Letzte Aktualisierung am 8. Juli 2024 von Alex Mroos
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Auftragsflaute im Handwerk? Was für die meisten erfahrenen Handwerker angesichts voller Auftragsbücher eher absurd klingen mag, trifft auf einige Gewerke im Winter zu und kann gerade bei jungen Unternehmen das ganze Jahr über Probleme machen. Wenn du auch dazu gehörst haben wir hier einige Tipps, wie sich die Auftragsflaute überbrücken und die dadurch entstandene Zeit sinnvoll nutzen lässt.
Weiterbildungen nutzen
Dieses Problem kennen viele Selbstständige und nicht nur als Unternehmer im Handwerk passiert es: Du stößt bei der Arbeit auf ein Problem und denkst dir, dass eine Weiterbildung in dem Bereich sicher nützlich wäre. Oder du hast einfach Interesse an neuen Erfahrungen oder ein besonderes Zertifikat im Blick, das von vielen Auftraggebern gerne gesehen wird. Solche Dinge fallen aber meistens gerade dann besonders auf, wenn der Terminkalender sowieso voll ist und keine Zeit für Weiterbildungen mehr übrig ist. Nutze in der freien Zeit die Weiterbildungsangebote von IHK oder Handwerkskammer um dir neue Fähigkeiten anzueignen oder einfach altes Wissen aufzufrischen. Zusätzliche Bescheinigungen und fachübergreifende Fähigkeiten sind bei Auftraggebern gern gesehen, besonders dann wenn wenig Handwerker in der Umgebung die entsprechende Qualifikation haben. Wenn dein Unternehmen noch nicht so hohe Einnahmen hat, kannst du für Weiterbildungen auch Förderung vom Staat erhalten. Mit dem Vorab-Check des Bildungsministeriums kannst du prüfen, ob die Förderung für dich infrage kommt.
Kontakte auf Veranstaltungen knüpfen
Als Unternehmer findest du eigentlich in fast allen Regionen Veranstaltungen, auf denen du dein Netzwerk ausbauen kannst. Sowohl Handwerkskammern als auch Industrie- und Handelskammern bieten regelmäßig Veranstaltungen an. Auch wenn diese nicht immer für dein Gewerk relevant sind, kann man dort super die Handwerker und anderen Betriebe aus der Region besser kennen lernen. Dadurch kannst du sowohl Kooperationspartner für zukünftige Projekte als auch neue Kunden finden oder einfach schauen, was die Konkurrenz macht. Vielleicht findest du dabei auch heraus, ob es der Konkurrenz aus der Region ähnlich geht oder ob der Auftragsmangel nur auf dein Unternehmen zutrifft. Dann solltest du die Zeit nutzen, herauszufinden was die anderen Unternehmen besser machen und schließlich versuchen das auch umzusetzen.
Auftragssuche auf Blauarbeit
Bist du schon Mitglied bei Blauarbeit? Wenn nicht, lohnt es sich über eine Mitgliedschaft nachzudenken, denn sie bietet nicht nur Zugang zu den besten Aufträgen in ihrer Nähe, sondern auch ein eigenes Profil das perfekt auf die Suchanfragen von potentiellen Kunden abgestimmt ist. Außerdem erhalten alle Mitglieder auch ein Google My Business-Profil und ihre Kontaktdaten werden von uns in 38 Online-Verzeichnissen eingetragen. Dadurch kannst du von den Kunden in der Umgebung noch besser gefunden werden, Auftragsflauten besser vorbeugen und dir über die Bewertungen bei Blauarbeit und Google einen guten Ruf aufbauen.
Während du bereits an einem Auftrag arbeitest, kannst du Blauarbeit außerdem dazu nutzen bereits weitere Aufträge zu finden. So kannst du sicherstellen, dass du bereits nach Abschluss eines Auftrags den nächsten bearbeiten kannst und es gar nicht erst zu einer Auftragsflaute kommt.
Website und Blauarbeit-Profil überarbeiten
Deine Website und den Online-Auftritt solltet du nicht vernachlässigen, denn besonders über Google stoßen Neukunden sehr schnell auf deine Website und auch über Blauarbeit wirst du leichter gefunden, wenn du alle Infos aktuell hältst. Stelle dir folgende Fragen und überarbeite dann die Seite an den richtigen Stellen: Sind alle Leistungen auf der Website zu sehen oder sind neue dazugekommen? Sind alle neuen Zertifikate und erledigte Weiterbildungen zu sehen? Gibt es aktuelle Fotos von dir und deinemTeam? Gibt es gute Vorher/Nachher-Bilder auf deiner Website und dem Profil? Können die Besucher die Bewertungen und Referenzen von vorherigen Kunden sehen und sind diese noch aktuell? Alle genannten Dinge vermitteln Kompetenz, Erfahrung und schaffen in den Kunden ein Gefühl von Vertrauen. Die Bedingung ist jedoch, dass diese Infos immer aktuell sind. Wenn ein Kunde sich eine Website oder das Profil anschaut und nur Infos von 2015 sieht, wird er sich fragen ob der Betrieb noch existiert und andere Betriebe eher vorziehen.
Kosten senken
Um eine Zeitspanne ohne Aufträge überbrücken zu können, ist es sinnvoll einen Blick auf die aktuellen Kosten zu werfen. Kommt gerade wenig Geld durch neue Aufträge herein, sollten auch die Ausgaben so gering wie möglich gehalten werden. Gegebenenfalls können Tätigkeiten, die man normalerweise an andere Dienstleister abgibt, in dieser Zeit auch selbst erledigt werden. Zusätzlich solltest du während einer Auftragsflaute keine größeren Investitionen tätigen, sodass zu den laufenden Kosten nicht noch weitere Ausgaben hinzukommen.
Um Kosten zu senken, entlassen einige Betriebe Mitarbeiter zum Winter hin. Eine Personalreduktion sollte jedoch stets nur das äußerste Mittel zur Kosteneinsparung sein. Spätestens wenn die Auftragsbücher wieder voll sind, werden die entlassenen Mitarbeiter fehlen und die Einarbeitung neuer Mitarbeiter nimmt in der Regel viel Zeit in Anspruch. Gegebenenfalls kann jedoch darüber nachgedacht werden, Mitarbeiter für eine gewisse Zeit an andere Betriebe auszuleihen bis sich die Auftragslage wieder erholt hat.
Ausmisten und Aufräumen
Gerade bei erfahrenen Betrieben kann sich nach Jahren viel Papierkram anhäufen. Schau einfach nach, wie lang die Aufbewahrungsfristen für verschiedene Dokumente sind und schaffe bei Bedarf die nötige Ordnung bei der Buchhaltung. Im Handwerk kommen, je nach Betriebsgröße, auch noch ein oder mehrere Lager dazu, die man im Alltagsstress auch nicht immer vollständig Aufräumen oder Entrümpeln kann. Werkzeuge und Arbeitskleidung solltest du auch auf ihren Zustand überprüfen und gegebenenfalls erneuern falls nötig.
Angebot erweitern
In manchen Gewerken lässt sich bei schlechtem Wetter kaum bis gar nicht arbeiten. Als ausgebildeter Handwerker bist du jedoch in der Regel auch für die Arbeit in anderen Bereichen gut vorbereitet. Mitunter kann es sich also lohnen, darüber nachzudenken das eigene Angebot um zusätzliche Leistungen zu erweitern. So könnten Garten- und Landschaftsbaubetriebe beispielsweise darüber nachdenken auch Winterdienst anzubieten. Gegebenenfalls kann es auch sinnvoll sein, Tätigkeiten anzubieten, die sich wetterunabhängig ausführen lassen.
Auf Blauarbeit kann es immer wieder vorkommen, dass für manche Aufträge nicht der passende Handwerker gefunden werden kann. Hier kann es sinnvoll sein, sich die verfügbaren Aufträge in der Region anzusehen und zu schauen, welche davon auch von dir übernommen werden können – auch, wenn sie möglicherweise nicht deinem Gewerk entsprechen.
Rücklagen bilden & Arbeitslosenversicherung abschließen
In der Selbstständigkeit muss man stets vorausschauend handeln. So solltest du in Zeiten guter Auftragslagen versuchen möglichst Rücklagen zu bilden, die dir dabei helfen Auftragsflauten zu überbrücken. Denn je mehr Rücklagen zur Verfügung stehen, desto mehr Zeit kann logischerweise überbrückt werden, ohne in Bedrängnis zu geraten.
Für mehr Sicherheit kann auch der Abschluss einer freiwilligen Arbeitslosenversicherung sorgen. So können Selbstständige bis zu 6 Monate lang Arbeitslosengeld erhalten, sobald sie weniger als 15 Stunden pro Woche arbeiten. Sie müssen jedoch mindestens 12 Beitragsmonate vorweisen können, um das in Anspruch nehmen zu können. Bei 24 Beitragsmonaten verdoppelt sich der Anspruch auf Arbeitslosengeld auf 12 Monate. Gerade für Gewerke, in denen es zu saisonbedingten Auftragsflauten kommen kann, kann sich die Absicherung durch eine freiwillige Arbeitslosenversicherung also besonders lohnen.
Das stimmt. Im Winter ist da bei uns auch immer Nebensaison. Die Zeit nutzen wir gerne mal für Inventur und Neuausrichtung der Kundenakquise. Im Frühjahr geht es dann wiede r richtig gut los.