Letzte Aktualisierung am 31. März 2022 von Mika Lehmann
Am Hausbau sind die verschiedensten Handwerker beteiligt – als Bauherr ist es daher sinnvoll zu wissen, welcher Handwerker was macht. Zu den traditionsreichsten Berufen im Baugewerbe zählt dabei der Beruf des Zimmerers. Heute kann man einen Zimmerer engagieren, früher mussten Hausbesitzer dessen Tätigkeiten oft selbst übernehmen. Doch welche Tätigkeiten übernimmt der Zimmerer beim Hausbau überhaupt?
Berufsbild des Zimmerers
Der Zimmerer ist im Bau- und Holzgewerbe tätig – so dreht sich sein Handwerk auch vor allem um die Holzverarbeitung. Sie sind in der Regel in sogenannten Zimmereien tätig, wo sie Holzkonstruktionen und Holzbauten erstellen. Auf Baustellen kümmern sie sich dann vor allem um den Einbau und die Montage vorgefertigter Holzbauteile. So könnte man die Tätigkeiten des Zimmerers schnell mit denen des Tischlers verwechseln: Doch während der berufliche Fokus von Tischlern vor allem auf dem Möbelbau liegt, sind Zimmerleute stärker im Baugewerbe tätig und beim Hausbau eingebunden. So sind Zimmerer durchaus auch am Hochbau beteiligt.
Die Ausbildung zum Zimmerer
Um den Zimmerer-Tätigkeiten nachkommen zu können, ist eine umfangreiche Ausbildung notwendig. Die Handwerksordnung regelt diesen anerkannten Ausbildungsberuf, den der Azubi in der Regel nach drei Jahren erlernt hat. Absolviert wird die Ausbildung zum Zimmerer im dualen System, das heißt zum Teil im Ausbildungsbetrieb und zum Teil in der Berufsschule – so wird sowohl praktisches als auch theoretisches Wissen vermittelt. Unter Umständen kann die Ausbildung jedoch auch in zwei Stufen erfolgen, wodurch sich entweder ein Abschluss zum Ausbaufacharbeiter oder zum Zimmerer erreichen lässt.
Die Ausbildung dreht sich vor allem um Holz- und Werkstoffkunde, Planung und Erstellung von Holzkonstruktionen und -bauten sowie die Instandhaltung und Restaurierung von Holzbauten. Auch der Umgang mit den fachspezifischen Werkzeugen ist von Anfang an fester Bestandteil der Ausbildung – neben Hammer, Hobel und Beitel müssen Zimmerer auch problemlos mit größeren Maschinen umgehen können.
Sobald die Gesellenprüfung bestanden ist, werden aus den Azubis waschechte Zimmerleute. Doch auch danach stehen ihnen noch zahlreiche Weiterbildungsmöglichkeiten zur Verfügung, beispielsweise zum:
- Zimmermeister
- Zimmerpolier
- Zimmerervorarbeiter
- Restaurator
Wer eine eigene Zimmerei gründen möchte, ist an die Meisterpflicht gebunden und muss entweder selbst Handwerksmeister werden oder einen Meister beschäftigen.
Was übernimmt der Zimmerer?
Holz zählt zu den beliebtesten Werkstoffen, auch im Baugewerbe kommen Holzkonstruktionen daher an vielen Stellen zum Einsatz. So gibt es auch für den Zimmerer so einiges zu tun.
Holzbauteile vorab errichten
Meist beginnt die Arbeit des Zimmerers noch in der Zimmerei. Auf der Grundlage von Bauzeichnungen und Skizzen werden Holzbauteile- und konstruktionen im Betrieb mithilfe der verschiedensten Gerätschaften vorgefertigt. Aus unförmigen Holzklötzen werden dann funktionale Bauteile, die ihren Einsatz beispielsweise bei Wandverkleidungen, dem Dachstuhl oder der Treppe finden.
Montage
Auf der Baustelle selbst ist der Zimmerer dann für die Montage der zuvor angefertigten Holzelemente zuständig. Auch hier ist das Lesen und Verstehen der Baupläne von besonderer Bedeutung, um eine fachgerechte Montage zu garantieren. Hier arbeiten die Zimmerleute mit verschiedenen Montagewerkzeugen, unter anderem mit Hammer, Bohrer oder Nagelschießer.
Zimmerleute sind unter anderem verantwortlich für die Montage von:
- Wandverkleidungen
- Holzböden
- Holztreppen
- Balkonen
- Holzgerüsten
Dachstuhl konstruieren
Zu den wichtigsten Aufgaben eines Zimmerers auf der Baustelle zählt die Konstruktion des Dachstuhls. Auch hier richtet sich der Zimmerer nach den Vorgaben der Bauplanung und setzt die gewünschte Dachkonstruktion in die Realität um. Auch für den Dachstuhl fertigen die Zimmerer die Holzelemente in der Regel zuvor in der Zimmerei an, um diese dann auf der Baustelle zu montieren und zusammenzubauen, damit das Dach am Ende robust gegenüber Wind und Wetter ist.
Modernisierung und Umbau
Neben der Anfertigung von Holzkonstruktionen zählt auch die Instandhaltung und Erneuerung von Holzbauteilen zum Aufgabengebiet von Zimmerleuten. Holz gilt zwar als langlebiger Werkstoff, doch auch bei guter Pflege müssen Holzbauteile nach einer gewissen Zeit ausgetauscht werden. Bei alten Fachwerkhäusern beispielsweise ist Holz ein entscheidender Baustoff, der zur Erhaltung des Gebäudes, regelmäßig restauriert werden muss. Gleichzeitig kümmern sie sich auch um die Pflege, indem sie beispielsweise Holz lackieren oder lasieren.
Im Zuge einer Modernisierung wird darüber hinaus auch der Einbau von Dämmstoffen, beispielsweise bei der Dachdämmung oder der Dämmung der Hausfassade, mitunter vom Zimmerer vorgenommen.
Genau wie bei der Konstruktion des Dachstuhls sind Zimmerer auch am Dachbodenausbau beteiligt, beispielsweise wenn man Gauben oder Dachfenster einbauen möchte.
Holzhäuser bauen
Wer ein Holzhaus sein Eigen nennen möchte, ist beim Zimmerer ebenfalls an der richtigen Adresse. Egal, ob Blockhaus oder Schwedenhaus – der Zimmerer kann hier die Holzbauteile vorfertigen und zu einem vollständigen Haus zusammenbauen.
Auch bei Fertighäusern kommt viel Holz zum Einsatz. Bei Fertighausfirmen sind daher oft auch professionelle Zimmerer stark in den Bau mit eingebunden.
Das Richtfest
Neben ihrer vielfältigen Arbeit mit den verschiedensten Holzkonstruktionen, sind Zimmerleute vor allem auch für die Tradition des Richtfestes bekannt. Sobald der Rohbau steht und die Zimmerleute den Dachstuhl konstruiert haben, feiern die Handwerker gemeinsam mit den Bauherren das Richtfest. Es wird direkt auf der Baustelle gefeiert. Der Tradition nach wird ein Richtkranz am Dach angebracht und der Zimmerer hält einen Richtspruch. Im Anschluss trinkt er auf das neue Haus und wirft das Glas vom Dach. Zerschellt das Glas, wird das als gutes Omen für das neue Haus gedeutet.
Bildquelle: contrastwerkstatt/stock.adobe.com
Mein Onkel hat mich letztens zum Thema Zimmerei etwas gefragt, aber ich wusste darüber nichts. Deswegen bin ich echt froh, dass ich diesen Beitrag gefunden habe. Nächstes Mal, wenn ich ihn sehe, kann ich ihm erzählen, was ich hier gelesen habe.
Guten Tag, es stimmt, manchmal ist gar nicht so klar, welcher Handwerker was macht. Schön, dass wir da etwas Licht ins Dunkel bringen konnten.
Viele Grüße, Ihr Blauarbeit-Team. 🙂
Vielen Dank für diesen Artikel und die Info, dass zwar sowohl Tischler als auch Zimmerer mit Holz arbeiten, der Zimmerer aber eher im Baugewerbe und beim Hausbau tätig wird, wohingegen in einer Tischlerei eher Möbel gefertigt werden. Beim Lesen des Artikels ist mir klar geworden, dass ich mich noch nie länger mit dem Beruf des Zimmerers auseinandergesetzt habe. Denn ich dachte immer, dass der Dachdecker den Dachstuhl konstruieren würde und wusste nicht, dass diese Arbeit ebenfalls vom Zimmerer übernommen wird.