Verschiedene Ziegelarten zählen seit der Antike zu den wichtigsten Baustoffen, wenn es um die Errichtung von Häusern, Mauern und anderen Gebäuden geht. Sie bestehen aus Lehm, der in Öfen bei Temperaturen um die 1000 Grad Celsius gebrannt wird. Dadurch erhalten sie eine hohe Festigkeit, eine große Widerstandsfähigkeit gegenüber den Elementen und Temperaturschwankungen sowie ihr optisches Erscheinungsbild.
Während in der Antike nur Vollziegel unterschiedlichen Formats von Hand gefertigt wurden, ist die Fertigungstechnik inzwischen deutlich fortgeschritten. Neben unterschiedlichen Brennverfahren gibt es heute Fertigungstechniken, die Ziegel für die unterschiedlichsten Einsatzzwecke herstellen. Dabei unterscheiden sich die Ziegel durch ihren Aufbau. Hier finden Sie eine Einführung in einige der wichtigsten Ziegelarten im Hausbau.
Allgemeine Normen
Wie bei allen anderen Baustoffen ist auch die Herstellung von Ziegeln durch Normen geregelt. Diese Normen geben klare Auskunft über die zu verwendenden Rohstoffe, die unterschiedlichen Formate sowie die Anforderungen an Festigkeit und Rohdichte.
Bei den für den Hausbau geeigneten Ziegeln ist es vor allem die DIN 105, welche die Details der Ziegelproduktion regelt. Ein Ziegel muss der genauen Definition betreffend des Formats, der Materialeigenschaften und der Ausführung folgen. So ist etwa ein Vollziegel im Normalformat die Maße 24 cm x 11,5 cm x 7,1 cm. Er muss eine Festigkeit von mindestens 4 N/mm² haben und eine Rohdichte von 1,2 bis 2,2 kg/dm³ aufweisen.
Neben der DIN 105 regeln zahlreiche weitere Normen die Formen unterschiedlicher Ziegel. Für den Hausbau ist die DIN 18505 für Leichtziegel und die DIN 1057 für Schornsteinklinker am relevantesten. Daneben gibt es auch Ziegel, die nicht nach Norm entworfen werden, sondern für spezielle Zwecke maßgeschneidert sind. Diese sogenannten Planziegel werden einer individuellen Prüfung unterzogen, um ihre Eignung für den Einsatzzweck sicherzustellen.
Ziegel ohne inneren Hohlraum
Generell lassen sich Ziegelarten in Ziegel mit innerem Hohlraum und Ziegel ohne inneren Hohlraum unterscheiden. Beginnen wir mit den Ziegel ohne inneren Hohlraum:
Vollziegel
Diese ursprünglichen Ziegelarten zeichnen sich dadurch aus, dass sie keine Hohlräume besitzen. Sie bieten einen sehr guten Schallschutz, tragen allerdings wenig zur Wärmedämmung bei. Da sie außerdem sehr frostresistent sind, werden sie heute vor allem als äußerste Schicht einer darunterliegenden Hohlsteinmauer verwendet.
Klinker
Diese bei besonders hoher Temperatur gebrannten Ziegel zeichnen sich durch ihre attraktive Optik und ihre hohe Witterungsresistenz aus. Sie werden bei 1200 Grad in einem als Sinterung bezeichneten Verfahren gebrannt. Anders als Vollziegel werden diese Ziegel nicht verputzt, sondern tragen beispielsweise als Klinkerfassade zum optischen Gesamteindruck des Gebäudes bei.
Blendziegel
Diese Spezialform der Klinker wird erzeugt, indem bei der Sinterung spezielle Stoffe beigemengt werden. Sie brennen sich bei den hohen Temperaturen in die Ziegel ein und erzielen interessante optische Effekte. Diese Ziegelform schmückt zahlreiche Häuser, die im 19. Jahrhundert gebaut wurden. Auch heute wird sie gerne als Fassadenschmuck eingesetzt.
Handschlagziegel
Wer traditionelle Handwerkskunst mag, der wird von Handschlagziegeln begeistert sein. Diese Ziegel werden einzeln händisch mit traditionellen Methoden und Werkzeugen gefertigt. Dank moderner Technik und Qualitätskontrolle stehen sie maschinell gefertigten Vollziegeln in ihren Eigenschaften in nichts nach, sind jedoch wegen des erhöhten Arbeitsaufwands etwas teurer. Hierzulande verwendet man sie vor allem für die Restauration von Gebäuden historischer Baustile, während sie in Entwicklungsländern immer noch im alltäglichen Hausbau eine Rolle spielen.
Ziegel mit inneren Hohlräumen
Zu den Ziegelarten mit innerem Hohlraum gehören:
Lochziegel
Lochziegel sind Ziegel, die Hohlräume enthalten, welche von einer Seite des Ziegels bis zur anderen Seite reichen. Je nach Ziegelformat und Einsatzzweck kann die Fläche der Löcher zwischen 10 und 50 % der Seitenfläche des Ziegels betragen. Durch die isolierende Eigenschaft von Luft weisen Ziegel dieser Art einen besseren Dämmwert gegenüber Vollziegeln auf. Je nach Ausrichtung der Löcher wird zwischen Hochlochziegeln und Langlochziegeln unterschieden. Während die Hochlochziegel Löcher aufweisen, die senkrecht zum Boden stehen, sind die Langlochziegel mit horizontalen Löchern versehen.
Blockziegel
Diese Ziegel zeichnen sich dadurch aus, dass ihre Oberflächen nicht nach dem Brennen abgeschliffen werden. Die rauen Oberflächen bedingen eine höhere Mörtelmenge für einen sicheren Halt. Dies reduziert die Wärmedämmung der Mauer. Dafür sind diese Ziegel günstiger als abgeschliffene Ziegel.
Thermoziegel
Die Hohlräume dieser Ziegel sind nicht mit Luft, sondern mit einem speziellen Isolierschaum verfüllt. Dadurch steigen sowohl ihre Kosten als auch ihre isolierenden Eigenschaften.
Füllziegel
Diese leer produzierten Ziegel werden auf der Baustelle nach dem Mauern mit Beton verfüllt. Dies verbessert ihren Schallschutz und ihre Stabilität sowie ihre wärmeisolierenden Eigenschaften. Im Gegenzug erhöht sich die Arbeitsdauer durch den zusätzlichen Aufwand des Verfüllens.
Akustikziegel
Diese Langlochziegel werden so vermauert, dass ihre Löcher nach außen zeigen. Sie schlucken so Schall und bieten hervorragende Schalldämmung, etwa bei Eisenbahnstrecken oder stark befahrenen Straßen. Sie werden als Außenziegel vor andere, wärmeisolierende Ziegel gemauert.
Planziegel
Diese Ziegel werden für jeden Einsatzzweck speziell angefertigt und im Werk geschliffen. Sie kommen deshalb mit einer besonders dünnen Mörtelschicht von ein bis drei Millimetern Dicke aus. Dies verbessert die Wärmeisolation und erlaubt schnelleres Arbeiten.
Spezialziegel für verschiedene Bereiche des Hauses
Neben ihrer Ausformung werden Ziegelarten auch anhand ihres Einsatzzweckes unterschieden. In unterschiedlichen Bereichen werden Ziegel speziell für die dort vorliegenden Anforderungen gefertigt.
Außenwandziegel
Diese Ziegel erfüllen zahlreiche Zwecke. Sie grenzen nicht nur das Hausinnere von der Umwelt ab, sondern halten auch Umwelt- und Witterungseinflüsse fern. So schützen sie die Bewohner vor Regen, Frost und Hagel, üben eine wärmeisolierende Funktion aus und dämpfen auch Lärm. Da Außenwände fast immer auch tragende Wände sind, müssen diese Ziegel außerdem eine hohe Stabilität aufweisen. Aus diesen Gründen sind Außenwandziegel großformatig angelegt.
Innenwandziegel
Innenwandziegel dienen vorrangig zur Abtrennung der einzelnen Räume des Hauses. Da die Ansprüche an die Isolation geringer sind, werden sie kleinformatiger ausgeführt. Dies hat den Effekt, dass Innenwände schmaler sind und mehr Raum als Wohnfläche zur Verfügung steht.
Kellerziegel
Für den Kellerbereich werden zunehmend nicht mehr Außenwandziegel, sondern spezielle Kellerziegel eingesetzt. Sie sind besonders auf die Anforderungen im unterirdischen Bereich ausgelegt und kommen mit der Belastung durch Feuchtigkeit und drückendes Erdreich hervorragend klar. So erlauben sie es, auch Kellerräume als Wohnräume zu nutzen.
Pflasterziegel
Diese Vollziegel werden nicht im Hausbau, sondern im Pflasterbau verwendet. Ob Terrassen, Auffahrt oder Gartenwege, sie können vielseitig eingesetzt werden. Bei ihrer Konzeption wird ein besonderer Fokus auf die Witterungsbeständigkeit und dynamische Belastbarkeit gelegt. Auch in Sachen Optik gibt es eine große Auswahl unterschiedlicher Pflastersteine für jedes Haus und jeden Geschmack.
Bild: fefufoto / stock.adobe.com