Letzte Aktualisierung am 8. Juli 2024 von
In zahlreichen älteren Haushalten gibt es sie noch – große, an die Wand montierte Nachtspeicherheizungen, die sich über die Nacht mit Strom aufheizen und diese Wärmeenergie über den Tag verteilt abgeben. In ihrer Hochzeit, den 60er und 70er Jahren, noch als sparsame und komfortable Alternative zu Kohleöfen gefeiert, ist diese Form der Heizung heute nicht mehr verbreitet. Zahlreiche Nachteile sprechen dafür, den Wechsel von der Nachtspeicherheizung zu einem anderen Heizungstyp durchzuführen. Hier erfahren Sie, welche Nachteile eine alte Nachtspeicherheizung mit sich bringt, welche Alternativen bestehen und mit welchen Kosten und Förderungen Sie rechnen können.
Wirkprinzip einer Nachtspeicherheizung
Bei einer Nachtspeicherheizung handelt es sich um eine Elektroheizung, bei der durch den Heizkörper fließender Strom von Widerständen gebremst wird. Die Widerstände heizen sich auf und erzeugen so die gewünschte Wärmeenergie. Im Gegensatz zu einem Radiator wird die produzierte Wärme nicht sofort zur Verfügung gestellt, sondern in einem speziellen Speichermedium gelagert. Die Heizung ist so konzipiert, dass sie sich während der Nacht aufheizt und ausreichend Wärmeenergie speichern kann, um die Wohnung über den Tag verteilt warmzuhalten.
Grund für diesen Aufbau ist die Absicht, günstigen Nachtstrom zu nutzen. In der Nacht sinkt der Stromverbrauch der Industrie und Haushalte gegenüber dem Tag. Da Kraftwerke konstant Strom produzieren sorgt das Überangebot an Strom für einen günstigeren Einkaufspreis für die Versorger. Viele Versorger bieten Tarife an, in denen diese Preissenkung in den Nachtstunden an den Verbraucher weitergegeben wird.
Nachteile von Nachtspeicherheizungen
Grund 1: Heizen mit Strom ist teuer
Verglichen mit anderen Energieträgern wie Heizöl, Gas oder Holzpellets ist Elektrizität die teuerste Variante. Eine Kilowattstunde Strom (26 Cent) liegt weit über denen für eine Kilowattstunde Heizöl (7 Cent), Heizgas (6,11 Cent) oder Holzpellets (5,35 Cent). Auch die Schwankungen auf den Energiemärkten ändern an dieser Tatsache nichts, da die Preise der Energieträger eng miteinander verknüpft sind. Hinzu kommt, dass alte Elektroheizungen über einen schlechten Wirkungsgrad verfügen, also deutlich weniger Energie in Wärme umsetzen als eine moderne Brennwertheizung.
Grund 2: Nachtstrom ist deutlich weniger günstig als vor Jahrzehnten
Zu den Hochzeiten der Nachtspeicherheizung bestand ein signifikanter Preisunterschied zwischen Nachtstrom und Tagstrom. Die Industrie, der Hauptverbraucher von Elektrizität, arbeitete nachts weniger, und auch andere Stromverbraucher waren stark reduziert. In der heutigen Zeit von Schichtarbeit und Städten, die niemals wirklich schlafen, ist der Unterschied zwischen Tagesverbrauch und Nachtverbrauch deutlich geringer. Entsprechend flach fällt auch der Preisunterschied der Stromtarife aus.
Grund 3: Unkomfortable Bedienung
Damit eine Nachtspeicherheizung die maximale Kostenersparnis liefert, muss sie korrekt bedient werden. Wenn die Nachtspeicherheizung zu wenig Nachtstrom zum Aufheizen nutzt, so muss sie mit Tagstrom nachheizen. Der eh schon geringe Spareffekt verpufft so rasch. Andererseits führt eine zu hohe Wärmespeicherung dazu, dass unnötig Strom für ungenutzte Wärme verbraucht wird. Eine intelligente Steuerung von Nachtspeicherheizungen wäre zwar theoretisch möglich, ist aber dank der geringen Nachfrage dieses Heizungstyps nicht wirtschaftlich zu produzieren. Stattdessen müssen die Besitzer dieser Heizungen sich mit veralteten Steuerungseinheiten aus den 60er und 70er Jahren herumschlagen.
Grund 4: Mögliche Schadstoffbelastung
Nachtspeicherheizungen verwenden unterschiedliche Materialien zur Speicherung der Wärme. Eines der beliebtesten Materialien bei der Herstellung war das bis 1993 in Deutschland erlaubte Material Asbest. Diese Gesteinsfasern verfügen über gute Eigenschaften im Bereich der Wärmespeicherung und sind nicht brennbar, führen jedoch nach dem Einatmen zu irreversiblen Schädigungen der Lunge.
Grund 5: Schlecht für die Umwelt
Heizen mit Nachtstrom ist nicht nur schlecht für den Geldbeutel, sondern auch für die Umwelt. Gerade in der Nacht sinkt das Angebot erneuerbarer Energien stark, da keine Solarenergie zur Verfügung steht. Fossile Energieträger wie Kohle oder Öl springen ein, verbunden mit der Produktion von klimaschädlichem Kohlendioxid.
Alternative Heizmöglichkeiten und ihre Kosten
Wenn Sie sich für den Austausch Ihrer Nachtspeicherheizung entscheiden, so müssen Sie sich vor allem zwischen einem neuen, dezentralen Heizkonzept mit Elektroheizungen und einem zentralen Heizkonzept mit Öl, Gas, Pellets oder einer Wärmepumpe entscheiden.
Elektroheizungen
Für die Anschaffung einer neuen Elektroheizung sprechen vor allem die Investitionskosten. Elektroheizungen sind nicht nur in der Anschaffung günstiger, Sie müssen auch keine Rohrleitungen für Heizkreisläufe nachrüsten, die in Häusern mit Nachtspeicherheizung meistens nicht vorhanden sind. Moderne Infrarotheizungen erzeugen schnell die gewünschte Wärme und haben einen guten Wirkungsgrad. Zusätzlich können sie als dekorative Wandelemente wie Bilder oder Natursteinheizungen die unschönen Kästen der Nachtspeicherheizung ersetzen. Für ein Einfamilienhaus genügen meistens schon 5000 Euro, um alle Räume mit einer neuen Elektroheizung auszustatten.
Was Sie jedoch an Investitionskosten einsparen, zahlen Sie aufgrund des hohen Strompreises bei den Heizkosten wieder drauf. Ein Einfamilienhaus benötigt etwa 13.000 Kilowattstunden Strom, um elektrisch beheizt zu werden. Bei den aktuellen Energiepreisen kommen hier schnell 4.000 Euro oder mehr an Heizkosten zusammen. Die Heizkosten und die CO2-Billanz können Sie drücken, wenn Sie einen Teil des notwendigen Stroms mit einer Fotovoltaikanlage erzeugen. Die Anschaffungskosten betragen hier etwa 8.000 Euro. Eine solche Anlage kann mehrere Tausend Kilowattstunden Strom im Jahr produzieren.
Zentralheizungen
Ganz gleich ob Wärmepumpe, Pellets, Gas oder Heizöl, damit Zentralheizungen das Haus beheizen können, muss die Wärme aus dem Heizungsraum in die einzelnen Räume transportiert werden. Das hierzu notwendige Rohrsystem muss bei den meisten Häusern mit Nachtspeicherheizungen nachgerüstet werden. Zu diesem Zweck müssen zahlreiche Rohre verlegt, Löcher in Böden und Wände gebohrt und die Leitungen unter Böden und Putz verborgen werden. Auch der entstehende Bauschmutz und die Lärmbelästigung sollten nicht unterschätzt werden. Hinzu kommt bei allen Zentralheizungen außer Wärmepumpen, dass die Abgase der Kraftstoffverbrennung abtransportiert werden müssen. Wenn kein ausreichend dimensionierter Schornstein vorhanden ist, muss auch dieser nachgerüstet werden. Daneben sind Heizungen dieser Art deutlich teurer. So ist bei einer Gasheizung mit Kosten um die 10.000 Euro zu rechnen, Ölheizungen kosten um die 15.000 Euro, Pelletheizungen können deutlich mehr als 20.000 Euro kosten. Hinzu kommen Kosten für Kraftstoffspeicher oder den Anschluss an das Gasnetz.
Sind diese Investitionskosten jedoch getätigt, können Sie sich über deutlich günstigere Heizkosten freuen. Die verschiedenen Energieträger für Heizungen dieser Art kosten nur einen Bruchteil von Strom, während Wärmepumpen deutlich effizienter sind. Die meisten Zentralheizungen amortisieren sich innerhalb eines Jahrzehnts. Außerdem ist auch die Umweltbilanz Ihrer neuen Heizung deutlich besser als die der alten Nachtspeicherheizung. Die Investitionskosten werden dadurch abgefedert, dass es zahlreiche Förderprogramme gibt, mit denen der Staat den Austausch einer veralteten, ineffizienten Nachtspeicherheizung unterstützt. Sind Sie ein Vermieter, können Sie einen Teil der Investitionskosten über eine Mieterhöhung auf Ihre Mieter umlegen.
Förderungsmöglichkeiten
Wenn Sie sich für den Wechsel von einer alten Nachtspeicherheizung zu einer neuen Heizung entscheiden, so gibt es für Sie zahlreiche Fördermöglichkeiten, die Sie bei unterschiedlichen Trägern beantragen können. So bietet die BAFA (Bundesanstalt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle) für umweltfreundliche Heizungen (Holzheizungen oder Wärmepumpen) oder Hybridheizungen mit umweltfreundlichem Anteil Fördermöglichkeiten, die zwischen 20 und 45 Prozent der Investitionskosten liegen. Die KfW (Kreditanstalt für Wiederaufbau) bietet für klimafreundliche Heizungen ebenfalls Förderprogramme an. Zusätzlich können Sie Kredite der KfW mit äußerst attraktiven Konditionen bei der Finanzierung unterstützen.
Für neue, dezentrale Elektroheizungen gibt es deutlich weniger Fördermöglichkeiten. Alleine eine Solarstromanlage, welche einen Teil des Stromverbrauches abfängt und auch im Sommer die Stromrechnung drückt, wird durch die KfW unterstützt. In allen Fällen ist es notwendig, dass die Förderung rechtzeitig beantragt wird. Der Antrag muss vor Beginn der Arbeiten bei den zuständigen Behörden eingehen. Außerdem müssen die Arbeiten durch eine Fachfirma durchgeführt werden, welche die ordnungsgemäße Installation überwacht und die erhöhte Energieeffizienz bescheinigt. Auf blauarbeit.de finden Sie zahlreiche Heizungsbauer*innen, die Sie im Bereich des Heizungsaustauschs beraten, bei der Beantragung der Förderungen unterstützen und die durchzuführenden Arbeiten schnell und qualitativ hochwertig erledigen.
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