Letzte Aktualisierung am 8. Juli 2024 von Alex Mroos
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Sicherheitsstandards und Komfortansprüche im Rahmen der Hauselektrik können sich über die Jahre hinweg verändern. Daher ist es grundsätzlich von besonderer Bedeutung, dass Sie die Elektrik in Ihrem Haus regelmäßig sanieren und warten.
In der Regel sollten alle elektrischen Anlagen spätestens nach 30 bis 40 Jahren erneuert werden, da diese dann als technisch veraltet gelten. Unumgänglich beziehungsweise zwingend notwendig ist die Modernisierung der Elektrik bei Häusern, die vor den 1970er Jahren erbaut wurden. Hierbei besteht die Hauselektrik meist noch aus besonders alten Anlagen, die bereits lange nicht mehr dem aktuellen Stand entsprechen. Denn durch den Wandel der Sicherheitsstandards über die letzten Jahrzehnte wird der damalige Standard den heute geltenden elektrischen Ansprüchen in den meisten Fällen nicht mehr gerecht. Es besteht bei den veralteten Anlagen vielmehr ein erhöhtes Risiko von Kabelbränden und Stromschlägen, weshalb ein Austausch der Anlagen aus Sicherheitsgründen unumgänglich ist.
Was muss bei der Erneuerung der Elektrik erledigt werden?
Was Sie im Rahmen einer Erneuerung Ihrer Elektrik erledigen sollten, kann sehr vielfältig sein und ist insbesondere vom Alter Ihrer elektrischen Anlagen abhängig.
Elektrische Anlagen, die nach 1973 eingebaut wurden
Bei Häusern, deren elektrische Anlagen nach 1973 eingebaut wurden, werden im Rahmen einer Elektrikmodernisierung oftmals neue und vor allem auch mehr Steckdosen gefordert. Denn im Vergleich zum früheren Standard, nach dem ein bis zwei Steckdosen pro Zimmer ausreichend waren, sind heute deutlich mehr Steckdosen pro Raum erforderlich. Im Zuge dessen müssen oftmals auch FI-Schutzschalter nachgerüstet werden. Auch die Trennung der einzelnen Räume, die zu einem Kreis zusammengefasst sind, kann im Rahmen der Sanierung der Elektroinstallation erforderlich sein. Denn infolge des umfangreicheren Geräteeinsatzes ist das Laster der modernen Geräte oftmals zu groß, um auf einem zusammengefassten Kreis betrieben zu werden. Zusätzlich können im Zuge einer Modernisierung der Elektroinstallation die Umsetzung weitere Erneuerungsmaßnahmen sinnvoll sein. Hierzu zählt unter anderem die Neuverlegung der Steig- und Hauptleitungen. Auch Arbeiten rund um die Zentralisierung der Zählerschränke oder der Einbau neuer Sprechanlagen können gegebenenfalls durchgeführt werden.
Elektrische Anlagen, die vor 1973 eingebaut wurden
Neben den grundlegenden Erneuerungsarbeiten für elektrische Anlagen nach 1973 werden bei Häusern, deren elektrische Anlagen vor 1973 eingebaut wurden, weitere Sanierungsmaßnahmen erforderlich. Denn in den meisten Fällen ist bei Häusern dieses Alters noch keine Sicherung mit PE-Leiter in Form eines gelbgrünen Schutzleiters verbaut worden. Stattdessen bestehen die elektrischen Anlagen hierbei meist nur aus der klassischen Nullung. Allerdings stellt diese für den heutigen Strombetrieb eine unzumutbare Sicherheitsgefährdung dar. Daher sollten Sie in solchen Fällen die Elektroinstallationen aus Sicherheitsgründen komplett erneuern lassen.
Elektrische Anlagen aus der Vorkriegszeit
Sollte Ihr Gebäude über elektrische Anlagen verfügen, die noch aus der Vorkriegszeit stammen, ist auch hier eine vollständige Erneuerung der Elektroinstallation empfehlenswert. Oftmals ist bei diesen elektrischen Anlagen noch keine Erdung vorhanden. Dies hat zur Folge, dass die zweiadrigen Kabel dauerhaft unter Spannung stehen. Zudem sind die Kabel meist mit Papier oder Stoff umwickelt, welche nach der langen Zeit oftmals schon sehr brüchig sind. Anlagen dieses Alters sollten Sie daher direkt im Zuge einer Altbausanierung austauschen und komplett erneuern lassen, denn aufgrund des fehlenden Schutzes können bereits kleine Kurzschlüsse schwere Unfälle verursachen. Hinzu kommt, dass neben dem erhöhten Sicherheitsrisiko auch eine erhöhte Brandgefahr von den veralteten elektrischen Anlagen ausgeht.
Worauf sollten Sie vorab bei der Sanierung der Hauselektrik achten?
Damit Sie nach einer Elektriksanierung weiterhin sicher in Ihrem Haus wohnen können, sollten Sie bereits bei der Planung auf einige geltenden Vorschriften achten.
VDE DIN 0100
Die Norm VDE DIN 0100 beinhaltet Vorschriften, wie Niederspannungsleitungen geplant, errichtet und geprüft werden müssen, um deren korrekte Funktion sowie die nötige Sicherheit gewährleisten zu können. Dabei werden dem Bereich der Niederspannungsleitungen alle elektrischen Anlagen zugeordnet, die über eine Wechselspannung bis zu 1.000 Volt oder eine Gleichspannung bis zu 1.500 Volt verfügen. Gültig ist die Norm für Wohnungsanwesen, Fertighäuser und gartenbauliche Anwesen sowie für Campingplätze und Caravans.
Norm DIN 18015
Die Norm DIN 18015 regelt Vorschriften für elektrische Installationen in Wohngebäuden und stellt für Sie im Rahmen einer Elektriksanierung somit eine bedeutsame Grundlage dar. Grundsätzlich sind in der Norm alle wichtigen Angaben rund um die geltende Mindestausstattung von Wohnräumen enthalten. Zudem werden Einzelheiten zur richtigen Anordnung und Führung der Elektroleitungen beschrieben sowie auf die ordnungsmäßige Anordnung von Betriebsmitteln eingegangen. So wird in der Norm beispielsweise auch erklärt, wie viele Stromkreise und Steckdosen pro Haus beziehungsweise pro Raum benötigt werden.
RAL-RG 678
Ergänzt wird die DIN 18015 durch die Richtlinie RAL-RG 678, die wichtige Standards und Anforderungen in Hinblick auf den Komfort sowie die Energieeffizienz beschreibt. Es findet hierbei eine Einteilung der Elektrikausstattung in verschiedene Klassen statt. Dabei werden jeder Klasse Sterne zugeordnet, die für den Standard stehen. Grundsätzlich nimmt hierbei der Standard einer Klasse mit zunehmender Sternanzahl ebenfalls zu. Berücksichtigt werden bei dieser Richtlinie unter anderem die Lichtplanung, die Rollladensteuerung, die Heizungssteuerung sowie der Brand- und Einbruchschutz.
Wovon hängen die Kosten für die Erneuerung ab?
Wie viel eine Erneuerung der Elektrik schlussendlich kostet, ist von verschiedenen Faktoren abhängig. Neben dem Alter der bisherigen Anlage ist auch die Art und Weise der Ausführung der vorhandenen elektrischen Anlage ein weiterer wichtiger Kostenfaktor. Hinzu kommt der Aspekt, welcher Ausstattungsstandard beziehungsweise welches Ausstattungsniveau mit der Erneuerung der Elektroinstallation erreicht werden soll. Seriöse Elektrofachbetriebe, welche Sie schnell und einfach auf Blauarbeit finden, bieten Ihnen hierbei in der Regel unterschiedliche Ausstattungsvarianten an. In den meisten Fällen können Sie im Zuge dessen zwischen einer Grundinstallation, einer mittleren Ausstattung sowie einer gehobenen Ausstattung auswählen. Darüber hinaus werden die entstehenden Kosten auch durch die Anzahl der benötigten Schalter, Steckdosen und Beleuchtungen beeinflusst. Auch die erforderliche Menge an Leerrohren sowie die Länge an Kabeln haben einen weiteren Einfluss auf die entstehenden Kosten. Sollen im Rahmen der Modernisierung der Elektroinstallation zusätzliche Geräte und Anlagen verbaut werden, steigen die Kosten mit jeder Technik nochmals weiter an. Ebenfalls ein zu beachtender Kostenfaktor stellt der Arbeitsaufwand dar, den der Elektrofachmann für die durchzuführenden Elektroarbeiten aufzubringen hat.
Demnach sind die entstehenden Kosten für die Erneuerung einer Elektroinstallation von folgenden Faktoren abhängig:
- Alter und Ausführung der bisher verbauten elektrischen Anlage
- Ausstattungsstandard, der erreicht werden soll
- benötigte Anzahl an Schaltern, Steckdosen und Beleuchtungen
- erforderliche Menge an Leerrohren
- benötigte Kabellänge
- zusätzliche Geräte beziehungsweise Anlagen
- Arbeitsaufwand
Wie teuer ist es, die Elektrik erneuern zu lassen?
Die Kosten für die Erneuerung der Hauselektrik betragen je nach gewünschtem Ausstattungsstandard zwischen 60 und 300 Euro pro Quadratmeter. Für eine Standardausstattung müssen Sie im Schnitt mit Kosten von 60 bis 85 Euro pro Quadratmeter rechnen, wohingegen sich eine gehobenere Ausstattung auf etwa 85 bis 130 Euro pro Quadratmeter beläuft. Soll im Rahmen der Elektrosanierung eine Aufrüstung mit BUS-System erfolgen, belaufen sich die Kosten hierfür auf circa 150 bis 300 Euro pro Quadratmeter.
Sollen beispielsweise die Elektroinstallationen in einem Wohnhaus aus dem Jahre 1969, das über fünf Zimmer und eine Wohnfläche von 120 Quadratmetern verfügt, erneuert und modernisiert werden, belaufen sich die Kosten auf folgende Positionen:
Position |
Kosten |
Zeitgemäße Leitungen, Schalter und Dosen |
4.000-5.000 € |
Lichtschalter und Steckdosen (jeweils inklusive Leitung) pro Raum |
20-30 € |
Rollladenschalter pro Raum |
120-150 € |
programmierbare oder ansteuerbare Schalter pro Raum |
50-70 € |
Raumthermostate pro Raum |
50-70 € |
Arbeitskosten für Installation der Basisausstattung und eventuelle Vorarbeiten (wie Fräsen von Schlitzen) |
6.000-7.200 € |
Gesamtkosten |
11.200-13.800 € |
Kosten pro Quadratmeter |
93,33-115 € |
In dem aufgeführten Kostenbeispiel wurden im Rahmen der Erneuerung der Elektroinstallation in allen Räumen elektrische Rollladensteuerungen, programmierbare Schalter sowie Einzelraumtemperaturregelung verbaut. Durchgeführt wurden all diese Arbeiten von einem Fachbetrieb. Somit bezieht sich dieses Kostenbeispiel auf einen konkreten Einzelfall mit einer individuellen Ausstattung sowie passenden Geräten und Materialien. Je nachdem, was bei Ihnen also erneuert werden soll, können die Kosten daher deutlich variieren.