Letzte Aktualisierung am 8. Juli 2024 von Mika Lehmann
Bei einer Vorhangfassade handelt es sich um eine Fassadenkonstruktion, die als selbsttragende Schale vor dem Gebäude aufgebaut wird. Sie schirmt das Gebäude vor Wind, Regen und Feuchtigkeit ab und trägt mitunter auch zum Sonnen- und Wärmeschutz bei. Dies gelingt, weil eine Vorhangfassade das Bauwerk wie eine Hülle umschließt. Bereits Ende des 19. Jahrhunderts gab es Vorhangfassaden mit den neu aufkommenden Verfahren zur Stahl- und Glasverarbeitung.
Aufbau einer Vorhangfassade
Eine Vorhangfassade wird mithilfe einer Unterkonstruktion am Rohbau oder mittels tragender Stützen befestigt. Hierfür werden waagerechte und senkrechte Metallprofile angebracht, die zumeist aus Aluminium bestehen. Die Unterkonstruktion dient dann für die Montage von Flächenelementen wie Glasfeldern oder Fassadenplatten, die dem Gebäude quasi vorgehangen werden. Darauf ergibt sich eine Fassadenkonstruktion, die geschossübergreifend funktioniert.
Arten von Vorhangfassaden
Je nachdem, wie die Vorhangfassade aufgebaut und montiert ist, unterscheidet man verschiedene Arten von Vorhangfassaden. Im Wesentlichen können Vorhangfassaden als Pfosten-Riegel-, Element-, Doppel-, Structural-Glazing- oder Pfosten-Riegel-Fassaden realisiert werden.
Besteht eine Vorhangfassade aus senkrechten Pfosten und waagerechten Riegeln, spricht man von einer Pfosten-Riegel-Fassade. Mithilfe von Pressleisten werden dann auf der Unterkonstruktion Glasscheiben oder Paneele als Fassadenelemente angebracht. Die Montage erfolgt zumeist auf der Baustelle, da die Bauteile der Pfosten-Riegel-Fassade einzeln angeliefert werden. Eine solche Vorhangfassade verfügt zudem über eine Entwässerungstechnik, die auf mehreren Ebenen integriert wird. Generell wirkt die Pfosten-Riegel-Fassade eher filigran und ist deshalb sehr beliebt bei Bauherren. Dies ist vor allem deshalb der Fall, weil die Fassade wie eine großflächige Glasfront anmutet und dem Gebäude ein modernes Aussehen verleiht.
Eine weitere Art von Vorhangfassaden sind Elementfassaden. Hier sind alle Komponenten bereits vormontiert und werden als fertige Module angeliefert. Die Module sind zumeist geschosshoch und enthalten Komponenten wie Fenster, Paneele und Brüstungen. Dadurch lässt sich die Vorhangfassade vor Ort schnell und einfach anbringen. Die Montage wird von unten nach oben vorgenommen, wobei die einzelnen Fassadenmodule ineinander gesteckt werden. So leicht die Montage ist, so kompliziert ist der Transport der Elementfassaden, da die Module mitunter sperrig sind. Diese Art von Vorhangfassaden wird besonders gerne verwendet, wenn es sich um hohe Gebäude handelt. Da die Montage ohne Gerüst erfolgt, können so enorme Kosten eingespart werden.
Dient die Vorhangfassade vor allem der Wärmedämmung und dem Schallschutz, ist eine Doppelfassade sinnvoll. Eine solche Doppelfassade besteht aus zwei Glashüllen, die im Abstand von 50 bis 100 Zentimetern montiert werden. Zwischen den beiden Glashüllen kann nun Luft zirkulieren, was den Schall von außen dämpft und die Wärme im Gebäude hält. Die Kosten und der Wartungsaufwand dieser Art von Vorhangfassade sind höher als bei den restlichen.
Eine Art der Vorhangfassade, die auf den Einsatz von Schrauben und Pressleisten verzichtet, ist die Structural-Glazing-Fassade. Hier kommt ebenfalls eine Unterkonstruktion zum Einsatz und die Fassadenelemente werden am Tragewerk befestigt. Anders als bei allen anderen Arten von Vorhangfassaden verwendet man hierfür allerdings eine Hightech-Verklebung. Entstehen Fugen zwischen den Glaspaneelen, werden diese mit Silikon abgedichtet. Um einen optimalen Halt zu gewährleisten, gibt es in Deutschland spezielle Auflagen, wenn Structural-Glazing-Fassaden bei höheren Bauwerken montiert werden sollen. Überschreitet das Gebäude eine Höhe von acht Metern, ist für die Glaselemente eine zusätzliche mechanische Halterung erforderlich.
Vor- und Nachteile von Vorhangfassaden
Vorhangfassaden erfreuen sich dank ihrer positiven Eigenschaften großer Beliebtheit und werden von Baubetrieben insbesondere bei höheren Gebäuden häufig verbaut. Allerdings bringt diese Fassadenart einige Nachteile mit sich, die es zu beachten gilt.
Ein klares Pro von Vorhangfassaden ist, dass sie sich auf vielfältige Weise gestalten lassen und in ästhetischer Hinsicht begeistern. Dies ist vor allem bei Gewerbegebäuden der Fall, die komplett von Glas bedeckt sind und dadurch eine elegante und moderne Optik erhalten. Aber auch Bauwerke, an denen Metallpaneele angebracht sind, haben einen ganz besonderen architektonischen Reiz. Schön anzusehen sind zudem bunte Fassadenverkleidungen, die mithilfe farbiger Paneele realisiert werden. Selbst Holzfassaden oder schräge Konstruktionen sind dank Vorhangfassaden-Konstruktionsweise möglich. In Hinblick auf das Design und den ästhetischen Anspruch sind Vorhangfassaden damit klar im Vorteil.
In funktionaler Hinsicht überzeugen Vorhangfassaden ebenfalls, da ihre Konstruktionsweise dazu beiträgt, dass die Sonneneinstrahlung und Hitzeentwicklung in Innenräumen reduziert wird. Vorhangfassaden erhöhen somit die thermische Effizienz von Gebäuden und dienen als Blendschutz. Die Vorhangfassade trägt weiterhin dazu bei, dass die Außenwand vor Feuchtigkeit geschützt wird, und unterstützt damit die Langlebigkeit eines Bauwerks. Zudem haben Vorhangfassaden eine schalldämmende Funktion.
Ein klarer Nachteil von Vorhangfassaden ist, dass sie deutlich teurer sind als andere Fassadenarten. Vorhangfassaden liegen klar im oberen Preissegment. Im Vergleich zu herkömmlichen Fassadenarten ist auch die Montage aufwendiger, da eine Vorhangfassade vor der Außenseite des Bauwerks angebracht wird.
Kosten für eine Vorhangfassade im Vergleich zu anderen Fassadenarten
Eine Vorhangfassade ist deutlich teurer als andere Fassadenarten – mitunter drei- bis sechsmal so teuer, bringt aber eine ganze Reihe von Vorteilen mit sich, die andere Fassadenarten nicht haben. Die folgende Tabelle zeigt die Kosten pro Quadratmeter für die gängigsten Fassadenarten und stellt sie der gängigsten Vorhangfassadenart, der Pfosten-Riegel-Fassade, gegenüber.
Fassadenart | Kosten pro m² |
---|---|
Putzfassade mit Dämmung | 100 Euro |
Klinkerfassade mit Dämmung | 120 bis 400 Euro |
vorgehängte hinterlüftete Holzfassade | 160 bis 300 Euro |
Pfosten-Riegel-Fassade | 300 bis 600 Euro |