Letzte Aktualisierung am 8. Juli 2024 von Alex Mroos
Handwerksmeister stehen in ihren Betrieben für Qualität und Erfahrung – der Meisterbrief stellt dementsprechend eines der wichtigsten Zertifikate im Handwerk dar. Der Besuch der Meisterschule ist allerdings auch mit Zeit und Mühe verbunden. So stellt sich für Sie als Handwerker also die Frage, was auf Sie zukommt, wenn Sie einen Meistertitel erhalten wollen, und welche Vorteile damit verbunden sind?
Sollten Sie außerdem darüber nachdenken, sich selbstständig zu machen, zeigen wir Ihnen für welche Gewerke eine Meisterpflicht besteht.
Was zeichnet den Handwerksmeister aus?
Ein Handwerksmeister hat mit dem Meisterbrief einen höheren Abschluss in seinem jeweiligen handwerklichen Beruf erlangt. Dadurch ist er nicht nur qualifizierter Spezialist in seinem Gewerk, sondern auch dazu berechtigt im Betrieb als Ausbilder und Unternehmer tätig zu werden. Der Meisterbrief stellt also eine Mehrfachqualifikation aus, die dem Handwerksmeister fachliches, kaufmännisches und pädagogisches Wissen bescheinigt.
Gründe für den Meistertitel
Wenn Sie noch unentschlossen sind, ob Sie eine Meisterschule besuchen wollen, sollten Sie zunächst einen Blick auf die Vorteile werfen, die mit dem Meistertitel verbunden sind. Gerade, wenn Sie ihr eigenes Unternehmen gründen wollen, besteht in vielen Gewerken eine Meisterpflicht – sollten Sie selbst kein Handwerksmeister sein, müssen Sie einen anderen Mitarbeiter finden, der über einen Meisterbrief verfügt, um sich selbstständig machen zu können. Doch auch darüber hinaus bietet der höhere Abschluss noch weitere Vorteile:
- Zusatzqualifikation: Handwerksmeister erweitern nicht nur ihre handwerklichen Kompetenzen, sondern erlangen auch betriebswirtschaftliches und pädagogisches Fachwissen
- Kundenakquise: Bei Kunden steht der Meistertitel vor allem für Qualität, Erfahrung und Zuverlässigkeit, dadurch kann Ihr Betrieb mehr Aufträge erhalten
- Nachwuchs gewährleisten: Als Meister dürfen Sie Azubis beschäftigen und angehende Gesellen fördern. So können Sie auch für Ihren eigenen Betrieb Nachwuchs finden
- Mehr Gehalt als Meister: Als Handwerksmeister können Sie einen höheren Verdienst erhalten
- Hochschulzugang erhalten: Als Handwerker können Sie an vielen Hochschule studieren und damit Ihre Kenntnisse und Qualifikationen erweitern
Es zeigt sich also, dass der Meistertitel mit zahlreichen Vorteilen verbunden ist. Insgesamt können Sie als Handwerksmeister auch mehr Aufgaben im Betrieb übernehmen: Dadurch gestaltet sich Ihr Arbeitsalltag abwechslungsreicher. Neben den typischen Tätigkeiten Ihres Handwerks, kümmern Sie sich um kaufmännische Aufgaben wie das Management der Finanzen, Terminplanung oder die Koordination der anderen Mitarbeiter. Außerdem sind Handwerksmeister die Ausbilder in ihren Betrieben, sofern Lehrlinge ausgebildet werden.
Selbstständig mit dem Handwerksmeister
Im Handwerk besteht in einigen Gewerken noch die Meisterpflicht, um sich selbstständig zu machen: Konkret bedeutet das, dass man entweder selbst Meister sein oder einen Handwerksmeister einstellen muss. In folgenden Handwerksberufen besteht aktuell die Meisterpflicht:
- Augenoptiker
- Bäcker
- Beton- und Stahlbetonbauer
- Boots- und Schiffbauer
- Brunnenbauer
- Büchsenmacher
- Chirurgiemechaniker
- Dachdecker
- Elektroniker, Elektrotechniker, Elektromaschinenbauer
- Feinwerkmechaniker
- Fleischer
- Friseure
- Gerüstbauer
- Glasbläser und Glasapparatebauer
- Glaser
- Hörgeräteakustiker
- Informationstechniker
- Installateur und Heizungsbauer
- Kälteanlagenbauer
- Konditoren
- Kraftfahrzeugtechniker
- Landmaschinenmechaniker
- Maler und Lackierer
- Maurer
- Mechaniker für Reifen- und Vulkanisationstechnik
- Metallbauer
- Orthopädieschuhmacher
- Orthopädietechniker
- Schornsteinfeger
- Spengler/Klempner
- Steinmetze und Steinbildhauer
- Straßenbauer
- Stuckateure
- Tischler/Schreiner
- Wärme-, Kälte- und Schallschutzisolierer
- Zahntechniker
- Zimmerer
- Zweiradmechaniker
Voraussetzungen für den Handwerksmeister
Natürlich kann nicht jeder einfach so Handwerksmeister werden. Voraussetzung für den Besuch der Meisterschule ist in der Regel eine bestandene Gesellenprüfung im jeweiligen Gewerk. Der Meistertitel kann im Grunde also direkt im Anschluss an die Ausbildung angestrebt werden.
In manchen Fällen ist es auch möglich, dass Sie Ihren Meister in einem anderen Gewerk machen möchten als das, in dem Sie Ihre Ausbildung absolviert haben. In einem solchen Fall sollten Sie mindestens drei bis vier Jahre Berufserfahrung im jeweiligen Gewerk mitbringen.
Kann man weiterhin arbeiten?
Wer Handwerksmeister werden möchte, muss wieder die Schulbank drücken, denn die Weiterbildung führt über den Besuch einer Meisterschule. In Deutschland gibt es Meisterschulen an den verschiedensten Standorten.
In der Regel stehen angehenden Handwerksmeister hier drei verschiedene Modelle zur Verfügung. Entweder besuchen Sie die Meisterschule in Vollzeit oder aber Sie arbeiten weiterhin in Ihrem Beruf und gehen nur in Teilzeit zur Schule. Alternativ kann der Meistergrad auch über ein Fernstudium absolviert werden. Letztere Modelle bringen den Vorteil mit sich, dass man weiterhin berufstätig sein kann und der Verdienstausfall geringer ausfällt.
Der Zeitraum, bis man die Meisterprüfung ablegen kann, ist natürlich abhängig vom jeweiligen Modell:
- Vollzeit: Unterricht an fünf Werktagen in der Woche, ca. 11 Monate lang
- Teilzeit: Unterricht an drei Tagen in der Woche, ca. 22 Monate lang
- Fernstudium: Ca. 12 Stunden Lernaufwand in der Woche, ca. 33 Monate lang
Wie wird man zum Handwerksmeister?
Die Meisterschule dient vor allem der Vorbereitung auf die Meisterprüfung. Während der Weiterbildung wird angehenden Meistern deshalb fachpraktisches, fachtheoretisches, kaufmännisches sowie pädagogisches Wissen vermittelt.
Die Meisterprüfung wird in vier verschiedene Prüfungsteile unterteilt:
- Praktische Prüfung
- Theoretische Prüfung
- Betriebswirtschaftliche und rechtliche Prüfung
- Berufspädagogische Prüfung
Die Reihenfolge in der man die Prüfungsteile absolviert ist nicht verbindlich, sondern kann selbst gewählt werden. Um die Meisterprüfung insgesamt zu bestehen, ist mindestens ein ausreichend in jedem Teil nötig.
Anerkennung des Meistertitels
Der Meisterbrief ist ein europaweit anerkanntes Zertifikat. Gemäß des Europäischen Qualifikationsrahmens (EQR) steht der Meistertitel auf der selben Stufe wie der an einer Hochschule erworbene Bachelor-Abschluss. Dementsprechend ist ein Handwerksmeister auch dazu qualifiziert im europäischen Ausland zu arbeiten, einen Betrieb zu gründen und Azubis auszubilden.
Darüber hinaus bieten vielen Hochschulen die Möglichkeit die eigenen Kenntnisse zu erweitern und mit dem Meistertitel zu studieren.
Kosten und Förderung
Eine Weiterbildung wie der Meisterlehrgang ist natürlich nicht ganz günstig. Es fallen sowohl Kosten für den Besuch der Meisterschule als auch für die Prüfung selbst an. Diese sind abhängig vom Gewerk und der jeweiligen Region, bewegen sich aber in der Regel im vierstelligen Bereich.
In Deutschland besteht aber die Möglichkeit eine Förderung für die Fortbildung zu beantragen. Mit dem sogenannten Aufstiegs-Bafög können bis zu 40% der Fortbildungskosten für den Meisterlehrgang bezuschusst werden. Wie hoch die Förderung ausfällt ist abhängig von den Fortbildungskosten sowie dem Vermögen und dem Einkommen.
Jetzt zum Handwerksmeister werden
Wenn Sie sich dazu entscheiden wollen, sich zum Handwerksmeister weiterzubilden, sollten Sie sich zunächst umfassend bei der für Sie zuständigen Handwerkskammer informieren, wo es Meisterschulen in Ihrer Nähe gibt und wann Sie mit dem Lehrgang beginnen können. Außerdem ist es sinnvoll vorher gründlich zu kalkulieren, wie Sie die Weiterbildung finanzieren können und wie Sie Ihre Lebenshaltungskosten trotz eines möglichen Verdienstausfalles aufrechthalten können. Lassen Sie sich aber keinesfalls von den anfallenden Kosten abschrecken, in der Regel rechnet es sich seinen Meister zu machen, denn man kann sich selbstständig machen, hat bessere Jobaussichten oder kann die eigene Auftragslage verbessern.
Bildquelle: Thomas Reimer/stock.adobe.com
Wer Meister werden will, sollte sich gründlich überlegen, ob er den zeitlichen und finanziellen Aufwand, den der Besuch der Meisterschule mit sich bringt, aufbringen möchte. Für mich war es allemal lohnenswert, da ich so meinen eigenen Malerbetrieb aufziehen konnte.
Inzwischen so erfolgreich, dass wir letztes Jahr den zweiten Azubi aufnehmen konnten.