Letzte Aktualisierung am 8. Juli 2024 von Mika Lehmann
Seit 2021 gibt es in Deutschland zum ersten Mal einen CO2-Preis, um die Emissionen zu senken und den Klimawandel zu verlangsamen. Das bemerkt man vor allem als Autofahrer oder als Besitzer einer Ölheizung. Hier zeigen wir, wie man sich am besten vorbereitet und Geld sparen kann.
Wie funktioniert die CO2-Steuer?
Die CO2-Steuer sind eigentlich Zertifikate, die deutsche Rohstoffhändler kaufen müssen, zum Beispiel für Benzin, Diesel, Heizöl oder Erdgas. Dadurch steigen die Preise der Produkte und sie werden unattraktiver. CO2-Preise wirken also einerseits über die höheren Kosten, aber andererseits auch über die zusätzlichen staatlichen Einnahmen, die für Investitionen in Klimaschutz oder Entlastungen an anderen Stellen genutzt werden. Alle Einnahmen fließen in den Klima- und Transformationsfonds, mit dem verschiedene Förderungen und Entlastungen finanziert werden. Eine dieser Entlastungen war die Abschaffung der EEG-Umlage.
Worauf wirkt sich der CO2-Preis aus?
Der CO2-Preis betrifft vor allem fossile Brennstoffe
- Heizöl
- Erdgas
- Flüssiggas
- Benzin
- Diesel
- Flugbenzin
- Kohle seit 2023
- Abfälle seit 2024
Ab 2024 wird auch die Abfallverbrennung in den CO2-Preis einbezogen, weil auch dort viel CO2 ausgestoßen wird. Dadurch werden auch Anreize für die Vermeidung von Abfällen und ein besseres Recycling gesetzt.
Bei Biobrennstoffen wird der CO2-Preis anteilig berechnet, zum Beispiel für Biogas oder Biodiesel. Nur bei nachhaltigem Biogas aus Abfällen oder von bestimmten Ackerflächen nimmt man einen Preis von 0 an.
Höhe und Entwicklung
- 2021: 25 Euro pro Tonne
- 2022: 30 Euro pro Tonne
- 2023: 30 Euro pro Tonne
- 2024: 45 Euro pro Tonne
- 2025: 50 Euro pro Tonne
- 2026: 55 bis 65 Euro pro Tonne
- 2027: Preis ergibt sich über EU-Emissionshandel
Ab 2026 steigt der CO2-Preis abhängig von den jährlichen Emissionen und die Zertifikate werden versteigert. Er wird jedoch nicht über 65 Euro liegen. Ab 2027 werden Verkehr und Heizen auch in den europäischen Emissionshandel einbezogen. Dadurch wird der Preis wahrscheinlich auf über 100 Euro pro Tonne steigen. Nach Berechnungen der London Stock Exchange Group könnte er bis 2040 sogar die 400 Euro erreichen, falls die EU sich bis dahin ein Ziel von 90% Reduktion setzt.
CO2-Kostenrechner und Tabellen
Hier findest du einen Überblick über die zusätzlichen Kosten durch die CO2-Bepreisung. Gib einfach deinen Wärmebedarf in den Rechner ein oder nutze die Tabelle darunter.
CO2-Kosten bei einer Gasheizung
Jahr | CO2-Preis pro Tonne | Zusatzkosten bei 5.000 kWh | Zusatzkosten bei 10.000 kWh | Zusatzkosten bei 15.000 kWh | Zusatzkosten bei 20.000 kWh |
---|---|---|---|---|---|
2021 | 25 € | 30 € | 60 € | 90 € | 120 € |
2022 | 30 € | 36 € | 72 € | 108 € | 143 € |
2023 | 30 € | 32 € | 64 € | 97 € | 129 € |
2024 | 45 € | 54 € | 108 € | 161 € | 215 € |
2025 | 50 € | 60 € | 120 € | 179 € | 239 € |
2026 | ca. 60 € | 72 € | 143 € | 215 € | 287 € |
2027 | 100 € | 120 € | 239 € | 359 € | 478 € |
Für diese Berechnung nutzen wir einen Wert von 200,88 g CO2/kWh. Für 2023 verwenden wir in der Tabelle die gesenkte Mehrwertsteuer von 7 Prozent. Bei den Werten für 2027 handelt es sich nur um eine Preisschätzung. Der Preis von 100 Euro pro Tonne wurde schon 2023 kurz erreicht, aber wie er sich bis 2027 entwickelt ist schwer zu sagen.
CO2-Kosten bei einer Ölheizung
Jahr | CO2-Preis pro Tonne | 500 Liter | 1.000 Liter | 2.000 Liter |
---|---|---|---|---|
2021 | 25 € | 40 € | 80 € | 159 € |
2022 | 30 € | 48 € | 96 € | 191 € |
2023 | 30 € | 48 € | 96 € | 191 € |
2024 | 45 € | 72 € | 144 € | 288 € |
2025 | 50 € | 80 € | 159 € | 319 € |
2026 | 60 € | 96 € | 191 € | 383 € |
2027 | 100 € | 159 € | 319 € | 638 € |
Für diese Berechnung nutzen wir den Wert für Heizöl (EL) von 2,68 kg/Liter. Für alle Jahre gilt die reguläre Mehrwertsteuer von 19 Prozent.
CO2-Steuer umgehen
Besitzt man eine Ölheizung, fällt die Preiserhöhung besonders hoch aus. Dann kann sich ein Umstieg auf eine Wärmepumpe oder Holzheizung anbieten. Bei Gasheizungen ist der Anstieg hingegen nicht so stark. In beiden Fällen lohnt es sich, die Förderungen für energetische Sanierungen im Blick zu behalten und bei Bedarf die Gebäudedämmung zu verbessern oder eine nachträgliche Kerndämmung durchzuführen. So kann man die Heizkosten insgesamt senken, egal um welchen Brennstoff es sich handelt. Ob sich der Einbau einer neuen Heizung lohnt oder eine Sanierung nötig ist, kann Ihnen ein Energieberater sagen.
Ist die Gas- oder Ölheizung schon etwas älter, kann sich auch ein Umstieg auf eine moderne Brennwertheizung lohnen. Die kommen zwar auch nicht komplett ohne Gas oder Öl aus, aber verwerten sie zumindest viel besser. Außerdem kann man sie mit einer Wärmepumpe oder Solarthermie kombinieren.
Darüber hinaus kann man den Verbrauch und die Treibhausgas-Emissionen auch mit kleineren Maßnahmen senken:
- Stoßlüften statt Kipplüftung
- Optimale Raumtemperatur einstellen
- Regelmäßige Heizungswartung
- Heizungsrohre dämmen
- Hydraulischer Abgleich
CO2-Preis bei Vermietung
Seit 2023 dürfen Vermieter bei Zentralheizungen nicht mehr die komplette CO2-Steuer umlegen, sondern nur noch einen Anteil, der sich nach der Effizienz des Gebäudes richtet. Bei sehr schlecht gedämmten Gebäuden zahlt der Vermieter 95 Prozent der CO2-Steuer. Bei sehr gut gedämmten zahlen Mieter ihn komplett, haben dafür aber geringe Heizkosten. Ausnahmen gibt es für denkmalgeschützte Gebäude und Fernwärme.
Wenn die Heizkosten nicht über den Vermieter abgerechnet werden – zum Beispiel bei einer Gasetagenheizung – musst du die Aufteilung selbst berechnen und deinem Vermieter in Rechnung stellen.
Warum wurde die CO2-Steuer eingeführt? Reicht der EU-Emissionshandel nicht?
Seit 2005 gibt es das Emissionshandelssystem der EU. Dort wird – anders als beim deutschen CO2-Preis – kein fester Preis definiert, sondern eine Obergrenze für CO2-Emissionen. Die CO2-Bepreisung entsteht schließlich dadurch, dass CO2-ausstoßende Betriebe genug Zertifikate kaufen müssen, um ihren jährlichen Ausstoß auszugleichen. Haben sie dann nicht genügend Zertifikate, müssen sie hohe Strafen zahlen. Andersherum können sie aber auch ihren Ausstoß senken und die überschüssigen Zertifikate an andere Marktteilnehmer verkaufen. 2021 lag der Preis noch bei 33 Euro, jetzt liegt er bei ungefähr 85.
Das EU-System deckt jedoch nur ungefähr 40 Prozent der gesamten Emissionen ab. Es betrifft zwar große Kraftwerke und Flugreisen innerhalb der EU, aber nicht die Sektoren Verkehr, Gebäude und Dienstleistungen. Bei den ersten beiden setzt die deutsche CO2-Steuer an. Erst ab 2027 werden diese Sektoren auch in den EU-Emissionshandel aufgenommen, der dann die nationalen CO2-Preise wieder ersetzt.
Mit Was und Wie soll ich ein Haus heizen, wenn ich auf die Ölheizung verzichte (ausbaue)?
Das hängt vor allem von der Dämmung Ihres Hauses ab. Handelt es sich um einen Neubau oder ein gut saniertes älteres Haus, könnte eine Wärmepumpe die Ölheizung ersetzen. Auch Pelletheizungen sind bei nachhaltigem Anbau CO2-neutral und nicht vom Preis betroffen. Selbst Gasheizungen werden weiterhin gefördert, wenn man sie mit erneuerbaren Energien kombiniert – zum Beispiel mit Solarthermie auf dem Dach. Da der energetische Zustand von Gebäuden so unterschiedlich sein kann empfehlen wir, solche Entscheidungen zusammen mit einem Fachbetrieb zu fällen.