Letzte Aktualisierung am 8. Juli 2024 von Mika Lehmann
Foto von KB3 – stock.adobe.com
Wer Geradlinigkeit, schlichte Gestaltung und klares Design schätzt, für den könnte der Bauhausstil durchaus interessant sein. Denn beim Bauhaus steht gerade die Funktionalität des Hausbaus im Vordergrund – dabei verzichtet es auf Schnörkeleien und überladene Innengestaltung. Das bedeutet jedoch nicht, dass ein Haus im Bauhausstil kalt und ungemütlich sein muss, denn auch hier liegen gewisse Gestaltungsmöglichkeiten vor. Nachfolgend zeigen wir Ihnen, woher der Bauhausstil stammt und was diese Art der Architektur auszeichnet – auch wenn es den einen Bauhausstil eigentlich gar nicht gibt.
Geschichte des Bauhausstils
Der Bauhausstil stammt aus dem Staatlichen Bauhaus, einer der bekanntesten Kunstschulen der Weimarer Republik. Begründet wurde sie von Walter Gropius in der Nachkriegszeit. Heute gilt der Bauhausstil als starker Einflussfaktor für die moderne Architektur. Denn durch das charakteristische Zusammenspiel von Kunst und Handwerk im Bauhaus entstand ein völlig neuer Stil. Neben der Architektur wurde im Bauhaus in sämtlichen Gebieten der freien und angewandten Kunst gelehrt.
Vor Auswahl des eigentlichen Studienfachs erhielten daher alle Studierenden eine Vorlehre zu Materialien, Farben und Formen. Unterrichtet wurde im Bauhaus gleichermaßen von Künstlern wie von Handwerksmeistern. Mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten wurde das Bauhaus jedoch 1933 dann durch Schikane zur Selbstauflösung gezwungen. Viele der Künstler, Lehrer und Schüler des Bauhauses emigrierten dann unter dem Nationalsozialismus und machten den Bauhausstil so international bekannt.
Merkmale des Bauhausstils
Der Einfluss des Bauhauses auf Design und Architektur war so groß, dass die Begrifflichkeit des Bauhausstils heute im allgemeinen Sprachgebrauch verwendet wird. Jedoch ist die eine Definition des Bauhausstils nicht vorhanden. Der Stil zählt eher zu Strömungen wie beispielsweise dem Funktionalismus, der Klassischen Moderne oder der Neuen Sachlichkeit. Wenn heute also von einem Haus im Bauhausstil die Rede ist, handelt es sich dabei streng genommen um von Künstlern des Bauhauses beeinflusste Architektur.
Zu den charakteristischen Merkmalen eines solchen Hauses zählen:
- schnörkellos und geradlinig
- vorwiegend rechte Winkel
- häufig kubische Form, also wie ein Würfel
- Flachdach
- viel Wohnfläche
- Glasfronten und große Fenster, helle Gestaltung
- offene Architektur
- kein Klinker an der Außenfassade
- keine Dachschrägen
So müssen nicht alle Merkmale in der Bauplanung gleichzeitig auftreten, um dem Bauhausstil nahe zu kommen. Insgesamt vermittelt diese Art der Architektur jedoch ein modernes Design, bei dem vor allem funktionale Aspekte im Vordergrund stehen. Gleichzeitig bietet die Architektur bei einem Bauhaus Haus großzügige Wohnflächen und helle offene Räume. Durch die Dachform des Flachdachs entfallen die Dachschrägen auf dem Dachboden, sodass die gesamte Fläche des Hauses nutzbar ist. Auf dem Flachdach selbst besteht die Möglichkeit, eine Dachterrasse für gemütliche Grillabende und lange Sommernächte zu errichten.
Inneneinrichtung im Bauhausstil
Bewohner von Häusern im Bauhausstil schätzen auch bei der Inneneinrichtung die reduzierte Gestaltung, die dann Hand in Hand mit der Architektur geht. So wird auch hier meist auf Schnörkel und überladene Möblierung verzichtet. Stattdessen liegt der Fokus auch hier auf klaren Formen und großzügig gestalteten Flächen. Charakteristisch sind auch die verwendeten Materialien, denn beim Bauhausstil kommen vor allem Stahlrohr, Chrom und Aluminium zum Einsatz. Aber auch ein Materialmix von Metall und Naturmaterialien wie Holz oder Stein ist durchaus möglich. Typische Möbel sind beispielsweise der Freischwinger, der vor allem von Bauhaus-Künstlern weiterentwickelt und bekannt gemacht wurde.
Durch Farben wird den Häusern im Bauhausstil der letzte Feinschliff ihres Charmes verliehen. Bei der Inneneinrichtung wird deshalb vor allem mit den typischen Bauhaus Farben Rot, Gelb und Blau. Diese stehen im Kontrast zur sonst durch schwarz und weiß dominierten Gestaltung.
Haus im Bauhausstil bauen
Wer bei der Bauplanung den Bauhausstil in Erwägung zieht, sollte sich bewusst sein, dass streng genommen nur ein Architekt des Bauhauses ein solches Haus entwerfen kann. Allerdings lässt sich ein Haus bauen, das Elemente des Bauhausstils beinhaltet. Dabei sind Bauherren keine Grenzen gesetzt. Ob Sie also ein Mehr- oder Einfamilienhaus in dieser Architektur bauen wollen, einen Bungalow oder ein mehrgeschossiges Haus, ist Ihnen überlassen – der Stil lässt sich auf viele verschiedene architektonische Gestaltungsmöglichkeiten übertragen.
Ein Haus im Bauhausstil wird häufig in Skelettbauweise errichtet. Es wird also eine Konstruktion aus Stahl aufgebaut, vor die dann eine meist verputzte Fassade gezogen wird. Hinzu kommen häufig Fassaden aus Glas, die man als sogenannten Glasvorhang bezeichnet.
Was die Bauart betrifft, kommt ein Haus im Bauhausstil häufig bei Fertighäusern vor. Das hat vor allem den Vorteil, dass sie schnell errichtet sind und sich die Kosten dabei in Grenzen halten. Außerdem werden die einzelnen Bauteile bei einem Fertighaus extern angefertigt und auf der Baustelle zusammengefügt, sodass der Bauherr schnell ein schlüsselfertiges Haus erwarten kann.
Während solche Häuser architektonisch vor allem durch die Bauten des Bauhauses aus dem 20. Jahrhundert inspiriert werden, steht bautechnisch heutzutage auch Nachhaltigkeit maßgeblich im Vordergrund. Das lässt sich durch die effiziente Bauweise von Fertighäusern, der kubischen Raumaufteilung und guter Dämmung heute bei Häusern im Bauhausstil gut umsetzen.
Insgesamt lässt sich also festhalten, dass der Bauhausstil vor allem für Menschen eignet, die sich modernes und schlichtes Design für ihr Einfamilienhaus wünschen, denn vor allem die helle und offene Gestaltung kommt diesem Wunsch entgegen.