Entlastungspaket – Auswirkungen auf das Handwerk

Letzte Aktualisierung am 8. Juli 2024 von

Titelbild von pattilabelle – stock.adobe.com

Die Bundesregierung hat auf die aktuell hohen Energiepreise reagiert und nach langen Verhandlungen ein Entlastungspaket in Milliardenhöhe auf die Beine gestellt, das die Energiekosten abfedern und Belastungen der Bürger abfangen soll. Teil des Pakets sind unter anderem ein Energiepreispauschale für Erwerbstätige, die Senkung der Spritsteuer, günstige ÖPNV-Tickets und weitere Entlastungen. Welche Auswirkungen das Entlastungspaket der Ampel-Koalition auf Handwerker hat und wie es von ihnen aufgenommen wird, verraten wir hier.

Das Entlastungspaket 2022 im Überblick

Das rund 17 Milliarden Euro teure Entlastungspaket soll die Bürgerinnen und Bürger Deutschlands in Hinsicht auf die explodierenden Energiekosten entlasten. Wie die einzelnen Beschlüsse der Bundesregierung aussehen, erfährst du im Folgenden.

Energiepreispauschale in Höhe von 300 Euro für Erwerbstätige

Alle einkommensteuerpflichtigen Erwerbstätige sollen einmalig eine Energiepreispauschale in Höhe von 300 Euro bekommen. Dieser soll als Zuschuss zum Gehalt als eine Einmalzahlung ausbezahlt werden. Konkret heißt das, dass die Energiepreispauschale über die Lohn- oder Gehaltsabrechnung erfolgt. Auf den Energiezuschuss werden allerdings Steuern fällig. Wie viel letztendlich für den einzelnen Erwerbstätigen übrig bleibt, lässt sich pauschal nicht beantworten. Auch bei der Frage, wann es den Zuschuss für Erwerbstätige gibt, herrscht noch Unklarheit.

Senkung der Energiesteuer auf Benzin und Diesel

Die Bundesregierung senkt die Energiesteuer auf Kraftstoffe auf das europäische Mindestniveau. Für alle Bürgerinnen und Bürger heißt das, dass das Tanken an der Zapfsäule etwas günstiger wird. So soll der Benzinpreis um 30 Cent je Liter und der Dieselpreis um 14 Cent pro Liter fallen. Diese Regelung ist auf drei Monate befristet. Ab wann es Rabatt auf den Spritpreis geben soll, ist bisher noch nicht bekannt.

Günstige ÖPNV-Tickets für 9 Euro im Monat

Neben den Entlastungen im Sprit- und Energiebereich möchte die Ampel-Regierung den Umstieg auf die öffentlichen Verkehrsmittel schmackhaft machen. So soll bundesweit für 90 Tage ein ÖPNV-Ticket eingeführt werden, dass nur 9 Euro pro Monat kosten soll. Die Bundesländer sollen für die Umsetzung dieser Maßnahme entsprechende Mittel bekommen. Wie groß der Nutzungsraum des 9-Euro-Monatstickets im öffentlichen Personennahverkehr sein soll, ist noch unklar.

Alte Gasheizungen sollen früher ausgetauscht werden

Die Koalition hat sich außerdem für eine Wärmepumpe-Offensive entschieden. So soll nicht erst ab 2025, sondern schon ab 2024 jede neu eingebaute Heizung zu 65 Prozent mit erneuerbaren Energien betrieben werden. Außerdem ist ein neues Austauschprogramm für über 20 Jahre alte Heizanlagen geplant. Wie die Wärmepumpe-Offensive und das neue Austauschprogramm aussehen sollen, steht noch nicht fest. Sicher ist allerdings, dass dadurch der Druck auf Immobilien-Eigentümer steigt, die noch alte Gas- oder Ölheizungen besitzen.

Weitere Entlastungen für Familien mit Kindern und Sozialleistungsempfänger

Teil des Entlastungspakets sind auch Hilfen für Familien mit Kindern und Sozialleistungsempfänger. So soll es für jedes Kind ergänzend zum Kindergeld einmalig 100 Euro extra geben. Der Einmalbonus wird auf den Kinderfreibetrag angerechnet und über die Familienkassen ausgezahlt.

Darüber hinaus sollen Sozialleistungsempfänger zu der bereits beschlossenen Einmalzahlung in Höhe von 100 Euro zusätzlich 100 Euro bekommen.

Wann genau das zusätzliche Geld kommt, ist noch nicht bekannt.

Handwerk kritisiert das Entlastungspaket 2022 als ungenügend für Betriebe

Laut Hans Peter Wollseifer, dem Präsidenten des Zentralverbands des Deutschen Handwerks, bringen die im Paket enthaltenen Maßnahmen nicht die erhoffte Entlastung für Handwerksbetriebe. Die geplanten Maßnahmen zielen in erster Linie auf Privathaushalte und seien ungenügend für die Belange des Handwerks. Wollseifer bemängelt vor allem, dass die Entlastung bei den Spritkosten nur temporär sei. Da davon auszugehen ist, dass die explodierenden Sprit- und Energiekosten länger als drei Monate andauern werden, profitieren viele Handwerksbetriebe nur partiell vom Entlastungspaket und müssen die Zeit darüber hinaus weiter mit den hohen Belastungen zurechtkommen. Laut Wollseifer sollten auch zusätzlich die Verbrauchssteuern bei Strom und Gas auf die europäischen Mindestsätze gesenkt und die CO2-Abgabe befristet ausgesetzt werden, um besonders für energieintensive Handwerksbetriebe eine bessere Entlastung bieten zu können.

Matthias Forßbohm, Präsident der Handwerkskammer zu Leipzig, findet zudem, dass es auch inakzeptabel sei, dass die Senkung der Steuern auf Diesel nur halb so hoch ausfalle wie beim Benzin. Denn viele Handwerksunternehmen seien für die Durchführung ihrer Leistungen auf Dieselfahrzeuge angewiesen. Hier sei eine Nachbesserung erforderlich, um besonders kleinere und mittlere Betriebe gezielter entlasten zu können.

Der Zentralverband des Deutschen Bäckerhandwerks nimmt das Entlastungspaket mit gemischten Gefühlen auf. Das Paket sei zwar ein notwendiger Schritt und werde zu einer spürbaren Senkung der Produktions- und Logistikkosten führen, allerdings dürfen die Maßnahmen nicht zu mehr bürokratischen Aufwand bei den Betrieben führen. Zudem seien weitere Schritte für eine nachhaltige Entlastung der Betriebe notwendig.

Fazit: Entlastung wird spürbar sein, aber nicht ausreichend

Das Entlastungspaket stellt auch für das Handwerk eine Entlastung dar und ist ein notwendiger Schritt in die richtige Richtung im Angesicht der steigenden Sprit- und Energiepreise. Denn so können unter anderem Produktions- und Logistikkosten gesenkt werden. Allerdings sind die Maßnahmen laut diverser Stimmen aus dem Handwerk zum aktuellen Zeitpunkt nicht ausreichend, um das Handwerk vollständig zu entlasten. Aufgrund der zeitlichen Befristung auf drei Monate und dem ungenügenden Umfang des Entlastungspakets sollen vor allem kleine, mittlere sowie energieintensive Handwerksbetriebe nicht allzu stark von den Entlastungen profitieren können.

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