit maximal zehn Zentimetern Lรคnge kleiner als die anderen erwรคhnten Arten. Sie sind brรคunlich oder olivgrรผn und haben kleine schwarze Flecken am Kรถrper. Zur Paarungszeit wird der Bauch hellgelb, die Mรคnnchen haben aber keinen Rรผckenkamm. Stattdessen entwickeln sie einen bis zu acht Millimeter langen Faden am Schwanzende.
Giftige Molcharten gibt es in Deutschland nicht. Trotzdem sollten Kinder lernen, dass das Anfassen den Molchen Angst macht und viel Stress bedeutet. Am besten schaut man sich die Molche nur an.
Nicht nur Molche profitieren
Wenn du deinen Gartenteich fรผr Molche gestaltest, kann es auch sehr gut sein, dass du andere Amphibien siehst. Auch Krรถten oder Frรถsche und ihre Kaulquappen fรผhlen sich dort wohl. รber Steine und Trockenmauern aus Naturstein mit vielen Ritzen freuen sich รผbrigens auch kleine Eidechsen sehr. Laub- und Gestrรผpp-Haufen locken zum Beispiel auch Igel an. Beide kรผmmern sich im Garten gerne um Schรคdlinge wie Nacktschnecken.
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