Letzte Aktualisierung am 8. Juli 2024 von Alex Mroos
Wohnungsnot gibt es nicht nur in deutschen Großstädten, auch unsere heimischen Vogelarten finden heutzutage immer seltener geeignete Nistplätze. Um dem entgegenzuwirken und den Vögeln einen sicheren Ort zum Nisten zu bieten, kann man selbst Nistkästen bauen. Für welche Vogelarten man welche Nistkästen bauen und worauf man dabei achten sollte, erklären wir hier.
Warum sollte man selbst eine Nisthilfe für Vögel bauen?
Unseren heimischen Vogelarten fällt es zunehmend schwerer die passenden Nist- und Brutplätze zu finden. Grund dafür sind die zunehmende Verdichtung sowie schnörkellose, moderne Baustile und die Beseitigung von Lücken und Löchern in Dächern und Mauern im Zuge von Sanierungsmaßnahmen. Sogenannten Nischen- und Höhlenbrütern fehlen dadurch die nötigen Rückzugsorte in urbanisierten Gebieten.
Will man den Vögeln also etwas Gutes tun, kann man selbst einen Nistkasten bauen und diesen im eigenen Garten aufstellen. So bietet man den Vögeln eine Nisthilfe.
Welche Arten von Nisthilfen gibt es?
Zu beachten ist allerdings, dass verschiedene Vogelarten auch verschiedene Vorlieben beim Nisten haben. In der Regel unterscheidet man hier zwischen:
- Höhlenbrütern
- Nischenbrütern
- Freibrütern
- Kronenbrütern
- Bodenbrütern
So brüten Höhlenbrüter beispielsweise eigentlich in den natürlichen Hohlräumen von Bäumen – Also in weitgehend geschlossenen Nisthöhlen. Andere benötigen Nischen, die sich besser für einen direkten Anflug eignen. So wie sich unsere heimischen Vögel untereinander unterscheiden, unterscheidet sich also auch ihr Nistverhalten. Besonders für Höhlen- und Nischenbrüter werden Lege- und Nistplätze aber knapp – Sie sind also vor allem von dieser Entwicklung gefährdet. Deshalb bietet es sich an, Nisthilfen für sie bereitzustellen.
Dementsprechend sind vor allem die folgenden Nisthilfen verbreitet.
- Höhlenbrüterkasten
- Halbhöhlenkasten
- Baumläuferkasten
- Spatzenhaus
- Mauerseglerkasten
Höhlenbrüterkasten
Zu den Höhlenbrütern gehören zahlreiche heimische Vogelarten wie zum Beispiel Meisen, Trauerschnäpper oder Stare. Höhlenbrüter bauen ihre Nester normalerweise in natürlichen Höhlen, so etwa in den Hohlräumen von Bäumen. Meist erreichen die Vögel ihre Nisthöhlen dann über kleine Einfluglöcher. So bieten die Höhlen den Höhlenbrütern beziehungsweise ihren Eiern und Nachkommen einen natürlichen Schutz vor Fressfeinden und anderen schädlichen Umwelteinflüssen.
Um den Höhlenbrütern eine gute Alternative zu natürlichen Höhlungen zu bieten, können Höhlenbrüter-Nistkästen helfen. Diese sind mitunter auch als Meisenkästen bekannt. Je nach Vogelart muss sich die Größe des Einflugloches unterscheiden. Will man beispielsweise Kohlmeisen in seinem Garten willkommen heißen, sollte das Einflugloch einen Durchmesser von etwa 32 Millimetern haben, während es für Kohlmeisen nur etwa 26 bis 28 Millimeter groß sein muss. Für Trauerschnäpper sollte der Durchmesser etwa 32 Millimeter betragen, für Stare sogar 45 Millimeter. Den Höhlenbrüterkasten sollten Sie dann in einer Höhe zwischen zwei und zehn Metern anbringen.
Auch bei einigen staatenbildenden Insekten wie beispielsweise Hummeln, Honig- und Wildbienen sowie Wespen spricht man von Höhlenbrütern beziehungsweise von Dunkelhöhlennistern.
Halbhöhlenkasten
Anders als Höhlenbrüter benötigen Nischenbrüter nur einen sogenannten Halbhöhlenkasten. Dabei handelt es sich um einen halboffenen Nistkasten. Ein Halbhöhlenkasten wird vor allem von Vögeln in Anspruch genommen, die normalerweise in entsprechenden Nischen von Felswänden oder Gebäuden nisten würden. Zu den Nischenbrütern gehören unter anderem Singvogelarten wie die Wasseramsel, der Grauschnäpper oder das Rotkehlchen sowie Greifvögel wie Wanderfalken oder Uhus.
Für Nischenbrüter stehen in der Regel zwei verschiedene Arten von Nisthilfen zur Verfügung. Bekannt ist vor allem die nach vorne zur Hälfte offene Halbhöhle. Allerdings ist hier zu beachten, dass gerade Kleinvögel in einem solchen Nistkasten schnell Opfer von nesträuberischen Beutegreifern werden können. Dementsprechend sind auch Nisthilfen mit jeweils zwei ovalen Einfluglöchern, die etwa 32 mal 50 Millimeter groß sind, bewährt, um die Nischenbrüter vor Räubern zu schützen.
Baumläuferkasten
Baumläufer kommen in der Natur sowohl als Garten- als auch als Waldbaumläufer vor. Baumläufer haben sich als Klettervögel perfekt an ein senkrechtes Leben angepasst, denn in der Regel laufen sie in Spiralen aufwärts an Bäumen entlang, um Insekten zu finden. Dazu haben sie lange Krallen, einen spitzen Schnabel und ein stabiles Federkleid ausgebildet.
Um den Baumläufer zu unterstützen, kann ein sogenannter Baumläuferkasten beziehungsweise ein Schlitzkasten als Nisthilfe dienen. Statt eines Einfluglochs besitzt der Baumläuferkasten einen rechteckigen Schlitz am oberen Rand der Rückwand. Den Baumläuferkasten sollten so an einem Baum aufhängen, dass Baumläufer direkt von der rauen Rinde aus hineinlaufen können. Bestenfalls in etwa drei bis vier Metern Höhe.
Spatzenhaus
Die geselligen kleinen Spatzen sind eigentlich Höhlen- und Nischenbrüter, die in der Regel meist in Mauernischen oder unter Dachpfannen nisten. Mitunter würden sich also auch Höhlenbrüter- oder Nischenkästen für diese Tiere eignen. Jedoch nehmen Spatzen die herkömmlichen Nistkästen nicht immer an und wünschen sich eine Art Mehrfamilienhaus. Das heißt bestenfalls sollte das Spatzenhaus aus mehreren voneinander getrennten Parteien mit jeweils eigenen Einfluglöchern mit einem Durchmesser von circa 32 bis 34 Millimetern bestehen.
Da Spatzen als besonders gesellige Art gelten, kann es hilfreich sein gleich mehrere Spatzenhäuser in unmittelbarer Nähe zueinander anzubringen.
Mauerseglerkasten
Der Mauersegler zählt zu den Arten, die besonders unter Fassaden- und Dachsanierungen leiden, denn normalerweise brütet er an den Außenwänden von Gebäuden. Mit einem Mauerseglerkasten kann hier Abhilfe geschaffen werden. Dazu sollten Sie mehrere Kästen mit ovalen Einfluglöchern in einer Höhe von mindestens sechs Metern, bestenfalls direkt unter dem Hausdach, befestigen. Das ermöglicht den Vögeln ein leichteres Ein- und Ausfliegen. Bestenfalls sollte der Mauersegler-Nistkasten etwa im April angebracht werden, denn ab Mitte April kehren die ersten Mauersegler aus ihrem Winterquartier nach Mitteleuropa zurück.
Worauf sollte man bei Nistkästen achten?
Obwohl sie dringend einen Nistkasten gebrauchen könnten, werden Vögel die vom Menschen montierten Vogelhäuser nicht immer annehmen. Zusätzlich sollte auch aufgepasst werden, den Vögeln nicht zu schaden.
Dementsprechend sollten Sie einige Dinge beachten, wenn Sie wollen, dass die Vögel sich in der jeweiligen Nisthilfe wohl fühlen:
- Für den Bau von Nistkästen sollten etwa 18 Millimeter dicke Massivholz-Bretter – optimalerweise zum Beispiel aus Eiche, Lärche oder Kiefer – verwendet werden
- Das Holz sollte witterungsbeständig sein
- Das Material sollte nicht mit chemischem Holzschutzmittel behandelt werden: Als Schutz vor Feuchtigkeit und Pilzbefall sollten nur natürliches Leinöl oder umweltfreundliche Farben verwendet werden
- Nach Möglichkeit auf Nägel verzichten
- Zur Belüftung sollten sich Löcher im Boden befinden
- Achten Sie auf die richtige Stelle für den Nistkasten: Hier sind Faktoren wie Himmelsrichtung, Umgebung und Nahrungsangebot entscheidend
- Lassen Sie den Nistkasten frei: Andernfalls denken die Vögel er wäre bereits besetzt, außerdem wollen sie sich ihr Nistmaterial selbst zusammensuchen
- Pflanzen Sie heimische Blumen und Pflanzen, gegebenenfalls auch bienenfreundliche Pflanzen, in Ihrem Garten
Achten Sie zusätzlich auf die spezifischen Anforderungen, die ein Nistkasten je nach Vogelart erfüllen muss.
Bild: Peter Maszlen / stock.adobe.com