Letzte Aktualisierung am 7. Juni 2021 von Mika Lehmann
Bei dem Pultdach liegt nur eine geneigte Dachfläche vor. Bei modernen Häusern kann mit dem Pultdach ein besonderer Hingucker geschaffen werden. Historisch gesehen ist sie bei Wohngebäuden kaum aufzufinden, ursprünglich stammt diese Dachform nämlich vor allem aus der industriellen Architektur. Wieso fand das Pultdach also den Weg auf das Wohnhaus und welche Vor- und Nachteile gehen mit der Wahl dieser Dachform einher?
Aufbau und Aussehen
Ein Pultdach erkennt man daran, dass nur eine geneigte Dachfläche vorhanden ist und sich der Dachfirst nicht in der Mitte des Dachs befindet. Stattdessen liegt er über einer der Wände. Dadurch sieht es ähnlich wie ein Pult aus, daher auch der Name. Es weist meist eine geringe Dachneigung auf und ist dem Flachdach sehr ähnlich. In der Regel ist die Dachkonstruktion eines Pultdaches ein einseitig geneigtes Sparrendach. Ein versetztes Pultdach besteht dagegen aus zwei Dachflächen, die versetzt zueinander stehen.
Das Pultdach kann genau wie klassische Dachformen wie Satteldach oder Walmdach auch als Hauptdach eines Hauses konzipiert werden. Beim Hausbau muss dann entschieden werden, in welche Richtung es ausgerichtet sein soll – in der Regel bietet sich hier die Wetterseite im Nordwesten an. Alternativ bietet sich aber auch die Ausrichtung zur Sonnenseite hin an, sofern man eine Solaranlage auf dem Dach installieren möchte.
Der Dachdecker kann das Pultdach mit verschiedenen Materialien eindecken, dazu eignen sich unter anderem:
- Dachziegel
- Betondachsteine
- Bitumen
- Schiefer
- Blech
- Dachpappe
Auch eine Dachbegrünung ist möglich, wenn das Dach flach genug ist.
Vor allem bei Industriegebäuden zu finden
Das Pultdach zeichnet sich durch seine einfache Konstruktion aus. Bevor es auch auf Wohnhäuser gesetzt wurde, konstruierten Architekten vor allem Industriegebäude mit dem Pultdach. Grund dafür war eben vor allem die besagte einfache und dadurch recht kostengünstige Konstruktion. Die hohe Wand beim Pultdach bot außerdem die Möglichkeit, mit großen Fenstern viel Licht in die Industriehalle zu lassen.
Bei historischen Gebäuden findet man das Pultdach jedoch nicht nur auf Garagen, Fabriken, Lager- oder Produktionshallen, sondern auch als Dach auf Seitenschiffen von Kirchen oder Kathedralen.
Eignet sich ein Pultdach für ein Wohnhaus?
Aufgrund der primären Verwendung in der industriellen Architektur, mieden Bauherren das Pultdach lange als Hauptdach für ihr Wohnhaus. Auch heute zählt es nicht zu den am weitesten verbreiteten Dachformen, auf modernen Neubauten ist es allerdings doch hin und wieder zu finden. Mehrere aneinandergereihte Pultdächer bezeichnet man als Sheddach, das bietet sich beispielsweise für Reihenhäuser an. Verwendung als Dach für Wohngebäude fand es vor allem aus gestalterischer Sicht – denn es stellt einen echten Hingucker dar und sticht zwischen klassischen Dachformen besonders heraus. Außerdem kann diese Art des Dachs auch funktionale Vorteile mit sich bringen, es zählt also eher zu den unterschätzten Dachformen. Was spricht also für ein Pultdach, was dagegen?
Vorteile des Pultdaches:
- wetterbeständig guter Wasserabfluss und Selbstreinigungsfunktion
- Einfache Konstruktionsweise
- Kostengünstig
- Verschiedene Gestaltungsmöglichkeiten in Ausrichtung und Dacheindeckung
- Loftähnliches Design mit industriellem Charme
- Kaum Wohnraumverlust unter dem Dach
- viel Licht durch große Fenster im Dachgeschoss ohne Gauben einbauen zu müssen
- Bei Ausrichtung zur Sonnenseite: beste Voraussetzung zur Installation von Photovoltaik– oder Solar-Warmwasseraufbereitungsanlagen
Nachteile des Pultdaches:
- große Hitze im Dachgeschoss in den Sommermonaten
- unter Umständen lauter (z.B. bei Regen)
- gute Dämmung und regelmäßige Wartung nötig
Dachneigung
Die richtige Dachneigung ist hier besonders wichtig. Ist das Dach zu flach, braucht man ein wasserdichtes Unterdach. Ist es zu steil, verliert man zu viel Wohnraum. Möglich ist eine Dachneigung von 11 bis 60 Grad. Auch die Wahl der Dachdeckung wirkt sich auf die Neigung aus: Tondachziegel und Betondachsteine benötigen eine Neigung von mindestens 22 Prozent, um wasserdicht zu sein. Aus diesem Grund werden Wohnhäuser bei dieser Dachform in der Regel mit einer Neigung von 20 bis 30 Grad gebaut. Eine sehr geringe Neigung von unter 11 Grad ist nur mit Trapezblechen möglich.
Für die Wahl der richtigen Dachneigung sollten Sie immer auf die Herstellerangaben der Dachdeckung achten. Das Dach ist nur dann wirklich dicht, wenn deren Anforderungen beachtet werden.
Dämmung
Wie bei den anderen Dachformen hat man auch beim Pultdach drei Dachdämmungs-Varianten, die gut funktionieren:
- Die Aufsparrendämmung wird über den Dachsparren verlegt, vermeidet wärmebrücken und ist damit am effektivsten. Sie ist jedoch auch am teuersten.
- Die Zwischensparrendämmung wird – wer hätte es gedacht – zwischen den Dachsparren angebracht. Sie ist günstiger, aber durch die Sparren bleibt eine Wärmebrücke übrig.
- Die Untersparrendämmung befindet sich unter den Dachsparren. Sie ist weniger zuverlässig als die anderen beiden Arten und wird deswegen gerne in Kombination mit Zwischensparrendämmung genutzt.
Braucht man keinen Wohnraum unterm Dach, kann man statt dem Dach auch die oberste Geschossdecke dämmen. Dafür gibt es trittfeste Dämmplatten oder eine Schüttdämmung. Die Schüttdämmung lässt sich bei sehr flachen Dächern auch von außen aufbringen.
Solaranlage auf dem Pultdach
Richtet man die geneigte Dachfläche des Pultdaches zur Sonnenseite hin aus, kann man effektiv eine Solaranlage auf dem Haus installieren. Dadurch investiert man nicht nur in erneuerbare Energien, sondern steigert auch die Energieeffizienz des eigenen Zuhauses. Häufig wird ein Dach mit Photovoltaik von vorneherein so geplant, sodass die Eindeckung zum Teil entfällt, da die Module die eigentliche Dachabdeckung bilden.
Um die Solaranlage optimal zu nutzen, sollte das Pultdach neben der Ausrichtung zur Sonnenseite hin auch eine gewisse Neigung aufweisen. Eine Neigung von 30 bis 35 bietet sich hier an. Das gilt sowohl für Photovoltaik als auch für Solarthermie.
Kosten
Der Aufbau ist bei dieser Dachform recht einfach und es braucht weniger Material. Auch Dachrinnen und Fallrohre werden nur an einer Seite benötigt. Aus diesem Grund ist es zum Beispiel auch günstiger als ein Satteldach.
Bezieht man alle Arbeiten mit ein – also Dachkonstruktion, Dämmung und Dachdeckung – kommt man auf Gesamtkosten von 200 bis 250 Euro pro Quadratmeter. Die genauen Kosten im Einzelfall können natürlich abweichen. Um ein passendes Angebot zu bekommen lohnt es sich, einen Auftrag bei Blauarbeit zu erstellen. So kommen Sie schnell zu Ihrem eigenen Pultdach oder finden eine andere Dachform, die besser zu Ihren Bedürfnissen passt.