Letzte Aktualisierung am 8. Juli 2024 von Mika Lehmann
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Hochwasser durch Schneeschmelzen oder Starkregenereignisse sind für den Menschen schon seit dem Anfang der Zivilisation ein bedrohliches Ereignis. Während diese Hochwasserereignisse für viele Spezies und auch für die Landwirtschaft positive Folgen haben, ist unser heutiges Städtebild durch wasseranfällige Objekte, großflächige Oberflächenversiegelung und Flussbegradigung für diese Ereignisse sehr anfällig. So ist es wichtig, dass sich jeder Hausbesitzer in einem gefährdeten Gebiet auf Hochwasserereignisse vorbereitet. Nach § 5 Absatz 2 WHG besteht sogar eine Pflicht, zumutbare Maßnahmen zu ergreifen. Gerade im Licht der Wetterereignisse des Sommers 2021 ist hierbei davon auszugehen, dass selbst fern eines Flussbettes gebaute Häuser bei Starkregen von Wasserschäden betroffen sein können. Dem Wasser trotzende Bauweisen lohnen sich also für jeden Altbau und Neubau.
Neben dem Abschließen einer Hausrat- und Gebäudeversicherung mit dem Zusatzbaustein Elementarversicherung sowie dem Anlegen von Notvorräten gibt es zahlreiche Maßnahmen, mit denen an Haus und Grundstück die Schäden durch ein Hochwasserereignis gemindert oder sogar ganz vermieden werden. Dies schützt im Zweifelsfall nicht nur Ihr Heim, sondern befreit auch wertvolle Hilfskräfte für andere Arbeiten. Hier erfahren Sie, welche Maßnahmen zum Hochwasserschutz durchgeführt werden können und wer diese ausführt. Auf blauarbeit.de finden Sie zahlreiche Fachfirmen, die nicht nur alle Arbeiten und Installationen durchführen, sondern Sie auch beraten, welche Maßnahmen für Ihr Heim sinnvoll sind.
Hochwasserschutz auf dem Grundstück
So wie beim technischen Hochwasserschutz Rückhaltebecken und Deiche das Hochwasser ableiten, so können auch Sie auf Ihrem Grundstück mit gartenbaulichen Maßnahmen einen wichtigen Baustein für den Hochwasserschutz setzen. So können Sie mit Gräben oder Erdwällen das einströmende Wasser auf ungefährdete Grundstücksteile ableiten. Sollten Sie in einer Talsohle liegen, so können Sie durch eine hochwasserresistente Mauer das Hochwasser ableiten. Toröffnungen können durch sichere Schutzwände oder Sandsäcke verschlossen werden, sodass das Hochwasser um Ihr Haus fließt. Gefahr droht hierbei vor allem vonseiten der Hanglage oder von der Straße. Ein Unterströmungsschutz sorgt dafür, dass auch das Wasser direkt unter der Erdoberfläche nicht in den Garten eindringen kann. Die Maßnahmen sollten nicht so angelegt sein, dass das Wasser auf ein Nachbargrundstück geleitet wird. Stattdessen hilft eine Drainage dabei, das Wasser zum harmlosen Vorbeifließen anzuhalten.
Maßnahmen zur Abwehr eindringenden Wassers
Die beste Methode, um Hochwasser zu begegnen, ist die Abwehr des Wassers. Hierzu stehen zahlreiche Maßnahmen zur Verfügung, die sich jeweils gegen die verschiedenen Eintrittswege des Wassers richten. Hier die wichtigsten Schutzmaßnahmen im Detail:
Schutz der Wände und Böden
Ein häufig unterschätzter Eintrittsweg des Wassers ist durch die Wände oder den Kellerboden. Wie jedes Material kann auch eine Kellerwand oder Bodenplatte dem Druck des Wassers nur bis zu einem bestimmten Grad widerstehen. Wird dieser Druck überschritten, kann das Wasser durch kleine Lücken im Material eindringen. Bei sehr starkem Druck kann sogar die Bodenplatte oder die Wand brechen. Ein Mittel zur Verhinderung dieses Vorgangs ist das Einziehen von wasserresistenten Materialien. Eine sogenannte „schwarze Wanne“ besteht aus einer wasserdichten Schicht, die entweder auf die Gebäudeaußenseite oder Gebäudeinnenseite eingebracht werden kann. Sie muss das Gebäude komplett umschließen. Das Material aus Bitumen oder Kunststoff widersteht drückendem Grundwasser und hält das Gebäudeinnere trocken. Alternativ können die Wände aus wasserundurchlässigem Beton mit speziell abgedichteten Arbeitsfugen realisiert werden. Auch diese sogenannte „weiße Wanne“ erfüllt den Zweck des Schutzes vor Hochwasser. Den Einbau dieser Wannen übernehmen Baufirmen, wobei bei Altbauten eine schwarze Wanne im Innenbereich nachgerüstet werden kann.
Schutz vor eindringendem Kanalisationswasser
Bei Hochwasser kann das Wasser durch die Kanalisation in das Gebäude gedrückt werden und durch Toiletten oder Waschbecken in das Gebäudeinnere eindringt. Besonders Kanalisationsanschlüsse im Keller sind verwundbar, aber bei starkem Hochwasser können auch höher gelegene Abflüsse verwundbar sein, sobald sie unter der Hochwasserlinie liegen. Um das Eindringen von Wasser auf diesem Weg zu verhindern, können SanitärdienstleisterInnen Rückstausicherungen einbauen. Diese verschließen die Rohre bei in die falsche Richtung drückendem Wasser automatisch und schützen so das Hausinnere. Sie müssen regelmäßig gewartet werden. Eine alternative Lösung ist ein aktiver Rückstauschutz, bei dem eine Abwasserhebeanlage mit einer Pumpe das Abwasser über die Hochwasserebene drückt und so ableitet. Die meisten Gemeinden regeln in ihrer Satzung, welches System zum Einsatz kommen muss.
Schutz für Fenster und Türen
Neben den Kanalisationszugängen sind Fenster (vor allem Kellerfenster mit Lichtschacht) und Türen der größte Schwachpunkt bei Hochwasser. Um Hochwasser abzuwehren, müssen diese Fenster und Türen dem Druck des Wassers widerstehen. Dies kann entweder am Fenster selbst oder durch eine Umhüllung der Schwachpunkte mit Schutzwänden geschehen. Die Schutzwände können bei Bedarf direkt vor den Türen und Fenstern aufgestellt werden und stemmen sich gegen den Wasserdruck. Bei ausreichender Höhe sind sie so zum Hochwasserschutz geeignet und können nach Abfließen des Hochwassers entfernt werden.
Wasserdichte Fenster und Türen stellen eine Ergänzung zu diesen Hochwasserschutzwänden dar. Hochwasserdichte Fenster können durch druckresistentes Fensterglas und dichte Fensterrahmen dem Außendruck des Wassers standhalten. Dabei ist darauf zu achten, dass Kellerfenster einem deutlich stärkeren Druck als höher liegende Fenster widerstehen müssen. Spezielle Folien können im Hochwasserfall auf die Fenster geklebt werden, um das Fensterglas zusätzlich zu stabilisieren. Druckdichte Türen sind vor allem da sinnvoll, wo eine Abschottung der Tür mit außen liegenden Maßnahmen nicht möglich ist oder eine komplette Überflutung im Kellerbereich möglich ist. Auch diese Türen sind so ausgelegt, dass sie mit speziellen Riegeln verschlossen werden und dem Wasser widerstehen.
Verwendung hochwasserbeständiger Materialien
Nicht jedes Material verhält sich bei Hochwasser gleich. Je nach Baustoff können durch den Außendruck und die Feuchtigkeit erhebliche Schäden entstehen, wenn nicht das richtige Material gewählt wurde. Aus diesem Grund ist es besonders im Risikogebiet und hier im Kellerbereich wichtig, die Baumaterialien sorgfältig auszuwählen. Beim Einsatz von Naturstein sollten Sie auf porenfreie Steine wie Basalt oder Granit setzen, während Sandstein Wasser durch feine Kapillaren weiterleitet. Mauerziegel bieten einen guten Wasserschutz, wenn an der Außenseite des Gebäudes wasserresistente Vormauerziegel verwendet werden. Auch zementgebundene Baustoffe wie Beton können einen guten Schutz vor Wasser bieten, wenn sie durch spezielle Oberflächenbehandlungen gegenüber Wasserdruck resistent gemacht wurden. Dieser sogenannte wasserundurchlässige Beton, auch WU-Beton genannt, sollte im Kellerbereich verbaut werden. Weniger geeignet sind kalkhaltige oder gipshaltige Baustoffe.
Auch Dämmstoffe sollten eine gewisse Hochwasserresistenz aufweisen, da sie im Schadensfall sonst ausgetauscht werden müssen. Besonders resistent gegenüber Wassereinwirkungen sind Dämmplatten aus Glasschaum oder Extrudiertem Polystyrolhartschaum (XPS), denn diese Stoffe nehmen weder große Wassermengen auf, noch verformen sie sich bei Feuchtigkeit. Diese Dämmelemente müssen ausreichend gut verankert werden, um unter Wasser sich nicht durch Auftrieb loszureißen.
Anpassung an Hochwasserereignisse
Eine ergänzende Strategie zum Hochwasserschutz ist die Anpassung an Hochwasserereignisse. Keine Strategie gegen Hochwasserschutz ist vollkommen sicher, und so helfen alternative Maßnahmen, die Sicherheit bei Hochwasserschutz weiter zu erhöhen. Außerdem kann es auch bei einer perfekt abgedichteten Kellerwanne notwendig sein, das Gebäudeinnere zu fluten, um Schäden an der Statik zu verhindern. Bei abgedichteten Kellern zeigt eine Markierung an der Außenwand des Gebäudes den Pegelstand an, ab dem eine Notflutung durchzuführen ist.
Bei einem Hochwasserereignis gehen besondere Gefahren durch Elektrizität und Heizungen aus. Besonders Ölheizungen können bei fehlender Sicherung das Wasser verseuchen und erhebliche Umwelt- und Gesundheitsschäden verursachen. Spezielle Sicherungen der Öltanks und eine Verlegung der elektrischen Einrichtungen in höhere Stockwerke erhöhen die Resilienz bei einem Hochwasserereignis entscheidend. Heizöltanks müssen dabei nicht nur vor dem Eindringen des Wassers, sondern auch gegen das Aufschwimmen gesichert sein.