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Tragende Wand entfernen mit einem Bohrhammer.

Wanddurchbruch: Kann man eine tragende Wand entfernen?

Letzte Aktualisierung am 8. Juli 2024 von

Bild: Parilov / stock.adobe.com

Wer sich größere Zimmer in seinem Zuhause wünscht oder zwei Räume miteinander verbinden möchte, muss mitunter einen Wanddurchbruch vornehmen. Was bei Trockenbau-Wänden häufig problemlos möglich ist, gestaltet sich bei tragenden Wänden deutlich schwerer. Doch woran erkennt man eine tragende Wand überhaupt? Ist es möglich bei diesen einen Wanddurchbruch durchzuführen ohne die Statik des Hauses zu gefährden und welche Möglichkeiten gibt es hier?

Woran lässt sich eine tragende Wand erkennen?

Wie aufwendig es ist, Wände zu entfernen, ist stets abhängig davon, ob es sich um tragende Wand handelt oder nicht und ob mitunter Strom- oder Wasserleitungen durch das Mauerwerk verlaufen. Bevor Sie also beispielsweise planen Ihre Küche und Ihr Wohnzimmer zu einer großen Wohnküche zu vereinen, indem Sie die Trennwand zwischen den beiden Räumen entfernen, lohnt es sich herauszufinden, ob es sich dabei um eine tragende Wand handelt. Denn während tragende Wände das Gewicht eines Geschosses oder sogar des ganzen Hauses tragen, Decken halten und so besonders wichtig für die Statik sind, dienen nicht-tragende Wände meist vor allem der Unterteilung von Zimmern oder beherbergen mitunter Versorgungsleitungen in ihren Zwischenräumen. 

In der Regel lassen sich tragende und nichttragende Wände anhand folgender Merkmale unterscheiden: 

Tragende WandNicht-tragende Wand
Alle Außenwände sind tragend, Innenwände können tragend seinKommen nur als Innenwand vor
Im Bauplan meist hervorgehobenWerden im Bauplan nicht hervorgehoben
Insgesamt meist dicke Wände (Bei Häusern mit Baujahr ab den 1990er Jahren mindestens 11,5 Zentimeter)In der Regel schmalere Wände
Bestehen aus massivem Material (z.B. Betonstein oder Ziegel)Bestehen aus leichtem Material (z.B. Trockenbau, Gipskartonplatten)
Klingen nicht hohl von innenKlingen hohl von innen
Liegen geschossweise übereinanderUnterschiedliche Positionen

Gutachten durch einen Statiker: Lässt sich die tragende Wand entfernen?

Während es sich in der Theorie leicht anhört, einfach eine Wand zu durchbrechen, handelt es sich in der Praxis dabei aber um einen schweren Eingriff in die Bausubstanz, der die Standsicherheit des Gebäudes stark einschränken oder im schlimmsten Fall sogar für einen Einsturz sorgen kann und dementsprechend minutiös geplant sein sollte. 

Dementsprechend dürfen Sie als Laie niemals einfach den Durchbruch einer Wand vornehmen, ohne zuvor Rücksprache mit einem Statiker oder einem Bausachverständigen zu halten. Diese Fachleute können Sie damit beauftragen ein kostenpflichtiges Gutachten für Sie zu erstellen. In diesem Gutachten wird die Statik des gesamten Hauses bewertet, geklärt bei welchen Wände es sich um tragende Wände handelt und bestimmt, ob und wie es möglich ist eine tragende Wand zu entfernen. Erfüllt die Wand beispielsweise eine aussteifende Funktion für eine Außenwand, darf man sie generell nie entfernen, da sie zu wichtig für die Standsicherheit des Gebäudes ist. 

Um das Gutachten zu erstellen, nimmt der Statiker die Immobilie genau unter die Lupe. Anhand exakter Messungen und Berechnungen kann dieser dann die Standsicherheit ermitteln und auch für den Fall des Umbaus berechnen. 

Weitere Planung auf Grundlage des Gutachten

Letztendlich gibt das Gutachten dann auch Auskunft über weitere Planungsmöglichkeiten für den Wanddurchbruch: 

  • Die tragende Wand benötigt eine Abstützung
  • Zur Tragfähigkeit müssen Säulen bestehen bleiben
  • Ein Träger muss eingezogen werden
  • Die Wand kann nicht durchbrochen werden

Sollte sich aber bei dem Gutachten herausstellen, dass ein Durchbruch an der entsprechenden Wand nicht möglich ist, müssen Sie Ihren Plan revidieren und gegebenenfalls eine andere Wand auswählen oder möglicherweise ganz auf einen Wanddurchbruch verzichten, um die Bausubstanz der Immobilie nicht zu gefährden. Der Statiker kann Ihnen den Mauerdurchbruch sogar explizit untersagen, wenn diese Maßnahme einen Einsturz provozieren sollte. 

Generell ist der Durchbruch einer tragenden Wand in der Regel genehmigungspflichtig. Bevor Sie also eine solche Maßnahme in Ihrer Immobilie durchführen, sollten Sie sich an der entsprechenden Stelle eine Baugenehmigung einholen

Vor Beginn der Arbeiten sollte auch geprüft werden, ob und wenn ja, welche Leitungen im Inneren der Wand verlaufen. Gerade in alten Häusern verlaufen Leitungen nicht immer ganz einheitlich. Gegebenenfalls müssen beispielsweise Stromleitungen von einem Elektriker neu verlegt werden, um einen Durchbruch möglich zu machen.

Wie läuft der Wanddurchbruch ab?

Sobald die gewünschte Wand durch ein Gutachten als ausreichend geeignet für einen Durchbruch eingestuft wurde, können die eigentlichen Umbaumaßnahmen beginnen. Da es sich aber ja um eine tragende Wand handelt, sind nötige Sicherheitsmaßnahmen zwingend einzuhalten, um die Standfestigkeit des Hauses nicht zu gefährden. Grundsätzlich sollte hier auf jeden Fall eine Fachfirma hinzugezogen werden, um eine fachgerechte Ausführung zu garantierten und bleibende Schäden durch den Wanddurchbruch zu vermeiden. 

Natürlich geht jeder Betrieb anders vor. In der Regel läuft der Durchbruch einer tragenden Wand aber wie folgt ab: 

Wanddurchbruch vorbereiten

Eine umfassende Vorbereitung ist wichtig, damit der Wanddurchbruch reibungslos funktioniert und keine unerwünschten Konsequenzen auftreten. Während das Gutachten von einem Statiker oder einem Bausachverständigen erstellt und der eigentliche Wanddurchbruch durch einen Fachbetrieb ausgeführt werden sollte, gibt es andere Aufgaben, um die Sie sich auch als Laie eigenständig kümmern können. 

  • Tapete entfernen
  • Raum vom Rest des Hauses abschotten
    → Fenster und Türen geschlossen halten, Luftschlitze gegebenenfalls abdichten
  • Möbel aus dem Raum entfernen oder abdecken
  • Raum mit Folien dicht abkleben

Vor Beginn der Arbeiten sollte auch mit einem Bleistift und einer Wasserwaage eingezeichnet werden, wo die Mauer durchbrochen werden und wie groß dieser Mauerdurchbruch ausfallen soll. Um das Einzeichnen und das Abkleben kann sich in der Regel auch der Fachbetrieb kümmern. Soll eine gesamte Zwischenwand entfernt werden, kann meist auf das Anzeichnen verzichtet werden, es sei denn es muss ein Sturz eingebaut werden. 

Abstützung einbauen

Vor dem eigentlichen Durchbruch einer tragenden Wand muss zwingend eine Abstützung eingebaut werden, um die Last der Decke sowie der darüberliegenden Geschosse in den Boden abzuleiten oder auf die umliegenden Mauern abzuleiten. Je nachdem in welchem Stockwerk sich die zu entfernende Wand befindet, sollte auch die tragende Wand im Stockwerk darunter abgestützt werden. Wird das Gewicht über eine seitliche Abstützung aufgefangen, muss diese auf beiden Seiten der Wand eingerichtet werden. 

Anforderungen an die Abstützung können dem Gutachten des Statikers entnommen werden. Entscheidend für die Art der Abstützung ist der Umfang des Durchbruchs. Wenn lediglich der Einbau einer Tür oder eines Fenster geplant ist – Also nur ein Ausschnitt der tragenden Wand entfernt werden soll – kann ein Mauersturz zur Abstützung ausreichen. Bei einem solchen Sturz wird die Traglast auf die umliegenden Mauern abgeleitet. Soll hingegen die ganze Wand entfernt werden, reicht das nicht aus. Hier kann stattdessen beispielsweise auf eine Abstützung durch Stahlträger zurückgegriffen werden. Dieser muss dann in die Wand eingebaut werden. 

Beim Kauf von Stützen sollte vor allem ein besonderes Augenmerk auf die Traglast gelegt werden. Auf Grundlage des Gutachten kümmert sich ein Fachbetrieb dann um den Einbau der Abstützung, um so für die angemessene Sicherheit während der Arbeit sorgen. 

Methoden für den Durchbruch

Je nach Umfang des Wanddurchbruchs kommen verschiedene Methoden zum Einsatz. Diese sehen wie folgt aus: 

  • Hammer und Meißel: Nach und nach lässt sich eine Wand mit Hammer und Meißel abreißen. Diese Variante eignet sich aber eher nur für kleinere Durchbrüche
  • Bohrhammer: Mit dem Bohrhammer lässt sich schneller eine tragende Wand entfernen. Hier ist allerdings Vorsicht geboten, denn das Werkzeug arbeitet mitunter sehr grob und großflächig und ist dementsprechend vor allem für das Entfernen ganzer Wände geeignet, nicht aber für kleinere Durchbrüche. 
  • Winkelschleifer: Mit einem Winkelschleifer lässt sich dank dessen Diamantscheiben sehr genau arbeiten. Allerdings eignet sich der Winkelschleifer nicht für jedes Material. Beispielsweise bei Steinwänden oder Metallarmierungen in der Wand stößt der Winkelschleifer an seine Grenzen
  • Beton sägen: Das Betonsägen hat den Vorteil erschütterungsarm zu sein und weniger Schmutz zu erzeugen. Zusätzlich kann auch mit dieser Methode sehr genau gearbeitet und auf eine nachträgliche Begradigung der Kanten verzichtet werden

Wenn Sie einen Fachbetrieb engagieren, können Sie sicher sein, dass dieser für den Wanddurchbruch die Methode wählen wird, die sich individuell am besten dafür eignet. 

Nach dem Durchbruch

Sobald die notwendigen Träger verbaut und die ganze Wand beziehungsweise der gewünschte Teil davon entfernt wurden, kümmert sich der Fachbetrieb noch darum den eingesetzten Stahlträger oder den Sturz sowie die Laibung zu verputzen. In einem letzten Schritt müssen dann die nicht fest verbauten Stützen abmontiert sowie der bei den Arbeiten entstandene Bauschutt entsorgt werden. 

Was kostet ein Durchbruch durch eine tragende Wand?

Grundsätzlich sollte ein Wanddurchbruch immer von einem Fachbetrieb durchgeführt werden, wenn Sie über keine entsprechenden Vorkenntnisse verfügen – Zu groß sind die Risiken, die im Zusammenhang mit der Arbeit auftreten können. Einen Fachbetrieb für den Wanddurchbruch – zum Beispiel ein Abbruchunternehmen – können Sie ganz leicht finden, indem Sie einen Auftrag bei Blauarbeit erstellen und darin genau beschreiben, welche Mauerarbeiten bei Ihnen erledigt werden sollen. Die Betriebe können Ihnen dann einen Kostenvoranschlag erstellen und Sie haben die Möglichkeit verschiedene Angebote miteinander zu vergleichen, um den passenden Betrieb auszuwählen. Bevor Sie den Auftrag vergeben, kann es auch sinnvoll sein, mit dem Handwerker einen Besichtigungstermin vor Ort zu vereinbaren. 

Insgesamt gestaltet sich ein Wanddurchbruch nicht ganz günstig. Wie hoch die Kosten letztlich ausfallen, ist von verschiedenen Faktoren abhängig. Neben der Größe, dem Material und der Etage der Wand sowie dem Umfang des Durchbruchs spielt auch die Region, in der Sie leben, eine Rolle für die Höhe der Kosten. Weitere Kosten fallen für den Statiker und die Erstellung eines Gutachtens sowie für einen Container zur Bauschuttentsorgung an. Je nachdem, von wo das Unternehmen aus zu Ihnen kommt, können Fahrtkosten anfallen.

Kostenbeispiel für den Durchbruch einer tragenden Wand

Um Ihnen einen gewissen Überblick zu den Kosten für den Durchbruch einer tragenden Wand zu verschaffen, wollen wir Ihnen im Folgenden ein Kostenbeispiel für die verschiedenen Kostenpunkte anhand aktueller Preise im Jahr 2021 bieten:

ArbeitKosten
Gutachten durch einen Statiker250 bis 2000 €
Einrichtung der Baustelle und Vorarbeit100 €
Einbau Stahlträger oder Mauersturz350 bis 500 €
Durchbrucharbeiten400 bis 600 € pro Quadratmeter
Schutt entsorgen100 € pro Quadratmeter
Verputzen10 € pro Quadtratmeter
An- und Abfahrt30 bis 50 €
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