Letzte Aktualisierung am 8. Juli 2024 von
Am 19. März begeht die katholische Kirche den Namenstag des heiligen Josef, dem Schutzpatron der Handwerker. Wer war Josef? Und warum gilt er als Schutzpatron der Handwerker?
Die meisten von uns kennen Josef von Nazareth wahrscheinlich aus der Weihnachtsgeschichte. Er wird im Neuen Testament als Vater bzw. Ziehvater Jesu und Verlobter, bzw. Ehemann Marias genannt.
Josef war ein Handwerker
Josef wird vor allem als Patron der Zimmerleute angesehen, da er laut Matthäusevangelium ein Zimmermann gewesen sein soll. In der Lutherübersetzung heißt es „Ist er [Jesus] nicht der Sohn des Zimmermanns?“ (Mt. 13,55). Daher wird Josef bis heute als Schutzheiliger der Zimmerleute verehrt. Doch die Übersetzung ins Deutsche ist an dieser Stelle nicht ganz genau.
Josef – Mehr als ein Zimmermann
Im griechischen Text steht der Begriff „Tekton“, den Luther mit „Zimmermann“ übersetzte. Doch im antiken Griechenland umfasste dieser Begriff wesentlich mehr. Ein „Tekton“ erlernte sowohl den Umgang mit Holz als auch mit Stein und vielen weiteren Materialien. Oft wird der Begriff sogar im Sinne von „Architekt“ oder „Baumeister“ verwendet. Ein „Tekton“ war also weit mehr als ein Zimmermann, er konnte ganze Häuser planen, mauern und ein Dach daraufsetzen. Wenn man bedenkt, dass in Galiläa, der Gegend im Norden Israels, in der Josef vermutlich lebte, Häuser überwiegend aus Stein und mit Flachdächern gebaut wurden, kann er wahrscheinlich gar kein Zimmermann im eigentlichen Wortsinn gewesen sein.
Zimmermann, Steinmetz oder Schmied?
Das Neue Testament wurde aus dem Griechischen zuerst ins Lateinische übersetzt, so auch das Matthäusevangelium. Der Begriff „Tekton“ wurde hier mit „Faber“ übersetzt, ebenfalls ein Begriff, der mehrere Berufe bezeichnet. Auch den Zimmermann, aber auch jemand, der mit Stein oder Marmor arbeitet, also ein Steinmetz. Auch Schmiede wurden oft als „faber“ bezeichnet. Kurzum: Man kann den Begriff „faber“ ganz allgemein als Handwerker, Künstler oder Arbeiter übersetzen. Wenn man also von den griechischen Originaltexten und der lateinischen Übersetzung ausgeht, so kann man durchaus verstehen, warum Josef bereits seit der Spätantike besonders von Handwerkern jeglicher Gewerke verehrt und so im Laufe der Zeit zu ihrem Schutzpatron wurde. Man glaubt, dass der heilige Josef die Handwerker besonders schützt. Man bittet den heiligen Josef um Schutz vor Unfällen während der Arbeit, aber auch, dass Aufträge und Arbeiten gelingen mögen. In der Spätantike und im frühen Mittelalter wurde Josef oft als Schmied dargestellt. Im Spätmittelalter ging man dann dazu über, Josef auf Bildern und als Statuen vermehrt als Zimmermann darzustellen. Oft hält er ein Winkelmaß in der Hand.
19. März – Josefstag hat eine lange Tradition
Auch heute noch wird der Josefstag am 19. März in überwiegend katholischen Gegenden begangen. In vielen Kirchen werden Messen gelesen, und Handwerker nehmen in ihrer traditionellen Kluft oder Tracht daran teil.
Dass dieser Tag am 19. März begangen wird, ist kein Zufall, denn dieses Datum spielte schon in der Antike eine wichtige Rolle. Die Römer verehrten Minerva als Göttin der Weisheit, der Kriegsführung und der Kunst sowie als Beschützerin der Handwerker und Händler. Sie entsprach also in etwa der griechischen Göttin Athene.
Im Römischen Reich war die Verehrung der Minerva so wichtig, dass sie neben Jupiter und Juno als eine der drei Stadtgottheiten Roms auf dem Kapitol verehrt wurde. Wie alle römischen Gottheiten hatte auch Minerva einen Gedenktag. Das Hauptfest der Minerva wurde am 19. März begangen, Zünfte und Innungen begingen an diesem Tag ihre Handwerkerfeste. Als das Christentum den römischen Götterkult nach und nach ablöste, übernahm die Kirche diesen Tag einfach und widmete diesen Josef. So wurde statt der Minerva fortan an diesem Tag Josef verehrt, aber als Handwerker musste man sich nicht großartig umstellen.
In Bayern gibt es eine Josefspartei
In Baden und Bayern war der 19. März bis in die 60er Jahre sogar ein gesetzlicher Feiertag. In einigen Schweizer Kantonen und Teilen Spaniens sowie in Liechtenstein ist er das bis heute, in einigen österreichischen Bundesländern ist am Josefstag schulfrei. Früher galt im süddeutschen Raum der 19. März als Einstellungstag für Saisonarbeiter im Handwerk und in der Landwirtschaft, da um diese Zeit der Winter dem Ende zugeht und der Frühling beginnt: „Wenn’s erst mal Josefi ist, endet auch der Winter gewiss“, besagt beispielsweise eine alte Bauernweisheit. Für viele Landwirte und Handwerker beginnt rund um den Josefstag somit die Arbeitssaison. In Bayern gibt es seit den 70er Jahren die „Königlich Bayerische Josefspartei“, deren einziges Ziel ist, den 19. März wieder als Feiertag einzuführen.