Letzte Aktualisierung am 8. Juli 2024 von Alex Mroos
Baustile verraten uns stets mehr über unsere eigene Vergangenheit, denn in der Regel sind sie immer ein Spiegel der jeweiligen Epoche. So gibt es eine Vielzahl verschiedener historischer Baustile mit jeweils eigener Geschichte und teils spezifischen Merkmalen. Wodurch sich die verschiedenen Baustile auszeichnen und wie man sie unterscheiden kann, erfahrt ihr hier in der Übersicht der historischen Baustile.
Baustile in der Geschichte
Anders als andere Stilrichtungen wie zum Beispiel in der Mode oder im Möbeldesign, verändern sich Baustile über die Jahrhunderte hinweg viel langsamer. Dementsprechend kann man aber an dem Baustil eines Gebäudes auch erkennen aus welcher zeitlichen Epoche das jeweilige Bauwerk stammt.
Zu den vorherrschenden europäischen Baustilen zählen in der Regel die folgenden:
- Romanik
- Gotik
- Renaissance
- Barock
- Klassizismus
- Historismus
- Jugendstil
- Moderne
Jeder Stil hat eigene Merkmale, anhand derer man diesen gut erkennen und von anderen Architekturstilen unterscheiden kann. Gleichzeitig gibt es natürlich auch Überschneidungen, was bestimmte Elemente der historischen Baustile angeht.
Je nach Region waren die jeweiligen Stilrichtungen zu anderen Zeiten vorherrschend.
Romanik
Je nach Einordnung beginnt die Romanik in Deutschland im frühen Mittelalter und lässt sich grob in drei Epochen einteilen:
- Frühromanik: ca. von 900 bis 1070
- Hochromanik: ca. von 1070 bis 1170
- Spätromanik: ca. von 1170 bis 1240
Heute lässt sich der romanische Stil vor allem noch bei Bauwerken wie Kirchen, Klöstern oder auch Burgen finden. Oft sind Bauwerke, die man diesem Baustil zuordnen kann, massiv und dunkel. Während ihre Fassaden eher schlicht gehalten sind, wurden die Bereiche über Fenstern und Türen aufwendig gestaltet. Über diesen Öffnungen im Mauerwerk findet man meist halbkreisförmige Bögen. Zusätzlich findet man mitunter sogenannte Fensterrosen und zahlreiche Verzierungen wie beispielsweise Figuren oder Gesichter.
Gotik
Bei der Gotik handelt es sich um einen weiteren mittelalterlichen Baustil. In Deutschland kommt sie etwa ab Mitte des 13. Jahrhunderts auf und zählt bis 1500 zu den vorherrschenden Stilen dieser Bauepoche. So fand die Gotik Anwendung bei Sakralbauten wie Kirchen oder Klöstern, aber auch bei Bauwerken wie Bürger- oder Rathäusern.
Gotische Gebäude zeichnen sich in der Regel durch folgende Merkmale aus:
- Meist hohe Gebäude
- Filigrane Verarbeitung
- Spitzbögen
- Maßwerk
- Außenliegendes Strebewerk
- Durchbrochene Außenwände
- Farbige Glasfenster mit feiner Struktur
- Fensterrosen
- Wasserspeier
Der berühmteste Vertreter dieses Baustils ist in Deutschland der Kölner Dom, dessen Bau Mitte des 13. Jahrhunderts begann.
Renaissance
Die architektonische Renaissance beginnt in den meisten europäischen Regionen im frühen 15. Jahrhundert. Kennzeichnend für diese Stilepoche ist die Rückbesinnung auf Elemente der römischen Antike. Dabei wollten Architekten der Renaissance diese Elemente nicht nur wiederbeleben, sondern auch weiterentwickeln. Im Vordergrund stand dabei vor allem auch ein harmonisches Gesamtbild der Bauwerke. Gleichzeitig lassen sich neben Elementen der Antike auch Stilelemente aus den Epochen Romanik und Gotik finden.
Zu erkennen sind Gebäude der Renaissance unter anderem an den vielen geometrischen Strukturen. Weitere Merkmale sind Säulen, Kuppen, Fries und Gesims sowie Tonnen- und Kreuzgratgewölbe. Der Baustil der Renaissance lässt sich sowohl bei Sakralbauten wie Kirchen als auch bei Profanbauten wie Bürgerhäusern beobachten.
Barock
Im Vordergrund der Barock-Epoche standen prunkvolle, großzügig gestaltete Bauten. Die Epoche umfasst das 17. und 18. Jahrhundert und fand als Baustil vor allem bei Sakralbauten sowie bei Schlössern und Palästen Anwendung. Die Bauweise von Barock-Gebäuden zeichnet sich vor allem durch eine symmetrische Formensprache und konkav und konvex geschwungenen Bauelemente aus.
Vor allem der Innenbereich war häufig großzügig angelegt und aufwendig gestaltet. So findet man filigrane Stuckarbeiten, üppige Verzierungen und teure Materialien wie Marmor oder Gold in den Innenräumen von Barockbauten. Doch auch im Außenbereich wurde häufig darauf geachtet, dass die Gebäude besonders repräsentativ sind. So sind die Repräsentativbauten meist umgeben von großzügigen Parkanlagen. Weitere Merkmale sind Kuppeln, Säulen sowie Skulpturen und Kartuschen. Ein Vertreter dieser Bauepoche ist der Zwinger in Dresden.
Klassizismus
Auch im Klassizismus orientiert sich die Architektur wieder stärker an der Antike. Anders als in der Renaissance aber vor allem an Vorbildern aus der griechischen Antike. Besonders Säulen wurden häufig als Gestaltungselement klassizistischer Gebäude genutzt. Meist findet man auch einen sogenannten Portikus, also ein Säulengang beziehungsweise eine Säulenhalle mit horizontalem Gebälk. Zu beobachten sind diese Stilelemente beispielsweise beim Weißen Haus in Washington D.C oder dem Braunschweiger Schloss. Die Bauepoche umfasst je nach Einordnung den Zeitraum von 1770 bis 1840.
Historismus
Etwa um 1850 löst der Historismus in vielen Teilen Europas die Architekturepoche des Klassizismus ab und zählt von da an bis zum Beginn des Ersten Weltkrieges zu den vorherrschenden europäischen Baustile. Ähnliche wie der Klassizismus zuvor, lässt sich auch beim Historismus die Orientierung an vorangegangen Bauepochen erkennen. Dementsprechend viele stilistische Unterarten lassen sich beim Historismus beobachten:
- Neoromanik
- Neogotik
- Neobyzantinismus
- Neobarock
Welche Bautechnik angewandt wurde, ist mitunter abhängig von der Funktion des jeweiligen Gebäudes. So findet man beispielsweise häufig Kirchen im gotischen Stil, die zu dieser Zeit errichtet wurden, während beispielsweise Bürgerhäuser stärker am Stil der Renaissance orientiert sind und Repräsentativbauten vor allem dem Barock-Stil nachempfunden sind. Viele Gebäude lassen sich heute der Stilepoche des Historismus zuordnen – Das liegt mitunter auch an dem starken Bauboom dieser Zeit, ausgelöst durch die Industrielle Revolution.
Jugendstil
In der Architekturgeschichte kommt der Jugendstil etwa um die Jahrhundertwende vom 19. zum 20 Jahrhundert auf. Unter anderem ist die Stilepoche auch unter den Namen L’Art Noveau, Sezessionsstil oder Modern Style bekannt. Anzumerken ist allerdings, dass es sich beim Jugendstil zunächst nicht um eine in sich geschlossene Stilrichtung handelte, stattdessen entwickelte sich die heutige Abgrenzung aus verschiedenen Stilrichtungen. Gemeinsam hatten diese unterschiedlichen Stil vor allem die Abkehr vom bis dahin vorherrschenden Historismus.
Zu den Merkmalen des Jugendstils gehört darüber hinaus:
- Florale Ornamente/Flächen
- Figuren
- Dekorativ geschwungene Linien
- Abkehr von der Symmetrie
- Design nach dem Motto “Kunst und Leben”
Anzumerken ist allerdings, dass aufgrund der verschiedenen Stilrichtungen nicht alle Merkmale gemeinsam auftreten müssen.
Historische Baustile heute
Auch heute noch lassen sich die verschiedenen Baustile der Architekturgeschichte in manchen modernen Städten finden. In der Regel stehen historische Bauwerke unter Denkmalschutz, um unsere eigene Vergangenheit und die Geschichte der Architektur zu bewahren und dieser zu erinnern.
In der sogenannten Moderne – Also der Architekturepoche in der wir uns gerade befinden – haben sich verschiedene moderne Baustile entwickelt.
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