Letzte Aktualisierung am 8. Juli 2024 von Alex Mroos
Die sogenannte Moderne läutete etwa Anfang des 20. Jahrhunderts eine neue Epoche der Architekturgeschichte ein. Allerdings lassen sich moderne Gebäude mitunter nur schwer voneinander abgrenzen, denn unter diesem Baustil werden zahlreiche, mitunter sehr verschiedene Stilrichtungen zusammengefasst.
Doch welche Stilrichtungen gehören überhaupt zur klassischen, modernen Architektur und woran kann man sie erkennen?
Stilrichtungen der modernen Architektur
Moderne Häuser und Bauwerke einem bestimmten Stil zuzuordnen ist mitunter gar nicht so leicht, denn zu dieser Epoche gehören zahlreiche Stilrichtungen. Kennzeichnend für diese Baukunst ist unter anderem die Verwendung von Baumaterialien wie Stahl, Glas und Stahlbeton. Dennoch unterscheiden sich die verschiedenen Stilrichtungen hinsichtlich ihrer Erkennungsmerkmale zum Teil erheblich. Auf die Architekturepoche der klassischen Moderne folgt die sogenannte Postmoderne.
Klassische Moderne
Zur klassischen Moderne gehören je nach Abgrenzung eine Vielzahl von Baustilen, die sich etwa zwischen 1920 und 1960 entwickelten. Aus dieser gingen weitere moderne Baustile hervor, die mitunter bis heute Anwendung finden.
Als Oberbegriff werden unter der Klassischen Moderne folgende Architekturstile zusammengefasst:
- Expressionismus
- Neue Sachlichkeit, Neues Bauen und Bauhaus
- Funktionalismus
- Internationaler Stil
Einige der hier aufgeführten Baustile lassen sich zusätzlich noch in weitere Unterströmungen aufteilen.
Expressionismus
Unter dem Expressionismus versteht man nicht nur eine Epoche der Kunst, sondern auch einen Architekturstil. Nach dem ersten Weltkrieg, also etwa ab 1918, entwickelte sich diese Architekturströmung als Gegenentwurf zur bis dahin vielfach praktizierten Orientierung an historischen Baustilen, wie es bei den Stilrichtungen Historismus oder Klassizismus der Fall war. Bis etwa zum Ende der 1920er Jahre prägte der Expressionismus die klassische Moderne – insbesondere in Deutschland – stark mit.
Im Vordergrund expressionistischer Baukunst stand eine Ausdruckssteigerung mithilfe von baukünstlerischen Mitteln sowie eine gewisse Plastizität. Anhand folgender Merkmale lassen sich expressionistische Bauwerke erkennen:
- runde, gezackte und geschwungene Formen
- Hohe Verwendung von Backstein und Beton
- Abkehr vom rechten Winkel
- Ab den 1920ern: Bevorzugung spitzer Winkel und Betonung der Senkrechten
Zu den bekanntesten Architekten des Expressionismus gehörten unter anderem Hans Poelzig und Erich Mendelsohn.
Neue Sachlichkeit, Neues Bauen und Bauhaus
Die Neue Sachlichkeit zählt ebenfalls zur klassischen Moderne und kommt in Deutschland in den frühen 1920er Jahren in Mode. Entscheidend für die Neue Sachlichkeit war die Zweckbetonung von Bauwerken. Diese Art zu Bauen kann ebenfalls als Gegenbewegung zum Historismus verstanden werden.
Beim Neuen Bauen, einer architektonischen Stilrichtung der Neuen Sachlichkeit stand vor allem die Konstruktion mit zu dieser Zeit neuen Bautechniken wie Eisen- und Stahlbetonbau im Vordergrund. Das Verdecken oder Verputzen von Bauelementen sowie das Einbringen dekorativer Elemente war beim Neuen Bauen nicht vorgesehen. Bekannte Architekten dieser Strömung waren beispielsweise Bruno Taut, Adolf Loos oder auch Erich Mendelsohn.
Als Bauhaus bezeichnet man eine weitere Architekturströmung der klassischen Moderne, die sich aus der Neuen Sachlichkeit entwickelte. Besonderes Augenmerk wurde beim Bauhaus vor allem darauf gelegt mit dem Gebäude ein Gesamtkunstwerk zu erschaffen. Um das zu erreichen vereinte man Kunst, Industrie und Handwerk. Prägend für diesen Baustil waren die Architekten Walter Gropius und Adolf Meyer, die gemeinsam das Bauhausgebäude in Dessau entwarfen – Das bis heute bekannteste Beispiel der Bauhaus-Idee.
Häufig verwendete Elemente beim Bauhaus sind:
- Klare Ordnung
- Gewisse Einfachheit
- Klar erkennbare Kontraste
- Vorwiegend rechte Winkel
- Häufig kubische Form
- Große Glas- und Fensterfronten
Funktionalismus
Im Vordergrund funktionalistischer Baukunst stand vor allem die Abkehr von rein ästhetischer Gestaltung und die Zuwendung zur Funktionalität von Bauwerken. So orientiert sich der Funktionalismus an dem Prinzip: Die Funktion bestimmt die Form (Original: “Form follows function”). Geprägt wurde dieser Ausspruch und späterer Design-Leitsatz vom Architekten Louis Sullivan.
Während erste funktionalistische Baukunst bereits nach Ende des Ersten Weltkriegs Anwendung fand, erlangte der Funktionalismus besonders mit dem Ende des Zweiten Weltkriegs im Wiederaufbau der Nachkriegszeit besondere Beliebtheit. Häufig sind funktionalistische Bauten eher schlicht gehalten und eng mit der Neuen Sachlichkeit beziehungsweise dem Bauhaus verbunden.
Zwar steht dieser Baustil seit den 1970er Jahren mehr und mehr in der Kritik, dennoch wird mitunter bis in die Gegenwart im Stil des Funktionalismus gebaut. Besonders in Hinblick auf die Finanzierung wird der Funktionalismus heute vor allem noch im Bereich gewerblicher und industrieller Architektur sowie im Rahmen öffentlicher Infrastruktur Anwendung.
Internationaler Stil
Unter dem sogenannten Internationalen Stil wird ein moderner Architekturstil verstanden, der sich aus verschiedenen Strömungen entwickelte. Er setzte sich zunächst im Europa der 1920er Jahre und später auch in den Vereinigten Staaten durch.
Der Internationale Stil ist ebenfalls eng mit dem Bauhausstil verwandt. Dementsprechende Überschneidungen kann es bei den Merkmalen geben.
Den Internationalen Stil kann man an folgenden Merkmalen erkennen:
- Asymmetrie
- Kubische Formen
- Verzicht auf Ornamente, Deko oder Verzierungen
- Große Fenster in horizontaler Anordnung
- Verwendung von weißem Putz
Viele Bürohochhäuser und Wolkenkratzer in den USA sind nach den Prinzipien des Internationalen Stils entwickelt wurden.
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