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Ein Handwerker verputzt eine Wand mit dunkelgrauem Putz

Putzarten – Übersicht & Eigenschaften

Foto von RGtimeline – iStock

Putz ist ein vielseitiger Baustoff, der sowohl im Innen- als auch im Außenbereich von Gebäuden eingesetzt wird. Er dient nicht nur der optischen Gestaltung, sondern erfüllt auch wichtige bauphysikalische Funktionen: Im Innenbereich reguliert er die Raumfeuchtigkeit und beugt Schimmelbildung vor, im Außenbereich schützt er das Mauerwerk vor Witterungseinflüssen und Feuchtigkeit. Dieser Ratgeber erklärt die wichtigsten Putzarten, ihre Eigenschaften, Anwendungsbereiche und gibt praktische Hinweise zur Auswahl.

Grundlagen von Putz

Putz besteht im Wesentlichen aus Bindemitteln (z.B. Kalk, Zement, Gips, Lehm oder Kunstharz), Zuschlagstoffen (z.B. Sand, Kies) und Wasser. Die Zusammensetzung bestimmt die Eigenschaften und Einsatzbereiche des Putzes. Mineralische Putze (Kalk, Zement, Gips, Lehm) sind diffusionsoffen, d.h. sie lassen Wasserdampf durch und ermöglichen ein „Atmen“ der Wände, was das Raumklima verbessert. Organische Putze (Kunstharzputze) sind wasserabweisend und elastisch, eignen sich besonders für den Außenbereich und Wärmedämmverbundsysteme.

Innenputze dienen der Gestaltung und dem Schutz von Innenwänden, regulieren die Raumfeuchtigkeit und schaffen eine glatte Oberfläche für Tapeten oder Farben. Außenputze schützen die Fassade vor Regen, Wind und Frost, tragen zur Wärmedämmung bei und prägen die optische Erscheinung des Gebäudes.

Außenputz-Arten

Diese Putzarten kann man an Außenwänden und in Feuchträumen einsetzen. Sie können aber auch in anderen Innenräumen genutzt werden.

Kalk-Zement-Putz (Klasse P II)

Diese Mischung ist robust und wasserabweisend, eignet sich daher für Feuchträume (Bäder, Keller) und den Außenbereich. Kalk-Zement-Putz ist diffusionsoffen, mechanisch belastbar und langlebig, neigt aber zu Spannungsrissen und ist nicht für wärmedämmende Systeme geeignet.

Zementputz der (Klasse P III)

Zementputz ist ein besonders robuster und widerstandsfähiger Putz, der hauptsächlich aus Zement als Bindemittel besteht. Er hat eine mittlere Druckfestigkeit von mindestens 10 N/mm², was ihn besonders belastbar macht. Dank seiner dichten Struktur ist er ideal für den Einsatz in Feuchträumen, Sockelbereichen oder unter der Geländeoberfläche geeignet. Aufgrund seiner harten Oberfläche kann Zementputz Spannungen im Mauerwerk nicht gut abfedern, was zu Rissbildung führen kann.

Kunstharzputz/Dispersionsputz (Klasse P Org)

Kunstharzputz ist flexibel, wasserabweisend und langlebig. Er passt sich der Unterlage gut an und eignet sich besonders für Wärmedämmverbundsysteme (WDVS) und Betonflächen. Kunstharzputz ist in vielen Farben und Strukturen erhältlich und bietet eine hohe mechanische Widerstandsfähigkeit.

Silikonharzputz

Silikonharzputz ist sehr wasserresistent und schützt die Fassade effektiv vor Pilz- und Algenbefall. Er ist langlebig, resistent gegen biologische und chemische Einflüsse und eignet sich besonders für Fassaden mit hohen Ansprüchen an Witterungsbeständigkeit.

Silikatputz

Silikatputz ist mineralisch gebunden, sehr wasserbeständig und witterungsfest. Er bietet eine hohe Wasserdampfdiffusion, ist schimmelhemmend und nahezu unbrennbar. Silikatputz eignet sich für mineralische Untergründe und ist besonders für den Außenbereich geeignet.

Buntsteinputz

Buntsteinputz enthält farbige Natursteingranulate, die der Oberfläche eine dekorative Optik verleihen. Er ist elastisch, kratzfest, witterungsbeständig und wird oft für Sockelbereiche, Fensterumrahmungen und Einfriedungen verwendet.

Innenputz-Arten

Diese Putzarten eignen sich nur für trockene Innenräume. Für Bäder und Küchen sind sie nicht geeignet.

Kalkputz (Klasse P I)

Kalkputz ist besonders atmungsaktiv und schimmelhemmend, da Kalk durch seine Alkalität Pilzwachstum verhindert. Er reguliert die Raumfeuchtigkeit effektiv und verbessert das Raumklima. Kalkputz wird oft in historischen Gebäuden und bei ökologischem Bauen verwendet. Er ist jedoch teurer und schwieriger zu verarbeiten als Gipsputz.

Gipsputz (Klasse P IV)

Der meistverwendete Innenputz ist Gipsputz. Er ist feinkörnig, glatt und lässt sich gut verarbeiten. Gipsputz ist feuerhemmend, feuchtigkeitsregulierend und diffusionsoffen, was ein gesundes Raumklima fördert. Er eignet sich für alle normal belasteten Innenwände und Decken, ist preiswert und ökologisch unbedenklich. Allerdings ist Gipsputz nicht wasserabweisend und daher nicht für Feuchträume geeignet.

Anhydritputz (Klasse P V)

Anhydritputz ist ein mineralischer Putz, der aus calciniertem Gips (Anhydrit) als Bindemittel besteht. Anhydritputz ist besonders hart und belastbar, was ihn ideal für stark beanspruchte Innenwände macht. Er lässt sich leicht verarbeiten und bietet eine glatte Oberfläche für weitere Beschichtungen. Wie andere Gipsputze reguliert Anhydritputz die Luftfeuchtigkeit und trägt so zu einem gesunden Raumklima bei. Im Vergleich zu Kalk- oder Zementputz trocknet Anhydritputz schneller. Er neigt weniger zu Rissen als viele andere Putzarten.

Lehmputz

Lehmputz ist ein ökologisches Material, das durch seine feuchtigkeitsregulierenden Eigenschaften ein gesundes Raumklima schafft. Er ist diffusionsoffen, nicht brennbar und kann Schadstoffe binden. Lehmputz ist jedoch wasserlöslich, teuer und neigt bei trockener Luft zu Rissbildung. Er wird oft in historischen oder ökologischen Bauprojekten eingesetzt.

Typische Kosten (Richtwerte)

  • Gipsputz: 10–20 €
  • Kalkputz: 20–30 €
  • Kalk-Zement-Putz: 15–25 €
  • Robust, für Feuchträume
  • Lehmputz: 25–40 €
  • Sehr teuer, ökologisch
  • Kunstharzputz: 20–40 €
  • Elastisch, für Außenbereich
  • Silikatputz: 30–50 €

Wann welche Putzart sinnvoll ist

Innenbereich:

  • Trockene Räume: Gipsputz (glatte Oberfläche, preiswert)
  • Feuchträume (Bäder, Keller): Kalk-Zement-Putz oder Silikatputz (wasserabweisend, schimmelhemmend)
  • Historische Gebäude, ökologisches Bauen: Kalkputz oder Lehmputz (natürliche Materialien, diffusionsoffen)

Außenbereich:

  • Fassaden: Kunstharzputz, Silikonharzputz oder Silikatputz (wetterfest, wasserabweisend)
  • Sockelbereiche, stark beanspruchte Flächen: Buntsteinputz (kratzfest, dekorativ)
  • Wärmedämmverbundsysteme: Kunstharzputz (flexibel, rissüberbrückend)

Worauf man bei der Auswahl achten sollte

  • Feuchtigkeitsbelastung: In Feuchträumen nur wasserabweisende Putze verwenden.
  • Untergrund: Mineralische Putze benötigen mineralische Untergründe, Kunstharzputze sind flexibler.
  • Optik: Struktur, Farbe und Glättegrad beeinflussen die Wirkung.
  • Kosten: Gipsputz ist preiswert, Lehmputz und Silikatputz sind teurer.
  • Verarbeitung: Manche Putze (z.B. Kalkputz) erfordern mehr Erfahrung, andere (z.B. Gipsputz) sind einfacher zu verarbeiten.

Putzmörtel werden in der DIN 18550 und der DIN 18558 definiert. Dort werden sie auch in verschiedene Klassen unterteilt. Diese Klassen erwähnen wir auch in den nächsten Abschnitten. Bei der Auswahl des Putzes können dir auch diese Angaben finden, die man auf Verpackungen und Datenblättern findet:

  • GP: Normalputz
  • LP: Leichtputz
  • OC: Einlagiger Außenputz
  • CR: Edelputz
  • R: Reparatur-/Sanierputz
  • T: Wärmedämmputz
  • CS: Druckfestigkeit (von I bis IV)
  • W: Kapillare Wasseraufnahme (0 bis 2)
  • T: Wärmeleitfähigkeit des getrockneten Putzes

Wichtig: Achte darauf, dass Putzsäcke beim Transport oder bei der Lagerung nicht feucht werden.

Auftragungsmethoden

Bei der Auftragung von Putz gibt es verschiedene Methoden und Varianten, die je nach Putzart, Einsatzbereich (Innen oder Außen) und gewünschter Optik gewählt werden. Hier die wichtigsten Auftragungsvarianten im Überblick:

Manuelle Auftragung (Handputz)

  • Anwerfen (Kellenwurfputz): Der Putzmörtel wird mit der Kelle „angeworfen“, also gegen die Wand geworfen. Dadurch entsteht eine charakteristische, oft rustikale Oberflächenstruktur. Diese Technik erfordert handwerkliches Geschick und wird häufig bei traditionellen oder dekorativen Putzen eingesetzt, z.B. bei Kalkputz oder Rustikalputz.
  • Aufziehen: Der Putz wird mit einer Glättkelle oder Traufel glatt auf den Untergrund aufgetragen und anschließend geglättet oder strukturiert. Diese Methode eignet sich besonders für Innenputze wie Gips- oder Kalkputz.
  • Reiben und Filzen: Nach dem Auftragen wird die Oberfläche mit einem Reibebrett oder Filzbrett bearbeitet, um eine gleichmäßige Struktur zu erzielen. Typisch für viele Außenputze, z.B. Münchner Rauputz oder Rillenputz. Zu langes Reiben kann jedoch die Oberfläche verhärten und rissanfällig machen

Maschinelle Auftragung (Maschinenputz)

Hier wird der Putz maschinell aufgetragen, was besonders bei großen Flächen oder im Neubau üblich ist. Der Putz wird in mehreren Schichten aufgespritzt, wobei die erste Schicht oft glatt abgezogen und die zweite auf den noch feuchten Untergrund aufgespritzt wird.

Mehrschichtige Putzsysteme

  • Unterputz und Oberputz: Oft wird zunächst ein Unterputz als Haftgrund und Ausgleichsschicht aufgetragen, darauf folgt der Oberputz, der die finale Optik und Schutzfunktion übernimmt. Dies ist besonders bei Außenputzen und Wärmedämmverbundsystemen (WDVS) üblich, wo der Unterputz Unebenheiten ausgleicht und der Oberputz die dekorative und schützende Schicht bildet
  • Dämmputz: Wird in dicker Schicht (bis 100 mm) aufgetragen, um die Wärmedämmung zu verbessern. Hier sind spezielle Techniken und Materialien nötig, um Risse zu vermeiden

Spezielle Oberflächentechniken

  • Strukturputz: Durch unterschiedliche Körnungsgrößen und Bearbeitungstechniken (z.B. Reiben, Kratzen, Rollen) entstehen dekorative Oberflächen wie Rauputz, Kratzputz oder Spachtelputz. Diese Techniken werden sowohl innen als auch außen eingesetzt, um individuelle Optiken zu schaffen
  • Edelputz: Wird oft als dünne, dekorative Schicht aufgetragen, z.B. bei Sanierputzen oder mineralischen Oberputzen. Edelputze sind besonders im Außenbereich als Oberputz von WDVS verbreitet

Unterscheidung nach Zuschlagstoffen

Eine weitere Möglichkeit, Putzarten zu unterscheiden, ist die Art der verwendeten Zuschlagstoffe. Diese beeinflussen die Eigenschaften und Einsatzbereiche des Putzes maßgeblich. Man unterscheidet drei Kategorien von Zuschlagstoffen:

Mineralische Zuschläge

  • Blähton
  • Kies
  • gemahlenes Gestein
  • Perlite
  • Sand
  • Split
  • Quarzsand

Organische Zuschläge

  • EPS
  • Glasfaser
  • Glasmehl
  • Häcksel
  • Kork
  • Kunststoffgranulat
  • Polystyrol
  • Stroh

Additive Zuschläge

  • Haftungsverbesserer
  • Dichtungsmittel
  • Metalloxide
  • Trocknungsbeschleuniger
  • Trocknungsverzögerer

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