Letzte Aktualisierung am 8. Juli 2024 von
Seit Januar 2020 gibt es die Zusatzbezeichnung „Bachelor Professional“ als Ergänzung für den Meistertitel. Mit ihr soll klargestellt werden, dass der Meister gleichwertig mit dem akademischen Bachelor ist. Auch Monate nach der Einführung gibt es noch viele Fragen zum Thema. Wir beantworten sie:
Wer darf sich Bachelor Professional nennen?
Bachelor Professional dürfen sich alle Menschen nennen, die eine Meisterprüfung im Handwerk bestanden haben. Dazu gehören auch Handwerker, die ihren Meistertitel schon länger haben. Ein aktualisiertes Zeugnis ist dafür nicht nötig. Wenn gewünscht kann man jedoch eine Zweitschrift bei der zuständigen Handwerkskammer beantragen.
Wie verwendet man den Titel korrekt?
Der Zentralverband des Deutschen Handwerks empfiehlt folgende Verwendung: „Bachelor Professional im Beispielhandwerk“. Ein Dachdeckermeister kann sich also auch „Bachelor Professional im Dachdeckerhandwerk“ nennen. Es besteht jedoch keine Verpflichtung, den Titel so zu nutzen. Handwerker können selbst entscheiden, welchen der beiden Titel sie nutzen. Wenn man Lust hat, darf man auch beide Titel verwenden. Beide Titel sind gleichwertig und es gibt keine Vorgaben, in welcher Reihenfolge man sie verwendet.
Wie wird Bachelor Professional abgekürzt?
Eine Abkürzung gibt es für den Bachelor Professional noch nicht. Handwerksmeister können jedoch die Abkürzung „me.“ Für „Meister“ nutzen, wenn es mal etwas kürzer werden soll – zum Beispiel auf einer Visitenkarte. Diese Abkürzung ist jedoch nicht durch ein Gesetz entstanden. Es handelt sich um ein Angebot der Handwerkskammer Wiesbaden, das nur Handwerksmeistern zur Verfügung steht.
Master Professional und Geprüfter Berufsspezialist
Zusätzlich zum Bachelor Professional wurde mit dem neuen Berufsbildungsgesetz auch die Bezeichnung Master Professional eingeführt. Macht man mit einem Meistertitel eine Fortbildung zum Betriebswirt, erhält man den Zusatz „Master Professional“.
Gesellen können nach einer abgeschlossenen Ausbildung die Bezeichnung „geprüfter Berufsspezialist“ („certified professional“) verwenden.
Gibt es den Bachelor Professional nur im Handwerk?
Nein, denn Aufstiegsfortbildungen gibt es in vielen verschiedenen Fachrichtungen, zum Beispiel auch in der Industrie. Damit die Bezeichnung genutzt werden kann, müssen jedoch die entsprechenden Fortbildungsverordnungen angepasst werden. Bis jetzt ist das laut dem Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) in folgenden Berufen geschehen:
- Geprüfter Bilanzbuchhalter und Geprüfte Bilanzbuchhalterin – Bachelor Professional in Bilanzbuchhaltung
- Geprüfter Fachwirt für Einkauf und Geprüfte Fachwirtin für Einkauf – Bachelor Professional in Procurement
- Geprüfter Kaufmännischer Fachwirt nach der Handwerksordnung und Geprüfte Kaufmännische Fachwirtin nach der Handwerksordnung – Bachelor Professional für Kaufmännisches Management nach der Handwerksordnung
- Geprüfter Industriemeister – Fachrichtung Printmedien oder Geprüfte Industriemeisterin – Fachrichtung Printmedien – Bachelor Professional in Print
- Geprüfter Medienfachwirt oder Geprüfte Medienfachwirtin – Bachelor Professional in Media
- Geprüfter Meister für Veranstaltungstechnik oder Geprüfte Meisterin für Veranstaltungstechnik – Bachelor Professional für Veranstaltungstechnik
- Geprüfter Betriebswirt nach dem Berufsbildungsgesetz oder Geprüfte Betriebswirtin nach dem Berufsbildungsgesetz – Master Professional in Business Management nach dem Berufsbildungsgesetz
- Geprüfter Restaurator im Handwerk oder Geprüfte Restauratorin im Handwerk – Master Professional für Restaurierung im Handwerk
Wie verwendet man den Titel auf Englisch?
Als erfahrener Meister arbeitet man auch schon mal mit Geschäftspartnern zusammen, die kein deutsch sprechen. In diesem Fall lohnt es sich, bei der zuständigen Handwerkskammer eine Übersetzung des Meisterbriefs anzufordern. Den dort angegebenen Titel können Sie ohne Bedenken bei der internationalen Kommunikation nutzen.
Handelt es sich um einen anderen Beruf ohne Bezug zur Handwerksordnung, kann die IHK die Übersetzung erledigen.
Weitere Auswirkungen der Änderung
Die Einführung der neuen Begriffe kann dazu führen, dass die Gleichwertigkeit von akademischer und beruflicher Ausbildung in den Köpfen der Menschen ankommt. Außerdem können sie einen kleinen Teil dazu beitragen, dass die Vorteile des deutschen Ausbildungssystems auch auf internationaler Ebene bekannter werden.
An den Kosten für die Meisterfortbildung oder an der rechtlichen Stellung ändert die Novelle des Berufsbildungsgesetz jedoch nichts, sie schreibt jedoch eine Mindestausbildungsvergütung vor. Lässt man BAföG und Meister-BAföG außer Acht, ist ein Studium an einer öffentlichen Hochschule weiterhin wesentlich günstiger. Mit den Änderungen des Aufstiegs-BAföG zum August 2020 wird der Meister jedoch auch attraktiver gemacht.
Ist der Meister dem Bachelor gleichgestellt?
Das kommt drauf an, wie man „gleichgestellt“ definiert. Auf dem Papier gehören beide Abschlüsse zu Niveau 6 des Deutschen Qualifikationsrahmens und sind damit gleichwertig. Das bedeutet, dass beide eine Tätigkeit ausüben können, deren Komplexität gleichwertig ist. Auch Fachwirt und Techniker werden diesem Niveau zugeordnet.
Der Deutsche Qualifikationsrahmen ist mit dem Europäischen Qualifikationsrahmen kompatibel. Dieser wurde entwickelt, um verschiedene Berufsausbildungen vergleichbar zu machen, was vor allem im internationalen Austausch sehr praktisch ist.
Stufe 1 und 2 | Berufsausbildungvorbereitung |
Stufe 3 | Zweijährige berufliche Erstausbildung |
Stufe 4 | Berufliche Erstausbildungen, die länger als drei Jahre dauern |
Stufe 5 | Zertifizierter IT-Spezialist, Geprüfter Servicetechniker |
Stufe 6 | Bachelor, Meister, Fachwirt, Techniker |
Stufe 7 | Master, Geprüfter Betriebswirt nach Handwerksordnung, Operative Professional (IT) |
Stufe 8 | Promotion |
Nach dem deutschen Qualifikationsrahmen sind Meister und Bachelor also gleichwertig. Trotzdem sollte man die Begriffe nicht vermischen: Ein Meister darf sich zwar Bachelor Professional nennen, aber nicht Bachelor im akademischen Sinn. Ein Bachelor darf sich entsprechend auch nicht Meister nennen.
Bild: Robert Kneschke / stock.adobe.com
Ich freue mich sehr über diese Anerkennung!
In den 70erJahren machte ich in 3jähriger Ausbildung die Prüfung zur Hauswirtschaftsmeisterin mit sehr gutem Ergebnis, durfte sogar als Hauswirtschaftslehrerin an Berufsschulen unterrichten.
Heute freue ich mich sehr, daß nun auch diese Ausbildung, die doch gerade in unserer Gesellschaft von großer Bedeutung ist, richtig anerkannt wird.
Bin längst im Ruhestand, aber freue mich auch für alle, die diesen Beruf ergreifen und das Wissen weiter vermitteln.
Der Begriff “Hauswirtschaftsmeister/in” klingt ja auch nicht annähernd so gut wie “Bachelor professional”!! Es macht mich auch im Alter , nach so vielen Jahren, noch mächtig stolz! DANKE!
Guten Abend, was wir brauchen sind keine akademischen Titel sondern neuen deutschen Erfindergeist und wieder mehr Qualität Made in Germany. Leute die ihr Ansehen durch berufliches Können erwerben und nicht durch irgendwelche akademischen oder nicht akademischen Titel.
Lehrer oder auch Prof. die erst einmal mehrere Jahre z.B. in der Wirtschaft arbeiten bevor man sie in den Lehrbetrieb steckt. Aber auch Eltern die bezüglich der Intelligenz ihrer Kinder sich nichts vormachen und den Kindern dabei helfen diese richtig einzuordnen was z.B. deren berufliche Zukunft angeht wenn es dann mal soweit ist.
Guten Tag,
Ich frage mich nun ob ich mit meinem Meistertitel eine weitere Ausbildung machen kann, die akademische Bachelor machen können? Ich bin Karosserie- und Fahrzeugbaumeister mit Weiterbildung zum Sachverständigen. Wenn ich nun eine Ausbildung zum Fahrzeuprüfer machen möchte, kann ich diese beginnen oder benötige ich dazu den akademischen Bachelor? Bei welchen Stellen kann ich mich hierzu informieren?
Ja, das ist richtig. Mit einem Meistertitel darf man auch ein Bachelorstudium anfangen. In diesem Artikel gibt es mehr Infos dazu. Bei Ihrer zweiten Frage können wir leider nicht weiterhelfen. Sie finden die Antwort aber wahrscheinlich bei Ihrer örtlichen Handwerkskammer.
Guten Abend,
versuchen sie mal einen guten jüngeren deutschen Handwerker zu bekommen ,der von seinem Fach was versteht und dem sein Beruf Spaß macht. Wer will heutzutage den noch körperlich schwer arbeiten und für seine berufliche Weiterbildung zum großen teil noch alles selbst bezahlen?
Natürlich gibt es noch einige, aber die reichen nicht mehr aus und da wird sich auch so schnell nichts ändern.
Gut dass es unsere Nachbaren aus Polen, Rumänien usw. noch gibt, die dass “deutsche Handwerk” noch hochhalten auch ohne Master Professional usw.. wenn die Leute mal abziehen würden, dann gute Nacht Deutschland.
Die Politik und spez. die Wirtschaftspolitik, hat in den vergangenen Jahren verstärkt auf Unternehmen gesetzt, die sich rein mit Dienstleistungen beschäftigen. Klein -und auch mittlere Handwerksunternehmen hat man sterben lassen, die brauch man aber und die wird es auch mit den neuen Berufsbezeichnungen nicht mehr so schnell geben, die sind einfach weg und mit ihnen viele Ausbilder, Meister usw. . Wenn man was tun will, dann sollte man das Problem an der Wurzel packen und die Gründung und Beibehaltung solcher Handwerks-Unternehmen wieder mehr fördern. Kosmetische Korrekturen an irgendwelchen Berufsbezeichnungen wird da nur wenig nützen.
Ich war über 40 Jahre beruflich in Europa unterwegs und habe auch in Deutschland einiges an Firmen gesehen, wo noch was geht und wo fast nichts mehr geht. Ich frage mich sehen denn die verantwortlichen Leute nicht mehr richtig hin oder halten sie die Augen zu, was die wahren Ursachen anbelangt, wenn es immer weniger Leute gibt, die eine Ausbildung im Handwerk machen wollen.
Schönen guten Tag,
habe da nochmal eine Frage dazu? Ich bin Küchenmeister gilt das auch für mich? Der Kochberuf, wie auch alle anderen Ausbildungsberufe in der Gastronomie, unterliegen ja nicht dem Handwerk! Also wird in keine “Handwerksrolle” eingetragen.
Wie gilt das in diesem Falle?
Danke für Ihre Infos.
Eigentlich ist mir neu das das auch für Industriemeister gilt, das ist ja erheblich abgeschwächt zum Handwerksmeister.
Auch ist die Aussage im letzten Absatz des Artikels falsch “nicht gleichwertig”, es ist genau das – gleichwertig – aber nicht gleichARTIG.
Wären sie Artgleich würde der Bachelor plötzlich praktische Fähigkeiten zugesprochen bekommen und der Handwerksmeister Akademiker.
Guten Tag,
dann gilt der Bachelor professional auch für die Hauswirtschaftsmeisterin?
Natürlich heißt es, gib dem Kinď einen schönen Namen, dann hast du Ansehen.
Das freut mich, dass dieser Beruf zu mehr Ansehen gelangt.
Danke für die Information.
Darf ich mich jetzt „Bachelor Professional“ nennen oder muss es Bachelor Professional im XY Handwerk heißen? W
Weil auf einer Visitenkarte passt zum Beispiel „ Bachelor Professional im Metallbauer Handwerk „ nicht gerade drauf….
Würde mich echt interessieren!
Habe nun seit 25 Jahre den Meisterbrief und freue mich dass dieser jetzt auch eine bessere Anerkennung bekommt. Und ich muss sagen, dass ich auch stolz darauf bin und hoffe das viele Junge Fachkräfte diesen Weg einschlagen und den Namen Made in Germany neu aufwerten…
Viele Grüße
Marco
Ich habe in den 80er Jahren meine Meisterprüfung absolviert und bin dann in die „IT“ umgestiegen, habe bei der IHK Fortbildungen zum Fachwirt und technischen Betriebswirt abgelegt. Jahrelang habe ich mich damit schwer getan, anderen Menschen meine Qualifikationsniveau zu erläutern. Umso positiver bewerte ich die neuen Bezeichnungen, die eine echte Vergleichbarkeit des Qualifikationsniveaus unseres dualen Ausbildungssystems ermöglichen und mit denen jeder – auch außerhalb des Handwerks – etwas anfangen kann. Das duale System erfährt dadurch die längst überfällige und nötige internationale Anerkennung und bewegt, so hoffe ich, manch jungen Menschen eine Ausbildung im Handwerk zu absolvieren und , sofern Lust und Motivation vorhanden sind, die zahlreich vorhandenen Weiterbildungsmöglichkeiten zu nutzen.
Hallo!
Eine Frage hätte ich: ich habe nach meiner Meisterprüfung (im Jahre 1982) die Weiterbildung zum „technischen Betriebswirt“ an der rheinischen Akademie in Köln gemacht (im Jahr 1992) und eine interne Prüfung bestanden. Bin ich nun berechtigt, die Bezeichnung „ Master Professional ….“ zu führen?
Schön wäre es 🙂
Für ihre Antwort vielen Dank vorab
Mit freundlichen Grüßen
Kai