Ein gelber Helm liegt auf einem Tisch auf einer Baustelle

Helmpflicht auf der Baustelle

Letzte Aktualisierung am 8. Juli 2024 von

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Die Helmpflicht im Handwerk sowie in einigen Industriebranchen ist durch den Arbeitsschutz bestimmt. Vor allem auf Baustellen gibt es viele Gefahren. Darum gelten strenge Sicherheitsrichtlinien, die in der Baustellenverordnung festgehalten sind. Bei der gesetzlichen Unfallversicherung sowie der Berufsgenossenschaft liegen ebenfalls entsprechende Regelungen vor. Doch leider kommt es trotz dieser Vorschriften zu zahlreichen Arbeitsunfรคllen und Kopfverletzungen. Offensichtlich sind sich nicht alle Verantwortlichen des Risikos bewusst.

Warum sind Helme so wichtig?

Manche Personen empfinden den Schutzhelm als unbequem und entziehen sich der Helmpflicht. Doch der Helm kann bei einem Arbeitsunfall lebensrettend sein. Neben der Schutzfunktion sollte der Helm jedoch auch einen gewissen Tragekomfort bieten. Dafรผr muss er richtig sitzen.
Ob Gegenstรคnde von oben herunterfallen oder ob die Beschรคftigten auf der Baustelle gelegentlich gegen feste Objekte stoรŸen: Der Helm gibt ihnen mehr Sicherheit und fรคngt den Aufprall ab. Auch wenn ein Mitarbeiter stรผrzt, verringert der Bauhelm die Verletzungsgefahr.

Wann muss ein Helm getragen werden?

Auf der Baustelle sowie an anderen Arbeitsplรคtzen mit Verletzungsrisiko enthรคlt die Arbeitsschutzvorschrift einen entsprechenden Absatz zur Helmpflicht. Die BG-Regel 193 befasst sich mit diesem Thema sowie mit dem Gefahrenpotenzial am Arbeitsplatz.
Wenn es nicht mรถglich ist, die bestehende Gefahr durch bestimmte MaรŸnahmen zu reduzieren oder zu verhindern, brauchen die Beschรคftigten eine zuverlรคssige Schutzausrรผstung. Laut Arbeitsschutzgesetz (ยงยง 4 und 5) kann die Gefรคhrdungsbeurteilung durch den Arbeitgeber dazu fรผhren, dass die Bauarbeiter einen Helm tragen mรผssen. Das ist der Fall, wenn Gefรคhrdungen durch folgende Situationen gegeben sind:

  • durch herabstรผrzende Gegenstรคnde,
  • pendelnde Objekte,
  • AnstoรŸen an Objekte,
  • umfallende Gegenstรคnde,
  • fortfliegende Objekte

Zusรคtzlich muss der Arbeitgeber die bestehende Gefรคhrdungsbeurteilung neu prรผfen, wenn sich die Arbeitsplatzbedingungen รคndern.

Wie lรคsst sich der richtige Helm finden?

Damit der Helm die erforderliche Sicherheit bietet, muss er gut passen. Der Sitz hรคngt von mehreren Kriterien ab. Grundsรคtzlich lassen sich zertifizierte Schutzhelme an die individuelle Kopfform- und grรถรŸe anpassen. Die StandardgrรถรŸen sind fรผr kleine, mittelgroรŸe und groรŸe Kรถpfe geeignet. Um die passende HelmgrรถรŸe zu ermitteln, hilft es, zunรคchst den Kopfumfang zu messen. Bei einigen Herstellern gibt es auch HelmgrรถรŸen auรŸerhalb der StandardmaรŸe.
Um die Passform anzupassen, lassen sich die innenliegenden Elemente prรคzise einstellen. Die Innenausstattung optimiert den Sitz und damit auch den Komfort.
AuรŸerdem ist bei vielen Helmen ein Kinnriemen vorhanden, der den sicheren Sitz verstรคrkt. Vor allem bei Sturzgefahr ist dieser Riemen sinnvoll, denn er verhindert, dass der Bauhelm verrutscht oder komplett herunterfรคllt.

Welche Helme sind geeignet?

Bei der Auswahl des geeigneten Bauhelms sind mehrere Faktoren zu berรผcksichtigen. Unter anderem spielt die Schutzfunktion eine Rolle, zudem kommt es auf die Stabilitรคt an. Die wichtigsten Punkte in Stichworten:

  • StoรŸdรคmpfung,
  • Widerstandsfรคhigkeit gegen รคuรŸere Einflรผsse,
  • Durchdringungsfestigkeit,
  • Sicherheit des Sitzes,
  • Haltbarkeit.

Auf Baustellen kommen zwei Helm-Arten zum Einsatz. Der Industrieschutzhelm nach DIN EN 397 ist der gรคngige Bauhelm, auรŸerdem ist der Helm nach DIN EN 14052 gebrรคuchlich. Welche Art von Helm infrage kommt, richtet sich nach der Gefรคhrdungsbeurteilung.
Auch die Form der Helmschale kann wichtig sein. Helme mit einem breiten Rand bieten zusรคtzlich einen Witterungsschutz. Sie haben typischerweise einen umlaufenden Rand mit Regenrinne und Nackenteil. Auch ein grรถรŸerer Schirm verbessert den Wetterschutz.
Je nach Arbeitssituation kรถnnen zusรคtzliche Schutzelemente vorhanden sein. So gibt es auch Helme mit einstellbarem Visier, integriertem Gehรถr- und/oder Sichtschutz.

Das Material des Schutzhelms

Fรผr die sichere StoรŸdรคmpfung, den Schutz vor รคuรŸeren Einflรผssen und eine gute Durchdringungsfestigkeit ist ein solides Material nรถtig. Die Helme bestehen zumeist aus thermoplastischen oder duroplastischen Kunststoffen. Thermoplastische Materialien sind beispielsweise Polyethylen oder Polypropylen. Bei duroplastischen Kunststoffen handelt es sich um Phenol-Formaldehyd-Harz oder um Polyesterharz. Um die Stabilitรคt zu optimieren, verwenden einige Hersteller ein robustes Basismaterial mit Glasfaserverstรคrkung.
Abhรคngig von der Arbeitsumgebung mรผssen einige Helme schwierige Anforderungen aushalten. Zu diesem Zweck haben sie zum Beispiel eine elektrische Isolierung, einen Hitzeschutz oder auch einen Spritzschutz.

Welche Farbe sollte der Bauhelm haben?

Auf den ersten Blick scheint die Frage nach der Farbe des Helms unwichtig zu sein. Doch in einigen Gewerken kรถnnen Farbunterschiede relevant sein. Die meisten Bauhelme sind gelb. Wenn der Vorarbeiter einen Helm in Rot oder Orange trรคgt, ist er besser zu erkennen. Besucher erhalten oft weiรŸe Helme. Grรผne Helme sind vor allem im Gartenbau zu sehen.

Wie lange halten Helme?

Wann muss man die Helme austauschen? Die Hersteller geben eine begrenzte Gebrauchsdauer fรผr die Schutzhelme an, die man unbedingt beachten sollte. Dafรผr gibt es auch eine spezielle Verordnung zum Gerรคte- und Produktsicherheitsgesetz. Diese beinhaltet folgende Fristen:

  • Thermoplastische Helme halten bis zu vier Jahre,
  • Duroplastische Helme halten bis zu acht Jahre.

Bei starken Belastungen kann es schon frรผher zu Beschรคdigungen kommen. Dann ist ein Austausch erforderlich.

Wie erkennt man Schรคden?

Durch heftige StรถรŸe, starke Witterungseinflรผsse und andere Belastungen kรถnnen sichtbare Beschรคdigungen auftreten. In diesem Fall ist ein sofortiger Austausch nรถtig, denn wenn das Material leidet, lassen auch die Schutzeigenschaften nach. Darum sollte man die Bauhelme regelmรครŸig auf Schรคden oder Materialermรผdung kontrollieren.

Mithilfe eines Knacktests lรคsst sich feststellen, ob das Material sprรถde und brรผchig wird. Bei diesem Test drรผckt man die Helmschale an den Seiten leicht ein und hรคlt das Ohr direkt an die Schale. Wenn ein Knistern oder Knackgerรคusche zu hรถren sind, weist das auf ein sprรถdes Material hin. So ein Helm bietet nicht mehr den nรถtigen Schutz vor Schlรคgen und StรถรŸen, darf also nicht mehr verwendet werden. Der Knacktest liefert somit einen wichtigen Hinweis auf Materialermรผdung, auch wenn es sich nur um eine einfache Methode handelt.

Gibt es Ausnahmen von der Tragepflicht?

Wer vom Helm Kopfschmerzen bekommt, ist deshalb noch nicht von der Helmpflicht befreit. Auch ein รคrztliches Attest erlaubt keine Ausnahme. In einem solchen Fall sollte man mit seinem Arbeitgeber sprechen, um eine Lรถsung zu finden. Ein anderer Helm oder eine bessere Passform verringern die Probleme. Vielleicht hilft es, einen leichteren Schutzhelm oder ein anderes Verschlusssystem auszuwรคhlen. Im Vergleich zum einrastenden Verschluss ist ein Drehsystem oft angenehmer, denn es erlaubt eine stufenlose Anpassung. Ein SchweiรŸleder kann ebenfalls sinnvoll sein, um den Tragekomfort zu verbessern.

Nur in Ausnahmefรคllen kann man von der Tragepflicht befreit werden, und zwar, wenn gesundheitliche Grรผnde dagegensprechen. Allerdings gelten hierfรผr strenge Voraussetzungen. Um die gesundheitlichen Probleme nachzuweisen, ist eine รคrztliche Bescheinigung erforderlich. In dieser Bescheinigung muss die ausdrรผckliche Bestรคtigung enthalten sein, dass der Antragsteller zwingend von der Helmtragepflicht befreit werden muss. Die รคrztliche Bescheinigung muss auch die voraussichtliche Dauer des Hinderungsgrundes enthalten, denn die Ausnahmegenehmigung braucht grundsรคtzlich eine Befristung. Unbefristete Genehmigungen sind nur im Zusammenhang mit einem attestierten Zustand ohne Aussicht auf Besserung zulรคssig.
Wenn eine andere Mรถglichkeit besteht, die Hinderungsgrรผnde zu beseitigen, ist diese der Befreiung von der Helmpflicht vorzuziehen. Dabei kann es sich beispielsweise um eine Spezialanfertigung handeln.

Wie wird die Einhaltung kontrolliert?

In Deutschland findet eine duale Kontrolle der Helmpflicht-Einhaltung statt. Das heiรŸt, dass die Berufsgenossenschaft Bau sowie die Landesรคmter fรผr Arbeitsschutz unterwegs sind, um unangekรผndigt Prรผfungen auf den Baustellen durchzufรผhren. Bei VerstรถรŸen gegen die Helmpflicht โ€“ wenn die Helme gar nicht oder unsachgemรครŸ getragen werden โ€“ kรถnnen hohe BuรŸgelder anfallen.

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