Letzte Aktualisierung am 8. Juli 2024 von Mika Lehmann
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Ist ein Gebäude besonders nachhaltig, kann es das sogenannte QNG erhalten. Hierfür müssen jedoch spezielle Voraussetzungen erfüllt werden. Was das QNG Siegel ist und welche Voraussetzungen erfüllt sein müssen, um es zu erhalten, das erfahren Sie in diesem Ratgeber.
QNG Anforderungen – das Wichtigste auf einen Blick:
- QNG steht für „Qualitätssiegel nachhaltiges Gebäude“
- Das Siegel wird durch das Bundesbauministerium vergeben
- Zuvor muss eine Nachhaltigkeitsbewertung des Gebäudes durchgeführt werden
- Das Siegel wird in zwei Qualitätsklassen – Plus und Premium – vergeben
- Das Zertifikat kann sowohl für Wohn- als auch für Nichtwohngebäude ausgestellt werden
Was bedeutet QNG und wofür braucht man es?
QNG steht für „Qualitätssiegel Nachhaltiges Gebäude“. Es handelt sich dabei um ein Gütesiegel, das vom Staat, genauer gesagt durch das Bundesbauministerium, vergeben wird. Um das Siegel zu erhalten, müssen jedoch verschiedene Voraussetzungen erfüllt werden, auf die wir etwas später detailliert eingehen.
Das QNG Siegel gibt es in zwei Qualitätsklassen, und zwar in „Plus“ und in „Premium“.
Ziel ist es, nicht nur die reine Förderung für effiziente Gebäude (BEG) zu nutzen, sondern diese um den Aspekt der Nachhaltigkeit zu ergänzen, denn dies wird immer wichtiger. Das bedeutet, dass besonders nachhaltige Wohngebäude eine zusätzliche Förderung erhalten können. Inzwischen kann die Förderung auch für Nichtwohngebäude unter bestimmten Voraussetzungen genehmigt werden.
Siegelvarianten für Wohngebäude
Im Bereich der Wohngebäude kann zwischen zwei Siegel-Varianten unterschieden werden:
- QNG-KN21: Neubau eines Wohngebäudes mit bis zu fünf Wohneinheiten
- QNG-WN21: Neubau von Wohngebäuden jeder Größe
Siegelvarianten für Nichtwohngebäude
Bei den Nichtwohngebäuden gibt es insgesamt vier Siegel-Varianten:
- QNG-NWG-BN22: Neubau von Verwaltungsgebäuden oder Bürogebäuden
- QNG-NWG-BK22: Komplettmodernisierung von Verwaltungsgebäuden und Bürogebäuden
- QNG-NWG-UN22: Neubau von Unterrichtsgebäuden
- QNG-NWG-UK22: Komplettmodernisierung von Unterrichtsgebäuden
QNG-Anforderungen – das ist zu beachten
Natürlich kann nicht jeder einfach so das Siegel beantragen und tatsächlich auch bekommen. Es sind hierfür verschiedene Voraussetzungen zu erfüllen. Hierzu gehören beispielsweise die folgenden:
- Allgemeine und besondere Anforderungen in den Bereichen Ökonomie, Ökologie und Soziokultur müssen erfüllt werden
- Die Anforderungen werden nach Fertigstellung des Bauprojekts geprüft, und zwar durch einen unabhängigen Prüfer der Deutschen Akkreditierungsstelle (DAkkS) oder des DGNB
Welche Anforderungen müssen für Plus erfüllt werden?
Um die Plus-Zertifizierung zu erhalten, müssen die für die Nachhaltigkeit relevanten Eigenschaften und Merkmale überdurchschnittlich gut ausfallen. Sie entspricht dem Stand der BEG-Förderung.
Welche Anforderungen müssen für Premium erfüllt werden?
Um die Premium-Zertifizierung zu erreichen, müssen die für die Nachhaltigkeit relevanten Eigenschaften und Merkmale deutlich überdurchschnittlich ausfallen. Sie liegt über dem Anforderungsniveau der BEG-Förderung.
Anforderung | QNG-PLUS | QNG-PREMIUM |
---|---|---|
Treibhausgasemissionen im Gebäudelebenszyklus | maximal 24 kg CO2 Äqu./m²a | maximal 20 kg CO2 Äqu./m²a |
Primärenergiebedarf im Gebäudelebenszyklus | 96 kWh/m²a | 64 kWh/m²a |
Eingebautes Holz aus nachweislich nachhaltiger Forstwirtschaft | mindestens 50 % | mindestens 80 % |
Barrierefreiheit bei über 5 Wohneinheiten | mindestens 80 % der Wohneinheiten und Gemeinschaftsflächen barrierefrei nach Standard “ready” | alle Wohneinheiten und Gemeinschaftsflächen barrierefrei nach Standard “ready plus” |
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QNG-Anforderungen für Nichtwohngebäude
Die energetischen Anforderungen an Nichtwohngebäude sind wesentlich komplexer als bei Wohngebäuden. Deswegen haben wir sie hier nicht aufgeführt. Sie finden die Details in diesem PDF. Darüber hinaus sind auch folgende Anforderungen wichtig:
Anforderungen für PLUS
- Nachhaltige Baustoffe: Mindestens 70 % der verbauten Hölzer kommen aus nachhaltigem Anbau. Mindestens 30 % des eingesetzten Betons, der Erdbaustoffe und Pflanzsubstrate sind vorwiegend recyclet.
- Schadstoffvermeidung: Alle bauausführenden Firmen werden vertraglich zur Einhaltung der QNG-Qualitätsanforderungen an die Schadstoffvermeidung verpflichtet und die Firmen erklären nach Fertigstellung ihrer Leistungen deren Erfüllung.
- Barrierefreiheit: Bei Arbeitsstätten ab 20 Mitarbeitern sind mindestens 10 % der als Arbeitsstätten ausgewiesenen Bereiche inkl. der zugehörigen Verkehrs- und Nebenflächen barrierefrei und im gleichen Geschoss gibt es in der Nähe der Arbeitsplätze barrierefreie Sanitärräume. Grundlage für den Nachweis ist die DIN 18040-1.
- Dachbegrünung: Dächer müssen auf ihre Eignung für die Dachbegrünung geprüft werden und mindestens 50 % der geeigneten Dachflächen werden als Gründach genutzt.
Anforderungen für PREMIUM
- Nachhaltige Baustoffe: Mindestens 85 % der verbauten Hölzer kommen aus nachhaltigem Anbau. Mindestens 50 % des eingesetzten Betons, der Erdbaustoffe und Pflanzsubstrate sind vorwiegend recyclet.
- Schadstoffvermeidung: Die Erfüllung der QNG-Qualitätsanforderungen an die Schadstoffvermeidung wurde für alle neu eingebauten Materialien und Produkte nachgewiesen.
- Barrierefreiheit: Bei Arbeitsstätten ab 20 Mitarbeitern sind mindestens 25 % der als Arbeitsstätten ausgewiesenen Bereiche inkl. der zugehörigen Verkehrs- und Nebenflächen barrierefrei und im gleichen Geschoss gibt es in der Nähe der Arbeitsplätze barrierefreie Sanitärräume. Grundlage für den Nachweis ist die DIN 18040-1.
- Dachbegrünung: Dächer müssen auf ihre Eignung für die Dachbegrünung geprüft werden und mindestens 70 % der geeigneten Dachflächen werden als Gründach genutzt.
Bei Nichtwohngebäuden muss für beide Siegelvarianten eine Analyse und Bewertung durch bestimmte Naturgefahren durchgeführt werden. Wichtig ist die aktuelle und künftige Gefährdung durch die Folgen des Klimawandels. Diese Gefahren sollten durch bauliche, technische oder organisatorische Maßnahmen ausgeglichen werden. Wichtig sind:
- Hitze
- Starkregen, Blitzschlag und Hochwasser
- Wintersturm, Hagel und Schneelast
- Radon
Zertifizierungskosten für QNG
Nachhaltiges Bauen neuer Gebäude und die Erfüllung der Zertifizierungsanforderungen zahlt sich grundsätzlich aus, denn Sie können beispielsweise eine Neubauförderung erhalten. Allerdings fallen für das Qualitätssiegel Kosten an, welche durch die Zertifizierungsstellen berechnet werden.
Möchten Sie die Zertifizierung für ein Einfamilienhaus erlangen, müssen Sie mit Kosten in Höhe von 595 Euro für das BNK-Zertifikat rechnen. Wünschen Sie eine DGNB-Auszeichnung, liegen die Kosten bei einem Einfamilienhaus zwischen 750 und 1.000 Euro. Zudem fallen Kosten für den Auditor an. Diese Kosten werden durch die KfW bezuschusst. Sie können bis zu 5.000 Euro erhalten.
Wer vergibt das Siegel?
Um das Zertifikat zu erhalten, muss zunächst eine Nachhaltigkeitsbewertung von einem fachkundigen Auditor durchgeführt werden. Dies geschieht auf Grundlage eines der Nachhaltigkeitsbewertungssysteme. Eine offizielle Liste für diese Nachhaltigkeitsexperten gibt es leider noch nicht. Sie finden eine Suche jedoch auf den Websites der Bewertungssystemanbieter. Auditoren sind nicht automatisch auch Energieberater, es kann jedoch vorkommen. Diese Zertifizierungsstellen und Bewertungssysteme gibt es:
- Verein zur Förderung der Nachhaltigkeit im Wohnungsbau e.V.
- DGNB GmbH
- Bau-Institut für Ressourceneffizientes und Nachhaltiges Bauen GmbH
Für den Neubau von Wohngebäuden gelten:
- DGNB NWO18
- DGNB NKW 13.2
- NaWoh V3.1
- BNK V1.0
Für den Neubau sowie die Komplettsanierung von Nichtwohngebäuden gelten:
- DGNB NBV18 + Sanierung V2021
- DGNB NBI18 + Sanierung V2021
- BNB BN V2015 + BNB BK V2017
- BNB UN V2017 + BNB UK V2017